In einer Stadt wie Berlin, wo täglich neue Konzepte entstehen, fällt es nicht leicht, sich als Restaurant mit einem klaren Profil zu positionieren. Das Lo Fūfu am Savignyplatz schafft genau das – durch Konzentration, handwerkliche Klarheit und ein bewusst reduziertes Erlebnis. Was hier serviert wird, folgt keiner Speisekarte. Es folgt einer Haltung.
Interior & Atmosphäre – durchdacht bis ins Detail
Wer das Lo Fūfu betritt, spürt sofort: Dieser Raum wurde mit Absicht gestaltet. Nicht glatt, nicht laut – sondern ruhig, elegant, fast meditativ. Der frühere Standort von The Butcher wurde radikal umgebaut, aber nicht vollständig ausgelöscht. Einzelne Elemente erinnern noch an den Vorgänger, wurden jedoch so angepasst, dass sich ein minimalistischer, japanisch inspirierter Charakter durch den Raum zieht.
Die offene Küche mit der langen Edelstahltheke ist das Zentrum des Raums. Wer hier sitzt, ist mittendrin. Kein Spektakel, sondern ehrliche Arbeit – gut sichtbar, transparent. Es ist ein Raum, der Intimität schafft, ohne aufgesetzt zu wirken. Die Materialien: Edelstahl, Holz, dunkle Polster, gezielt gesetztes Licht. Alles hat seinen Platz. Nichts ist zu viel.
Carte Blanche auf Japanisch-Italienisch – das Konzept hinter Lo Fūfu
Ein klassisches Menü? Fehlanzeige. À la carte? Gibt es nicht. Im Lo Fūfu entscheidet der Gast sich mit seiner Platzwahl für ein Carte-blanche-Erlebnis. Die Auswahl und Zusammenstellung der Speisen liegt vollständig in den Händen des Küchenteams – genauer gesagt: von Amodio Iezza, dem Kopf hinter dem kulinarischen Konzept. Was serviert wird, hängt ab von der Saison, dem Markt, der Tagesverfügbarkeit. Und vom Gespür der Küche.
Amodio Iezza, zuvor Küchenchef im To The Bone, lässt italienische Produktqualität und japanische Präzision miteinander verschmelzen. Gemeinsam mit Ina Freienstein, die für Interior, Kommunikation und Atmosphäre verantwortlich ist, hat er ein Restaurant geschaffen, das nicht nur kulinarisch, sondern auch konzeptionell geschlossen wirkt. Der Name Lo Fūfu – italienisch und japanisch zugleich – steht dabei sinnbildlich für diese Verbindung: ein Duo mit klar verteilten Rollen, vereint in Haltung und Anspruch.
Service, Nähe und der erste Löffel
Wir waren an einem warmen Aprilabend dort, wurden freundlich empfangen und nahmen Platz direkt am Pass – mit Blick auf jeden Teller, der angerichtet wurde. Amodio erklärte die Gänge auf Englisch, ruhig und konzentriert. Dass er diese Präzision jeden Abend aufrechterhält, ist eine Leistung, die man nicht unterschätzen sollte.
Der Auftakt: ein Gruß aus der Küche. Kartoffelschaum mit Chiliöl, Pfeffer und Anchovis aus Kalabrien – in einer kleinen Schale serviert, intensiv und dabei fein abgestimmt. Ich wählte einen alkoholfreien weißen Negroni, meine Begleitung entschied sich für die Weinbegleitung. Beides überzeugte.
Brühe, Tatar & Signature-Garnele
Es folgte eine Hamachi-Brühe mit drei Stücken Schulterstück – intensiv, aber nicht schwer. Dazu: Öl vom schwarzen Kohl und pinker Radicchio, selten und nur kurz im Jahr verfügbar. Der Fisch wurde durch den Sud noch klarer im Geschmack. Der Radicchio überzeugte vor allem optisch.
Der nächste Gang erinnerte an ein klassisches Tatar – jedoch in neuer Form. Bluefin Tuna, präzise geschnitten, nicht gehackt. In der Mitte: ein bei 65 °C gegartes Eigelb, dicht und sämig. Getoppt mit fein geriebener Bottarga. Alles wurde vermengt – was folgte, war ein wunderbar klarer Gang, technisch wie geschmacklich auf den Punkt.
