Es gibt das ein oder andere Kochbuch, welches noch besprochen werden müsste, da es unter all dem Trubel der letzten Monate leider untergegangen ist. Dazu zählt The Wiener Schnitzel Love Book des Brandstätter Verlags. Es ist eine literarische Liebeserklärung in gebundener Form an das in Brotkrume gehüllte Kalbfleisch. Diese Fleischzubereitung ist ganz sicher nicht nur in Österreich eine der beliebtesten Gerichte. Das Kochbuch erhebt das Schnitzel zu einer Religion und zeigt auf sehr humoristische Weise, was so alles in der Krume steckt.
The Wiener Schnitzel Love Book
In zartem Rosa ist das Kochbuch aus dem Restaurant Meissl & Schadn namens The Wiener Schnitzel Love Book gehalten. Florian Weitzer und Severin Corti haben sich ganze Mühe gegeben, um eine Hommage an eine der bekanntesten Fleischzubereitungen der Welt in Wort und Bild zu fassen. Für Schnitzel Fans ist dieser Band eine absolute Pflichtlektüre, fast schon eine Bibel, denn es befinden sich unter anderm in der Tat die zehn Gebote des Wiener Schnitzels darin. So heißt beispielsweise:
Die weiteren Gebote sind ebenfalls recht amüsant und laden zum Nachdenken ein. Folglich kommt der Leser vermutlich zu dem Schluss, dass Schnitzel in jeglicher Form wohl ein Allheilmittel sein muss.
Massimo Botturas Verhältnis zum Schnitzel
Um dieses Weltbild zu stabilisieren scharrten die Autoren so einige „Schnitzelfluencer“ um sich, um das Volk vom geklopften Fleisch zu bekehren. Kein Geringerer als Massimo Bottura, ein überaus bekannter italienischer Sternekoch („Osteria Francesca“ in Modena), bekennt sich zu seiner Affinität zum Schnitzel. In einem Interview mit Georges Desrues erklärt er, warum er in Wien gern Schnitzel isst, aber nie auf die Idee gekommen wäre, selbst eine Costoletta alla Milanese zuzubereiten.
Schnitzel-Touristen & Schnitzel-Wiener
Weiter hinten im Buch geht es in einer Gegenüberstellung der Wiener Autorin und Karikaturistin Andrea Maria Dual um zwei ganz spezielle Archetypen des Schnitzelkonsums – dem sogenannten Schnitzel-Touristen und dem Schnitzel-Wiener. Dargestellt wird dies in einer Karikatur- Gegenüberstellung.
Schnitzel makes the world go around
Für den ganz tapferen Schnitzelfanatiker folgt ein paar Seiten später eine fordernde Reise um die Welt. In faszinierenden und ich würde fast schon sagen verstörenden Ausformungen wurde das Schnitzel in die unterschiedlichsten Deklinationen gezwängt.
Recht harmlos schaut die Version aus Tel Aviv, welche ein Pita Brot das mit kleinen Mini-Schnitzel gefüllt ist, aus. Die herausforderndste Schnitzel-Variante scheint in Raststätten auf den Autobahnen Deutschlands zuhause zu sein. Es geht natürlich um das Schnitzel mit Tunke a.k.a. Jägerschnitzel mit Champignonsauce, nein, ich meine so richtig viel Champignonsauce.
Hat man diese Interpretation des Schnitzels visuell verdaut, folgt das Katsukaré, ein extraknuspriges Schweineschnitzel, das mit einer essigsauren Currysauce kombiniert ist. Es stammt aus Japan und steht für deren puristisch, reduzierte Küche.
Die Erfindung des Cordon Bleu wird in diesem Buch den Franzosen zugeschrieben. Die exakte Herkunft dieses vor allen Dingen bei Kindern so beliebten Schnitzels ist ebenfalls nicht geklärt. Denn diese Auslegung punktet dank einer Kombination aus Kalbfleisch, Kochschinken und flüssigem Käsekern, die in der bekannten Brotkrume ausgebacken wird.
Das Mailänder Schnitzel
Eine ganz besondere Schnitzelart ist das Mailänder Schnitzel. Sie stammt, wie der Name schon vermuten lässt, aus Italien. Bereits die Schnittform des zu panierenden Kalbfleisch ist anders. Anstelle es wie üblich zu plattieren, wir es in mundgerechte Stücke geschnitten. Zudem veredelt der Italiener die Brotkrume mit geriebenem Parmesan. In dieser Hülle bekommt das Mailänder Schnitzel seine ganz eigene geschmackliche Note.
Was darf der Leser noch erwarten
Natürlich erfährt der Leser in diesem Buch einfach alles über das Wiener Schnitzel. Angefangen von der korrekten Zubereitung, über die typischen Lebensmittel, welche man beim Kochen zum Einsatz bringt bis hin zu prominenten Verehrer der panierten Kalbfleischscheibe. Freilich gibt es ebenfalls beim Verzehr so einige No Gos zu beachten auf die im Buch gerne hingewiesen wird.
Fazit
Das Kernstück sind in jedem Fall keine umfangreichen Rezeptsammlungen über das Schnitzel, sondern viel mehr die vielen Textbeiträge von diversen Publizisten und Literaten, welche ziemlich oft zum Schmunzeln einladen und zudem sehr informativ sind. Solltest du also dein Schnitzelstudium mit diesem Buch abgehalten haben, dann bist du bei dem nächsten Schnitzelstammtisch bestens gewappnet, um mitreden zu können.