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Edel, edel, edel. Dieses Buch ist so cool, dass ich mir hier eine Ausnahme erlaube und ein Werk über nennen wir es mal „Liquid Food“ in meinen Kategorie der Kochbuchbesprechungen mit aufnehme. Ich als Genussmensch und N E O – F O O D I S T bin sowieso der Meinung, dass dort alles hingehört, was mit Gaumenfreuden zu tun hat. So nun also auch dieses Werk namens „Bar Bibel“ über Cocktails und Co. aus dem Callwey Verlag.
Cocktails, Longdrinks & Spirituosen – Die Bar Bibel
Es gibt ja Bücher über Lust und Genuss, die sind schön aufgemacht, haben tolle Inhalte und sehen dabei gut aus. Die lese ich immer wieder gerne. Dort merke ich auch das gewisse Maß an authentischen Inhalten.
Dann gibt es aber auf der anderen Seite Werke, bei denen ich direkt von der ersten Seite abgeholt werde. Ich tauche ein in eine eigene Welt mit all ihren Facetten und kann mich direkt in den Zustand hineinversetzen, in den sich der Autor vermutlich in Gedanken gebeamt hat, als er dieses oder jenes Rezept für das Buch zubereitete und durch den Fotografen ablichten lies.
Die „Bar Bibel“ ist genau solch ein Buch.
Voller Stil, mit Grazie und Sinn für Ästhetik. Ein Band mit zeitloser Aufmachung und einer spürbaren Leidenschaft, welche hier durch den Schaffer Cihan Anadologlu versprüht wird.
Die Vita von Cihan Anadologlu
Das Bartending oder die ersten Schritte dorthin vollzog er bereits in seiner Jugend in New York City. Er besuchte die besten Koch- und Hotelfachschulen der Welt. Daraufhin sammelte er seine Erfahrungen „on the Job“. Die legendäre „Schumann`s Bar“ in München war eine seiner Stationen, welche er heute mit als Höhepunkt adelt. Zahlreiche Aktivitäten, sei es als Experte in diversen Zeitungen oder Zeitschriften oder als Berater bei Bareröffnungen in London, New York oder Hong-Kong runden seine Expertise mit der gewissen Sonderstellung ab.
Der Cocktail für die Oscars 2014
Eine besondere Ehre wurde ihm vor knapp vier Jahren zuteil. Er durfte für den größten internationalen Filmpreis der Welt den Cocktail kreieren.
Heute hat er im „Hearthouse“ in München seinen ganz persönlichen Traum verwirklicht. Dort entstand die Bar „Circle“ im ersten Stock. In diesem Haus, welches ein nur für Mitglieder zugänglicher Club ist, sollte im ganz exklusiven Rahmen eine Bar entstehen. Mit der japanisch-inspirierten Ausstattung ist dies zu einem Hotspot der Münchner Barkultur herangewachsen. Hier entwickelt und produziert er eigene Essenzen, Liköre sowie seine individuelle Spirituosenauswahl mit der er und sein Team eine extrem innovative Bar bespielen.
Er selbst umschreibt den Beruf des Bartenders wie folgt:
„Der Beruf des Bartenders ist einzigartig, er erfordert auch Opfer, doch die Leidenschaft, die man dafür mitbringt, macht dies ziemlich schnell wider wett! Jeden Tag lerne ich dazu, jeder Tag ist neu und voller Ereignisse und jeden Tag erfinde ich mich neu!“
Der Aufbau
Nach seinem einleitenden Vorwort geht es auch gleich los. Der Aufbau in seinem Buch bewegt sich von Beginn an erst einen Schritt zurück und erzählt die ursprüngliche Geschichte des Cocktails und die Herkunft der ersten derartiger Getränke.
Auf mehreren Seiten wird kurzweilig über den Werdegang der alkoholischen Getränke von 1803 bis in die heutige Zeit berichtet. Ein sehr interessanter und zugleich amüsanter 24h-Zeitstrahl verdeutlicht den optimalen Zeitpunkt für das Getränk der Wahl. So trinke ich wohl meinen derzeitigen Favorite Drink am besten um 18 Uhr. Der Negroni gehört nämlich zeitlich gesehen genau dorthin. Ich muss das wohl nur noch mit meinem Arbeitgeber absprechen, dann gibt es auch dort keine Probleme.
Anschließend folgen ganze 200 klassische Drinks für quasi jeden Anlass. Es ist das hier beschriebene „1×1“ eines Bartenders. Unterteilt werden diese für eine bessere Übersicht in Spirituosengruppen. Von Gin, Vodka, Whiskey, Tequila, Rum, Cognac, Brandy, Sake- & Shochu-Cocktails, Pisco- & Cachaca bissinger zu Champagner und Likör- Cocktails wird hier wirklich an alles gedacht.
Cihans 50 beste Eigenkreationen
Doch wie langweilig wäre doch ein Buch mit einer Ansammlung von 200 Standarddrinks? Wohl enorm. Daher gibt es zusätzlich noch 50 Eigenkreationen, welche in diesem Buch zum ersten Mal veröffentlicht wurden. Die Drinks an der „Circle“- Bar haben keine Fantasienamen sondern sind durchnummeriert. Er legt den Fokus eher auf den Geschmack und die Zutaten als sich tagelang über Namen den Kopf zu zerbrechen.
