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ach vielen Test in der zweiten Runde des Lockdowns, der sich nun bald wieder stark verschärfen wird, kann ich zu dem Schluss kommen, dass solche Restaurants, welche einen eigenen Lieferdienst betreiben, zu großen Teilen ein echt starkes Produkt abliefern. Neben vielen bekannten Konzepten hat sich im zweiten Lockdown das ein oder andere bekannte Restaurant der Hauptstadt hinzugesellt und eine kulinarische Visitenkarte in Zeiten der Abstinenz aufgebaut. Die Rede ist unter anderem vom FACIL, welches ich noch vor ein paar Wochen am Potsdamer Platz aufsuchen konnte. Ihr Menü soll heute Teil meines Tests sein.
2 Sterne im Guide Michelin, 19 Punkte im Gault & Millau und 10 von 10 möglichen Pfannen im Gusto Restaurantführer. Wer im FACIL einkehrt darf zurecht nur das beste Restaunterlebnis erwarten. Als ich vor zwei Monaten unmittelbar vor dem zweiten Lockdown im Rahmen einer Veranstaltung für die Berliner Meisterköche in diesem Ausnahmerestaurant Platz nahm, beeindruckte vor allen Dingen die Kulisse. Um im Restaurant zu landen, musst du dich in die 5. Etage des Mandala Hotels begeben. Dort wirst du vom sehr freundlichen Servicepersonal willkommen geheißen und in diesen unheimlich ruhigen Ort an deinen Tisch geführt.
FACIL
Das Restaurant
der Superlative
Meine Frage bei all den Liefertests, die ich über das gesamte Jahr zu beantworten versuche, ist, inwiefern ein guter Lieferdienst, einen Restaurantbesuch wie diesen ersetzen kann. Und hier muss ich eingestehen, kommt der Versuch an seine Grenzen. Denn selbst bei einem formidablen Essen wie aus dem FACIL, wird es unendlich schwer sein, diese gastfreundliche Art des Personals, das großartige Handwerk auf dem Teller und nicht zuletzt auch das Ambiente verbunden mit dem Interior und dem Design zu Hause in Form eines Lieferdienstes an den Mann oder die Frau zu bringen.
Dafür liefern die besternten Restaurants, wie sie in Berlin vorhanden sind, ein einfach zu gutes Produkt hab, was sich nur schwer per Kurier nach Hause transportieren lässt.
Dennoch gibt es gute Gründe, sich die handwerklich perfekt zubereiteten Speisen ins eigene Heim liefern zu lassen. Da wäre zum Einen die Kochkunst, die wir als Stammgast von dem einen oder anderen Lieblingsrestaurant zu schätzen gelernt haben,
und diesen ganz bestimmten Geschmack, den wir, ganz egal wie wir uns am Herd auch anstrengen, einfach nicht hinbekommen.
Der Wunsch, ein kleines Stück Abwechslung nach all den vielen Bananenbroten, Kürbissuppen, misslungenen Hefeteigrezepten, One-Pot-Dishes, Kartoffelgerichten, Nudelaufläufen, Brotwaren, pochierten Eiern und Avocadostullen, zu bekommen und endlich mal wieder etwas Gescheites auf der Gabel zu haben, muss auch befriedigt werden.
So schlimm darf uns 2020 nicht erwischen, dass wir uns nicht dann und wann ein Stück heile Welt nach Hause holen. Und zu guter Letzt bietet es die Chance, dem Lokal ein wenig Unterstützung Teil werden zu lassen, damit auflaufende Kosten minimiert und die Existenz weiterhin gewährleistet werden kann.
Noch dazu kommt man durch die geminderten Preise in die Lage, 2 Sterne zu sehr erschwinglichen Preisen angeboten zu bekommen.
Win:Win für alle Beteiligten
Für den Betreiber solch eines Konzeptes werden verschiedene Ziele erfüllt. Der wichtigste Grund ist wohl, dass er beim Gast nicht in Vergessenheit gerät und man als Gastgeber immer noch einen Fuß in der Tür hat. Denn der Kunde, welcher weiß, dass er bei seinem Stammlokal noch immer seine favorisierten Speisen bestellen kann, wird sicherlich recht schnell wieder nach Corona und all seinen Auswirkungen einkehren wollen.