Dann: die rote sizilianische Garnele, serviert mit ihrer eigenen Bisque, einem Löffel kalter Stracciatella und einer kleinen Nocke getrockneter Tomate mit ‚Nduja. Ein Gang, der gleichzeitig kraftvoll und subtil war. Die Garnele konnte nahezu vollständig verzehrt werden – ein Fest für alle, die Produktnähe schätzen.
Hamachi in Variationen
Hamachi tauchte im Menü mehrfach auf – und das bewusst. Zuerst als Crudo mit Tropea-Zwiebel, Gurke und Gurken-Yuzu-Zentrifugat, getoppt mit blanchiertem Mönchsbart. Leicht, erfrischend, lebendig. Dann als Tatar von der Schwanzpartie, kombiniert mit Jalapeño, rotem Paprika und Sauerampfer. Serviert mit Buttermilch zum Auslöffeln – zurückhaltend, aber charakterstark.
Pasta & Otoro
Der Hauptgang: frische Spaghetti mit einer Sauce aus Zitrone und Mirin, dazu Jakobsmuschel und frisch gehobelter Trüffel. Kein Effekt, sondern Balance. Ein Gang, der zeigte, wie sich Säure und Umami gegenseitig verstärken können – ohne Drama.
Es folgte mein persönlicher Flashback: Otoro, der fette Thunfischbauch, kombiniert mit Foie Gras und bedeckt mit hauchdünn geschnittenem rohem Spitzkohl. Kein Garpunkt, keine Spielerei – sondern ein klar gesetzter Akzent, der Erinnerungen weckte. Ein One-Biter, der auf der Zunge bleibt.
Zwei Desserts – zurückhaltend, klar, klug
Ich bin kein Fan asiatischer Desserts. Doch hier wurde ich überrascht. Der erste Gang: Cheesecake in der Schale, getoppt mit einem Sesam-Sablé und etwas Azuki-Bohne – süß, aber nicht überladen, cremig, aber nicht schwer. Der zweite: eine Namelaka aus dunkler Schokolade mit Yuzu-Gel – glatt, samtig, strukturiert. Nicht viel, aber genau richtig. Kein Ballast, sondern ein klar gesetzter Schlusspunkt.
Für 70 Euro ein Menü, das präzise arbeitet, ohne zu belehren. Und das garantiert nicht mein letzter Besuch war.
🥢 Fun Facts & Must-Knows zu Lo Fūfu Berlin
📍 Adresse:
Lo Fūfu
Kantstraße 144
10623 Berlin-Charlottenburg
📞 Telefon:
+49 176 72144088
🌐 Website & Reservierung:
👉 www.lofufu.com
👉 Instagram: @lofufu.berlin
🕒 Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Samstag: 12:00 – 23:00 Uhr
💳 Menüpreis:
Omakase-Menü aktuell: 70 € p. P.
🥢 Konzept:
„Omakase Italiano“ – keine Speisekarte, kein à la carte.
Nur ein Menü – vom Küchenchef zusammengestellt. Fokus auf saisonale Produkte & handwerkliche Klarheit.
👨🍳 Köpfe dahinter:
Amodio Iezza (Küche, zuvor To The Bone)
Ina Freienstein (Interior, Kommunikation, Atmosphäre)
🍶 Getränke:
Sake-Auswahl, alkoholfreie & alkoholische Cocktails, kuratierte Weinkarte
🎯 Atmosphäre:
Intim, ruhig, reduziert – 26 Sitzplätze, offene Küche, direkte Nähe zum Pass.
✨ Besonderheit:
Ein Raum zwischen italienischer Tiefe & japanischer Präzision. Kein Zwang zur Show – aber viele kleine Bühnen für gutes Handwerk.
Dieser Beitrag ist Teil meiner Reihe Culinary Hotspots, in der ich regelmäßig spannende Restaurants, Bars und kulinarische Konzepte vorstelle – von Fine Dining bis Streetfood, von Berlin bis darüber hinaus.
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