Cocktail No.1 zum Beispiel ist eine Hommage an Japan, genauer gesagt an eine Teatime in Kyoto. Er nutzt hier einen Matchatee-Sirup sowie ein Bulletin Eye Whiskey, welcher mit Kobe- Fleischfett infusioniert wurde. Solche eigenartigen Zutaten habe ich bisher noch nie in einem Cocktail gesehen. Auf der ansprechend und übersichtlich gestalteten Rezept- und Zubereitungsseite erklärt er natürlich das Prozedere, um solch eine Infusion herzustellen. So werden hier 50 g geschmolzenes Fett mit 1 l Whiskey vermengt. Nach dem Aushärten des Fettes im Tiefkühler kann man das nun klumpige Fett in einem Filter abseien und diesen aromatisierten Whiskey für die Cocktail- Zubereitung nutzen. Das finde ich, wenngleich ich mir den Geschmack noch überhaupt nicht vorstellen kann, sehr kreativ.
„… and the Oscar goes to…“ – American Cherie
Der Cocktail No.2 ist der bereits erwähnte Drink, welcher anlässlich der Verleihung 2014 kreiert worden ist. Wie bei jedem Cocktail aus seiner Feder, stimmt er den Leser auch hier mit einleitenden Worten ein: „Diesen Cocktail habe ich im Jahr 2013 bei den Global Finals der Bacardi Grey Gosse World Competition im französischen Cognac gemixt. 15 Länder hatten sich hierfür qualifiziert, für Deutschland konnte ich den Sieg einfahren und brachte die Trophäe mit nach Hause. Gekürt wurde dieser Drink als offizieller Cocktail des Academy Award 2014, sprich die Oscar- Verleihung mit Austragungsort in Los Angeles.
Infusion und andere Techniken
Tatsächlich nutzt Cihan relativ häufig Infusionen, um seinen Cocktails den einzigartigen Schliff zu geben. So zum Beispiel auch die sogenannte „Don-Julio-Tequila-Infusion“ mit Seetang, welchen man im Tequila ziehen lässt. Daraus resultiert dann mit einigen anderen Zutaten der Cocktail No.15. Dies ist ein sehr fruchtiger Cocktail.
„CREATIVITY, PERFECTION, CURIOSITY, TRADITION, EXPERIENCE, KNOWLEDGE, PURISM, HUMILITY, SERENITY, SURPRISE, ENTERTAINMENT, PROVOCATION“
Neben der Infusion gibt es noch das Trocknen. Doch dörrt er nicht nur Obst und Gemüse sondern auch Insekten. Der Cocktail No.26 mit dem Untertitel „Grasshopper 2.0“ wird mit einem getrockneten Grashüpfer garniert. Anm. d. Red: Dieser polarisierende Cocktail kommt in den nächsten Tagen hier auch als Rezept zum Download.
Nach den 50 Kreationen folgen 9 weitere Entwürfe von internationalen Barkeepern. Darunter, wie sollte es anders sein, ist eine Negroni Version der besonderen Art von Mauro Mahjoub, welcher in seinem eigenen Negroni Club in München eine unglaubliche Anzahl von 4.000 Cocktailbüchern mit seiner Bar vereint. Für mich ist das bei meiner nächsten Visite in München ein Pflichtbesuch, so viel ist für mich mal sicher.
Food&- Cocktail- Pairings
Für all diejenigen, die nun nach den Getränkevorschlägen immer noch die Inspiration zum passenden Essen fehlt, dem sei unbedingt die Auswahl an verschiedenen Signature Drinks samt Foodpairing ans Herz gelegt. Ein halbes Dutzend Gerichte sind mit großartig inszenierten und natürlich korrespondierenden Getränken, abgelichtet worden. So gesellen sich knusprige Salzkartoffeln mit Essig und ein „Homemade Blue Cheese Croissant“ zum Cocktail No. 24, einem fruchtigen Punsch. Wie Ihr die Gerichte zubereitet steht natürlich auch in diesem Buch. Ich finde die Kompositionen große Klasse. Das ist echt gut gemacht.
Werkzeuge und Grundrezepte
Natürlich kommt der Bartender nicht ohne ein gewisses Maß an Equipment und Grundlikören aus. Wer hier noch eine angemessene Beratung benötigt, ist auf diesen letzten Seiten im Buch sehr gut aufgehoben. Hier steht eigentlich so alles drin, was man sich für einen erfolgreichen Cocktail-Abend anschaffen muss. Und wenn der Cocktail-Shaker dann doch mal aus der ungeübten Hand heruntergefallen ist, dann sind ganz hinten noch vernünftige Baradressen aufgeführt. Man hat also wirklich an alles gedacht.
https://www.youtube.com/watch?v=m0AZ5LKlGyk
Fazit
Ich habe bereits beim Erscheinen der Burger Bibel mit dem sehr provozierenden Titel nicht so richtig etwas anfangen können. Ich empfand den Titel als anstößig und grenzwertig. Ich muss sagen, ich sollte wohl viel öfter etwas lockerer werden.
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Der Titel suggeriert zwar irgendwo auch eine gewisse Sonderstellung. Doch wer den Titel wie diesen oder eben das Burger Buch kennt, wird schnell erkennen, diese Werke verdienen genau solch ein Prädikat. Die Rezepte sind großartig, die Photographie spitzenmäßig, dabei knackscharf und auf den Punkt. Wie auch bei den Burgern hat man sich Daniel Esswein mit an Bord geholt. Der Mann kann was. Ich habe mich direkt ab der ersten Seite in diesen Titel verliebt. Die Flaschen für den nächsten Negroni sind kalt gestellt. Kauft Euch dieses Buch!!! Sofort!!!
Anmerkung: Der Form halber möchte ich aber dennoch kommuniziert wissen, dass Alkohol ganz sicher nicht ein Genuss für jeden Tag sein sollte. Ich selbst bin absoluter Fan vom Trinken in Gesellschaft. Genießt Euren Alkohol in Maßen und schon gar nicht in rauen Mengen. Und sowieso ab erst ab 18 Jahren!