Die Berliner Speisemeisterei ist 5 Jahre alt geworden. Ein halbes Jahrzehnt gibt es diese Seite nun und wie es sich gehört, ist das auf jeden Fall ein Grund zum Feiern. Der Blog hat in all der Zeit hin und wieder sein Aussehen und auch die inhaltliche Ausrichtung geändert. Habe ich von Beginn an eigene Kreationen und dessen Rezepte gepostet, ging es mehr und mehr hin zu einem Format, welches dem klassischen Foodblog eigentlich nicht mehr entspricht. Heute sehe ich es eher als eine Art „Food- Magazin“, mit Dingen, welche in meinem Kosmos als professioneller Koch so von Belange sind. Insofern fühlt sich hier wohl auch viel mehr der gelernte Koch als der Hobbykünstler am heimischen Herd angesprochen. Man könnte das quasi als „B2B“- Lösung verstehen. Was nicht heißen soll, dass ich den Amateurkoch nicht ansprechen möchte, gibt es doch zahlreiche Serien, die sich in den Jahren als feste Größe etabliert haben, da sie das vermitteln, was man im Restaurant nicht immer während des Services am Gast kommunizieren kann.
So ist die Reihe der „Signature Dishes“ allen gewidmet, die bei den modernen Gerichten dieser Zeit nicht mehr überblicken, was denn eigentlich auf dem Teller angerichtet ist. Oft wird der Gast mit allzu viel Spielereien überfordert. Einzelne Gemüsesorten werden mannigfaltig dekonstruiert und später auf dem Teller nicht wiederzuerkennend präsentiert. Durch die Auseinandersetzung mit den Chefköchen dieser hier gezeigten „Signature Dishes“ gebe ich dem Leser und vielleicht auch potentiellen Konsumenten einen besseren Eindruck, was da auf dem Porzellan eigentlich stattfindet. Ein paar meiner Lieblingsbeispiele habe ich Euch hier einmal hinterlegt.
Genauso ist die Serie „12 Food Art Questions“ (12 F.A.Q.) rasant gewachsen. Viele Interviews wurden geführt. Tolle Persönlichkeiten aus dem Bereich der Gastronomie haben mitgemacht. Sicher, die meisten der Teilnehmer waren Köche, aber es gab auch etliche Interviewte, die nicht direkt am Herd stehen. Da waren zum Beispiel Frau Montesano vom Matthaes Verlag, Ralf Hiener (Mitgründer von „Essbare Landschaften“), die Journalistin und Filmemacherin Denise J. Blaszcok, Effilee- Herausgeber Vijay Sapre, Restaurantkritiker Jürgen Dollase, den bekanntesten Gourmetfoodvertreiber Ralf Bos und eben auch Foddbloggerinnen wie Kathrin Koschitzki, Ariane Bille und zuletzt auch Nicole Stich.
Doch ist mir die Gruppe der Halbgötter in Weiß zu wichtig, als dass ich sie hier unerwähnt lassen möchte, allen voran das letztjährige Highlight- Interview mit Daniel Humm, Chefkoch vom „Eleven Madison Park“. Doch braucht sich die deutsche Fraktion nicht zu verstecken. Wir haben auch Großkaliber am Start, und gezeigt haben sich auf diesem Blog Größen wie Christian Jürgens, Thomas Bühner, Christian Bau, Harald Wohlfahrt, Berthold Bühler oder der nun pausierende Matthias Schmidt. Nach wie vor finde ich diese Fragerunde als unentbehrlich. Lediglich über neue Fragen denke ich gerade hartnäckig nach. Wer da Vorschläge unterbreiten möchte darf diese gerne unter post@berlinerspeisemeisterei.de einreichen.
Last but not least bleibt mir dann noch der wohl größte Eckpfeiler der Berliner Speisemeisterei, die Kochbuchecke. Dort bespreche ich seit 2011 Kochbücher der besonderen Art. Der erste Eintrag war das sensationelle Kochbuch von Sven Elverfeld. Sein Werk setzte für alle nachfolgenden Bücher neue Standards. Designtechnisch als auch inhaltlich sprengte es den Rahmen. Für ca. 80 Euro bekam man hier Gerichte und Rezepte satt. Umso bedauerlicher ist es, dass es den Verlag Collection Rolf Heyne nun leider nicht mehr gibt. Das Buch ist auch längst vergriffen und nur noch zu utopisch hohen Liebhaberpreisen zu haben. In der vor einigen Monaten eingeführten Rangliste der „Top 50“- Kochbücher hat es sich stabil unter den zehn besten (6. Platz) festgesetzt. Weitere spannende Kochbuchbesprechungen sollten noch folgen.
Aber auch andere Titel haben mich in den letzten fünf Jahren begeistern können. Ganz große Werke waren zum Beispiel „Französische Küche“ von Yannick Alléno, „Modernist Cuisine at home“, Ferran Adrias „elBulli 2005-2011“ oder auch „Le Livre Blanc“ von Ann- Sophie Pic. Bedauerlicherweise musste ich in all der Zeit feststellen, dass Bücher von Sterneköchen mehr und mehr aus dem Programm der Verlage genommen werden, liegt der Schwerpunkt heute eben nicht mehr auf herausragend ausgearbeitete Teller der Spitzengastronomie sonder viel mehr auf einem Understatement, gemäß dem Motto:“Weniger ist mehr“. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass ich zuletzt viele Import- Kochbücher besprochen habe. Ein Trend, welcher sich wohl noch verstärken wird.
Bleibt mir nun noch abschießend anzumerken, dass sich hier nichts festfahren wird, bleibt also alles anders. Ich versuche mich und auch dieses Medium immer wieder neu zu erfinden. Eine stetige Veränderung und Neuausrichtung auf Dinge, die gerade halt einfach mehr interessieren, ist mein Credo. Ich wünsche Euch nach wie vor, viel Spaß beim Stöbern auf den Seiten und hoffe, dass Ihr mir weiterhin so treu die Stange haltet. Und nun heben wir die Tassen und feiern das Fünfjährige so wie es sich gehört! Santé!