Und nicht zuletzt hilft es auch den Angestellten mit einer sinnvollen Aufgabe, über diese schwere Zeit hinwegzukommen. Sicherlich werden nicht die gewohnten Umsätze eingefahren, dennoch kann ich mir vorstellen, dass man einfach nur froh ist, seinem Handwerk wieder nachgehen zu dürfen, gleichwohl der direkte Kontakt zu dem Gast gänzlich ausbleibt, fürs Erste.
Das FACIL und dessen Angebot
Begibst du dich auf die Internetseite des Restaurant FACIL wirst du ein recht umfangreiches Angebot entdecken. Hier gibt es im Prinzip drei. Optionen, die gewählt werden können. Das ist zum einen das à la Carte Angebot, welches acht verschiedene Speisen vorsieht, die frei gewählt werden können.
Zusätzlich runden sieben Delikatessen wie eine Pralinengeschenkbox, Stollenkonfekt, Vanille- Mandel- Kipferl, Aprikosen Konfitüre oder Imperial Kaviar in verschiedenen Größen das Angebot ab. Natürlich gibt es auch diverse Weinempfehlungen und die original FACIL- Schürze zu kaufen. Die Bestellung kann also über die Onlinemaske abgegeben werden.
Das FACIL bietet ausschließlich eine Takeaway- Option an, bei der die Order von Montag bis Sonntag zwischen 11 und 22 Uhr abgeholt werden kann.
Was uns in der Takeaway Box vom FACIL erwartete
Das Abholen der Takeaway Box war sehr unkompliziert. Am Empfang im Erdgeschoss hatte uns der Herr von der Rezeption freundlich die hochwertige Tragetasche, welche mit einem Kühlakku ausgestattet war, damit die enthaltenen Lebensmittel gut gekühlt die Reise nach Hause überstehen, ausgehändigt. Beim Auspacken können wir eine übersichtliche Anleitung mit Fotos der jeweiligen Arbeitsschritte entdecken und natürlich ein Anschreiben mit wichtigen Punkten, die vorab zu beachten sind.
Da wäre zum Beispiel die richtige Lagerung bis zum Verarbeiten der Speisen. Des weiteren wurde noch eine Anleitung mit vorher/nachher Fotos und kurzen Schritten in Stichpunkten beigefügt. Das ist sehr sinnvoll, wie ich finde, da so eine ungefähre Vorstellung gegeben wird, wie das Gericht hinterher aussehen könnte. Gerade für ungeübte Hobbyköche, die ein wenig mehr an Anweisung benötigen, ist das sehr hilfreich.
Vorspeise: Langoustino Schaumsuppe
Den Beginn macht eine Langoustino Schaumsuppe mit Fenchelkonfit und eingelegte Perlzwiebeln. Dafür muss lediglich der Beutel mit der Suppe in ein ausreichend erwärmtes Wasserbad gegeben werden. Den Fenchel und die Perlzwiebeln gibst du am besten vorab in den erwärmten Teller.
Die Suppe wird danach in den Teller gegeben und fertig ist der erste Gang aus dem 2 Sterne Restaurant FACIL. Ich muss sagen, die Suppe ist schon sehr intensiv und der Fenchel schafft mit der säuerlichen Perlzwiebel eine sehr angenehme Balance. Der erste Gang bereitet somit die richtige Stimmung für alles, was danach kommen mag.
Zwischengang: Oktopus mit Bohnencassoulet
In drei kleinen Beuteln wird das Zwischengericht geliefert. Hierfür braucht man eine Pfanne, um den Oktopus nachzubraten und einen Topf mit siedendem Wasser, um das Bohnencassoulet und die Miso- Bohnencreme zu erhitzen. Wieder mal sind die drei Komponenten schnell und einfach angerichtet, so dass alles ohne viel Aufwand auf das Porzellan gebracht werden kann.
