Es ist endlich da. Wie kaum ein zweites Buch wurde von mir der nun bereits fünfte Band der Reihe „Die Weltköche zu Gast im Ikarus“ erwartet. Es birgt derart viele verschiedene Foodkonzepte, dass es für alle anderen Kochbücher immer wieder sehr schwer wird, das zu überbieten. Heute habe ich es ausgepackt und sogleich meiner ausführlichen Bewertung unterzogen. Sowas darf einfach nicht liegen bleiben.
15 Jahre Rrestaurant Ikarus – 15 Jahre best food of the world
Es gilt ein Jubiläum zu feiern. Das Ikarus besteht nun bereits seit 15 Jahren. Für nun anderthalb Dekaden laufen hier in Salzburg die besten Köche dieser Welt auf, um ihr Können den Gästen an diesem einzigartigen Ort zu zeigen.
Die ersten zehn Jahre übernahm dabei der prominente Küchenchef Roland Trettl die Führung. Zusammen mit Eckart Witzigmann als Patron des Hauses hielt er die Fäden zusammen und sorgte dafür, dass das noch so komplexteste Gericht eines Gastkochs mit den nicht selten eher schwer zu beschaffenden Zutaten umgesetzt werden konnte.
Ihm folgte nach seinem Weggang vor fünf Jahren Martin Klein, der nun als Executive Chef des Restaurant Ikarus diese schwere Aufgabe am vermutlich für Köche attraktivsten Arbeitsplatz der Welt übernahm. Wer von Witzigmann und Klein als Gastkoch ausgewählt und angefragt wird, hat die ehrenvolle Aufgabe, einem internationalen Publikum für einen Monat ein Menü aus dem eigenen Hause im Restaurant Ikarus zu kredenzen.
Die Liste der bisherigen Gastköche liest sich wie das Who is Who der besten Köche der Welt.
Ein Kochen in diesen Hallen gleicht quasi einem Ritterschlag. Jahr für Jahr werden so elf internationale Konzepte vorgestellt. Der zwölfte Monat gehört dabei stets dem Team des Restaurant Ikarus, welche sich freuen, in diesem Monat ihr eigenes Menü vorzustellen.
Der fünfte Band als Jubliäumsedition
Nun folgt bereits der fünfte Band aus dem Pantauro Verlag. Nachdem einleitenden Intro von Eckart Witzigmann himself folgen ein paar sehr erstaunliche Zahlen. In all der Zeit wurden recht viele unglaubliche Zutaten hier verarbeitet. Insgesamt wurden 1000 kg schwarzer Trüffel aus dem französischen Périgord und aus West- Australien verbraucht.
Dabei ging der Bedarf mehr und mehr zurück, da die Köche mehr und mehr auf einfache Produkte zurückgegriffen haben. Insgesamt sind in der Küche 261 Michelinsterne am Schaffen gewesen und mehr als 57 % der Köche und 37,5 % der Köchinnen sind unter den Top 50 der weltbesten Restaurants vertreten. 187 verschiedene Menüs mit mehr als 2000 Gängen galt es bisher zu schicken. Die Rezeptdatenbank muss unermesslich groß und gleichzeitig unbezahlbar sein.
Die meisten Köche kamen dabei aus Europa (54), Nordamerika (24) und Asien (12). So ist das Restaurant in Zentraleuropa so etwas wie ein kulinarischer Dreh- und Angelpunkt. Eine wunderschöne Doppelseite mit allen Namen der Akteure wurde bronzefarben abgedruckt. Eine sehr beeindruckende Auflistung, wie ich finde.
Die Edition 2017/2018 des Restaurant Ikarus
Auch in dieser Edition gibt es wieder 11 Gastköche mit deren individuellen Menüs und dem Ikarus- Menü vom Team um Martin Klein. Den Start macht Quique Dacosta aus Spanien. Das Restaurant, welches seinen Namen trägt liegt in Dénia und wurde wie immer auch vorab vom Executive Chef besucht. Martin Klein lässt es sich nämlich nicht nehmen, persönliche Eindrücke von den Wirkungsstätten der Gastköche einzuholen.
