Das Jahr 2017 neigt sich dem Ende zu und ich bin wieder einmal gewillt, für mich das Kochbuch des Jahres zu küren. Für meine Begriffe war dieses Jahr geprägt von sehr authentischen Kochbüchern, welche neben den Rezepten stets auch eine gute Geschichte zu erzählen hatten. Daher stelle ich dieses Jahr auch das Kochbuch des Jahres 2017 in verschiedenen Rubriken dar.
Das beste Kochbuch des Jahres 2017 – Deutschland
Für diese Kategorie gab es sicherlich verschiedene Titel, welche in Frage kämen. Doch aus einem ganz bestimmten Grund, habe ich mich für dieses Buch aus dem Hause Callwey entschieden. Tim Raue ist einfach ein Typ, der es versteht, den Leser zu unterhalten. Mag sein, dass der ein oder andere die Bad-Boy-Stories nicht mehr hören kann, jedoch sind sie in diesem Buch einfach enorm unterhaltsam niedergeschrieben. Diese Texte fesseln vom ersten Moment und geben dem interessierten Leser einen sehr guten Eindruck von einem Küchenalltag an der Spitze der Gastronomie bzw. Den Weg dorthin. Wer dazu auch noch die Netflix-Folge, welche ja im gleichen Atemzug, wie das Buch veröffentlicht worden ist, gesehen hat, wird viele Parallelen erkennen. Tim Raue ist einfach polarisierend und für mich der Koch in Deutschland, der es am besten beherrscht, auch neben dem Teller den Gast bzw. die Leser zu unterhalten.
Unabhängig davon sei natürlich auch sehr der Inhalt neben der Story, sprich den eigentlichen Rezepten, gelobt. Das kann man auch sehr gut in der ausführlichen Rezension nachlesen. Dieses Buch ist in zwei Versionen erschienen. Eine limitierte im Karton als auch eine „normale“ Version, aber was ist bei einem Koch wie Tim Raue schon normal. In seinen Büchern knallt es stets. Unbedingt lesen! Für eine Kostprobe seiner Rezepte gibt es hier seinen legendären Kaisergranat.
Das beste internationale Kochbuch
Hier gibt es dieses Jahr keinen Zweifel. Der neue limitiert aufgelegte Titel von Daniel Humm und Will Guidara ist wahrlich eine Wonne. Zwei Bände in einem in Stoff eingeschlagenen Schuber sind für mich mit das große Highlight überhaupt. Ich denke, wer hier in solch eine Ausgabe investiert hat, wird daran auf jeden Fall seine Freude haben. Sagenhaft schöne Rezepte mit einem gesonderten Buch voller Anekdoten und Hintergrundwissen zu den verschiedenen Gerichten, dieses Schweizer Ausnahmetalents.
Aufgrund der Tatsache, dass lediglich 11.000 Kopien weltweit in den Handel gekommen sind, die Stück für Stück handsigniert und durchnummeriert wurden, kann jeder Besitzer davon ausgehen, dass dieses Buch später in gut erhaltenem Zustand sogar an Wert zugelegt haben dürfte. Der Preis für solch eine Ausgabe betrug 249 US$. Dieses Werk wird von mir immer wieder herausgeholt, doch dafür ziehe ich nicht die weißen Handschuhe an, denn ich habe nicht vor, es zu veräußern. Auf der ewigen Bestenliste belegt es einen großartigen 4. Platz.
Bestes Design in einem Kochbuch
Für mich ist es eigentlich kaum noch denkbar, wie man solch eine schöne Serie von Jahr zu Jahr noch besser gestalten kann. Dem Pantauro Verlag gelingt das immer wieder. Der nun bereits vierte Band folgt nach wie vor dem Konzept, alle Starköche, welche in den vergangenen zwölf Monaten im Restaurant Ikarus zu Gast waren, zu porträtieren.
Dies gelingt in einer großartigen Fotografie und mit wunderbaren Texten von Hans Gerlach. Jeder Koch fährt in der Küche um den Executive Chef Martin Klein voll auf und das erkennt man auch an den Menüs mit den entsprechenden Rezepten. Es gibt kein Kochbuch, welches mehr Bandbreite an verschiedenen Kochphilosophien und Arten der Zubereitung aufweisen kann. Das ist wahrlich einzigartig.