Das Bohnencassoulet ist dabei ziemlich kräftig und der Oktopus innen zart gekocht und je nachdem, wie du ihn anbrätst, knusprig aussen. Die weiße Bohnenpaste war für mich ebenfalls eine kleine Überraschung. Denn der Misogeschmack passt sehr gut zu den restlichen Geschmacksnoten der Bohne. Für mich ist immer wieder erstaunlich, wie vielseitig die Paste von fermentierten Sojabohnen einsetzbar ist.
Hauptgang: Beef Wellington
Hier wird gekleckert und nicht geklotzt. Offensichtlich ist das Beef Wellington neben den Königsberger Klopsen der Stunt des Jahres 2020. Denn diese beiden Gerichte sind die mit Abstand die Beliebtesten, wenn es nach den Köchen gehen würde. Denn auch in diesem Restaurant ist das recht konventionelle Gericht, welches bereits um das Jahr 1900 in Kochbüchern Erwähnung fand, zu haben.
Diese Version wurde mit einem Filet vom Charolais Rind zubereitet und ist bei Erhalt bereits mit einer Schicht aus Wirsing, farcierter Duxellemasse und Blätterteig eingeschlagen. Du musst lediglich das mitgelieferte Eigelb mit einem Pinsel gleichmäßig auftragen und den Sesam darüber sträuen. Danach kommt es für knapp 30 Minuten in den Ofen.
Wichtig ist nach dem Backen die Ruhezeit einzuhalten, damit sich der Fleischsaft, der sich im Kern des Fleisches gesammelt hat, wieder gleichmäßig verteilen kann und nicht beim Anschneiden auf dem Teller ausläuft und euch die formidable Jus vom Perigord Windertrüffel verdünnt.
Denn die ist wahrlich großartig und verdient es, bis auf den letzten Tropfen vom Teller gekratzt zu werden. Bei der Fleischmenge wurde nicht gegeizt, denn hier bekommt man ein sehr großzügig bemessenes Stück eingepackt. Der ein oder andere wird sich wundern, warum es beim Beef Wellington keine Gemüse- oder Sättigungsbeilagen gibt.
Wer genau hinschaut, wird erkennen, dass das auf diese Art zubereitete Beef eine eierlegende Wollmilchsau ist, bei der die Sättigung (Blätterteig) und das Gemüse (Duxellemasse und Wirsingblätter) bereits mit inbegriffen sind.
Wer mehr über das Beef Wellington und die durchaus sehr interessante Herkunft wissen mag, der sollte sich wirklich mal den Link auf Wikipedia anschauen.
Dessert: Die Wolke
Der krönende Abschluss ist ebenfalls maximal reduziert, nämlich auf eine sehr beeindruckende Wolke, die in den unterschiedlichen Auswölbungen sehr geschickt Aromen von Schokolade, Kokosnuss und Passionsfrucht inne hält. Das ist handwerklich wirklich sehr beeindruckend umgesetzt, wenn man bedenkt, dass es sich nach wie vor um einen Takeaway Service handelt und nicht à la Carte in einem gesetzten Restaurant.
Ich vermute, viele andere Pâtissiers hätten sich an solch ein fragiles Stück nicht herangetraut. Doch Thomas Yoshida, der bereits seit 2001 anfing, im FACIL zu arbeiten, hat sich dem Risiko angenommen. Der begnadete Chef Pâtissier ist heute ein vielfach ausgezeichneter Meister seines Fachs und wurde 2016 zum Pâtissier des Jahres des Gault & Millau gekührt.
Fazit des Takeaway des Restaurant FACIL
Mit dieser leichten Wolke endet das Takeaway Menü des Restaurant FACIL und ich möchte meinen, dass sich das Restaurant mit diesem gezeigten Niveau problemlos weit vorne in der Riege der Anbieter einreihen kann. Wer sich also dazu entschließt, das Weihnachts- oder Silvestermenü zu buchen, ist gut beraten, das zeitnah zu tun, bevor es vielleicht vergriffen ist. Michael Kempf und sein Team empfiehlt sich in jedem Falle auf starke Art und Weise für einen Besuch nach Corona.
FACIL Takeaway
Das Takeway Konzept es Restaurant Facils besticht durch verschiedene à la Carte Speisen als auch Menüs für die Weihnachts- und Silvesterzeit.