Dabei werden seine Impressionen in sehr schöne Texte von Hans Gerlach umgewandelt. So taucht der Leser für einen Moment in die Welt dieser Spitzenrestaurants ein und kann sich so ein eigenes Bild im Kopf kreieren. Eine Sammlung von Fotografien verschafft zudem auch visuelle Einblicke. Einige Seiten weiter folgt das Menü. Seines unterteilt er in drei Akte. Insgesamt 13 Gerichte gibt es in seinem Monatsmenü zu verkosten. Gezeigt und vollständig mit Rezepten hinterlegt sind fünf.
Ein bewährtes Konzept – bitte ändert nichts
Nach diesem bekannten Konzept wird hier jeder der Protagonisten vorgestellt und es gefällt mir sehr. Es gibt jedem Kapitel eine Individuelle Note und dem Koch, Raum sich zu präsentieren. Zum Beispiel die asiatisch inspirierte Küche des Sidney Schuttes, welcher im „Librije`s Zusje groß aufkocht. Berühmt ist dabei seine XO-Sauce aus getrockneten Jakobsmuscheln.
Er stellt ebenso fünf seiner insgesamt zwölf Gänge genauer vor. In der Menüübersicht werden diese allesamt fett gedruckt. Das sind zum Beispiel ein „Blauer Hummer • Zitronengeranie, Entenzunge, Litschi“, „Jakobsmuschel • Alge, Palo Cortado, Herzmuschel, Schwarzer Kardamom“ oder „Taco • Mais, Popcorn, Limette“. Den Rezepten wird dabei pro Gericht eine komplette Seite Platz gelassen.
Sie sind im Design übersichtlich gestaltet und man findet sich schnell zurecht. Ebenso gibt man den Speisen viel Raum, um diese optisch darzustellen. Die Fotografie von Helge Kirchberger ist dabei wieder einmal ein Traum.
Sehr fein ausbalancierte Fotografie
Man arbeitet erneut mit kreativen Hintergründen und einem ausgewogenen Lichtspiel, das die Gerichte natürlich und nicht allzu gekünstelt wiedergibt. Das war bei den vergangenen Kochbüchern, die hier besprochen worden sind immer wieder ein Problem. H. Kirchberger versteht es wunderbar, dekorative Elemente einfließen zu lassen ohne dass diese dem Hauptakteur den Rang ablaufen. So sollte Food-Fotografie in meinen Augen heutzutage sein.
Rezepte und Funktionalität
Auf den ersten Blick, wirken die Rezepte in sich schlüssig und nachvollziehbar. Alle Angaben sind aufs Gramm genau bemessen, was zu viel genaueren Angaben führt. Die Gerichte sind in zumeist fünf bis sechs verschiedene Einzelelemente untergliedert und dessen Zubereitungen in kurzen und knappen Sätzen wiedergegeben. Ebenfalls wurde dem Anrichten wieder ein eigener Absatz eingeräumt. So weiß der Leser, wie er denn die Dinge am Besten auf dem Teller platziert.
In der hier gezeigten Bandbreite kann kein anderes Werk diesem hier das Wasser reichen. Ein Kochbuch mit derart vielen unterschiedlichen Stilen gibt es wohl kein zweites Mal.
Fazit
„Die Weltköche zu Gast im Ikarus“ überzeugt nicht nur durch ausgewogenes Storytelling, einer hohen Bandbreite an Kochstilen, toller Food- Fotografie und unheimlich vielen Inspirationen für die eigene Küche, es bietet viel mehr. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es die Küche zu Hause oder doch die professionelle ausgestattete im Restaurant sein soll. Hier kommt einfach jeder auf seine Kosten. Für mich ist es mit die beste Weihnachtsempfehlung, wie eigentlich jedes Jahr.