Ebenso unvorstellbar ist der im Vergleich zum hier abgelieferten Produkt der Preis. Nicht mal 50 € kostet ein solches Exemplar, welches neben der exzellenten Fotografie eben auch unzählige Rezepte bereithält. Dieses Preis-/Leistungsverhältnis sucht man ansonsten vergebens. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann hiermit nichts falsch machen.
Das beste Vegetarier-Kochbuch
Auch hier gibt es keinen Zweifel. Ich musste nicht lange überlegen, um den besten Titel in diesem Segment ausfindig zu machen. Wer Heiko Antoniewicz kennt, der weiß, dass er ein äußerst akribischer Koch ist, welcher sich mit gewöhnlichen Gerichten nicht zufrieden stellen lässt. Er hat in diesem Kochbuch aus dem Matthaes Verlag wieder sehr ansprechende Kompositionen, welche immer auch an sein Thema „Foodpairing“ erinnern“, zusammen gestellt.
Der Mann weiß erstens wovon er spricht und zweitens setzt er sogar eigene Trends. Dieses Mal war ihm eine sehr farbfrohe Inszenierung wichtig, das werdet Ihr sofort bemerken, wenn Ihr das Buch aufschlägt. Für Heiko besitzt Gemüse eine ganz besondere Schönheit. Das hat für ihn schon mit der Vielfalt der Gemüsesorten zu tun. Die vegetarische Küche hat ihren ganz eigenen Reiz, man darf nur nicht den Fehler machen, und sie wie einen Ersatz zu behandeln oder gar als Beilage zu degradieren.
Es steckt eine abwechslungsreiche Vielseitigkeit in ihr, das muss man erkennen, um nicht ständig in die Verlegenheit zu kommen, sich dem immer noch stark präsenten Dogma hinzugeben, dass Fleisch und Fisch bei einem Gericht quasi ein Muss sind. Vegetarisch – Green Glamour ist ein Kochbuch für jedermann. Das Buch ist in sich absolut dass, was es auch verspricht. Es hebt das Gemüse spielend leicht auf den Glamour-Status ohne dabei allzu viel von ihm zu verändern.
Heiko beherrscht nicht nur den Kochbuchmarkt sondern auch das Spiel mit den Aromen und den Geschmäckern und steht dabei absolut im Einklang mit dem Zeitgeist. Das Geld für den Erwerb des Buches ist absolut sinnvoll investiert, wenn Du Dich im Kopf einmal frei machen möchtest, von den standardisierten Speisekonzepten.
Das Kochbuch mit der besten Fotografie
Diese Kategorie ist sicherlich nicht leicht zu bewerten und immer auch subjektiv. Mir gefällt die Bildsprache, welche im neuen Kochbuch von Konstantin Filippou zu sehen ist sehr gut. Sie ist teilweise etwas düster, teilweise sehr rau. Eher immer ansprechend und sehr ästhetisch und schon gar nicht normal. Hier hat man ein sehr schönes Auge für eine besondere Art der Speisendarstellung bewiesen.
Wer das Kapitel mit dem Namen “Ethik und Ästhetik” zuvor gelesen hat, wird schnell erkennen, dass die Anordnung der Bestandteile seiner Geschmackskompositionen nie nur optische Bedürfnisse befriedigen, sondern eben auch gewisse Funktionen erfüllen sollen.Filippous Küche zeigt von der Inszenierung her sicherlich eine sehr extravagante Art der Cuisine. Die maximale Reduktion auf recht wenige, verschiedene Elemente, die auf dem Teller Platz finden, entspricht dem heutigen Understatement der zeitgemäßen Küche.
Er versteht es dabei, die Gerichte wie Kunstobjekte aufzubauen und durch derartiges Platzieren, sich vom Rest deutlich abzugrenzen. So wirken alle Gerichte in diesem Buch wie Kunstobjekte mit einer besonderen Aussage, so dass es mir schon schwer fällt, sie als simples “Essen” einzustufen.
Das Buch ist für mich gerade wegen der recht ungewöhnlich ausführlichen Offenlegung zu Beginn seitens Konstantin Filippou und den so gar nicht gewöhnlichen Rezepten eine Empfehlung wert. Ich mag Bücher mit Ecken und Kanten und mit unkonventionellen Herangehensweisen. Dies entspricht absolut dem Kochstil von Filippou.