Nicht jeder wagt es, sein Hobby zum Beruf zu machen. Ein außergewöhnliches Paar zieht es durch und der Plan, in Berlin ein eigenes Restaurant zu eröffnen, weil die vorherigen selbst veranstalteten Supper Clubs durch die Decke schlugen, ging auf. Das MUSE ist in Prenzlauer Berg im Kollwitzkiez ein Paradebeispiel für eine unbeschwerte Küche, die es in der recht harten Gastrowelt Berlins geschafft hat, sich mit Herz und Seele durchzusetzen. Ein neuer (Pflicht-)Eintrag für meine Culinary Hotspots.
Am Anfang stand eine Weltreise
Die Entstehung dieses Restaurants ist eigentlich eine Verfilmung wert. Caroline und Tobias, die Besitzer des Restaurant MUSE, haben sich auf einer Weltreise kennengelernt. Sie stammt aus Bristol, er kommt aus Stuttgart. Sie arbeitete als Party Planerin, er war in einem Agenturgeschäft tätig. Sie verbrachte die meiste Zeit in der Küche und lud Freunde zum Essen ein, während er sich der Malerei hingab. Sie wurden ein Paar und lebten für einige Zeit in London, Stuttgart und Buenos Aires. 2009 beschlossen sie nachdem sie sich gegen ein weiteres Leben in Argentinien entschieden haben, Plan „B“ zu initiieren und nach Berlin zu ziehen, um dort einen der ersten und bekanntesten Supper Clubs der Spreemetropole zu gründen. Den Thyme Supperclub.
Aus dem Thyme Supperclub wurde das Restaurant MUSE
Oft luden sie dafür monatlich bis zu 18 Genussbegeisterte ein, um dort immer ein eigenes Menü zu kredenzen. Das bereitete den beiden so viel Spaß, dass sie den Wunsch entwickelten, damit ebenso ihr täglich Brot zu verdienen.
Durch den Tipp eines Bekannten erfuhren sie von dem Verkauf eines Restaurants mit Nähe zum Kollwitzkiez. Dort entstand dann 2013 der Grundstein für das heutige Konzept. Die Idee bei diesem Restaurant war von Anfang möglichst alles selbst herzustellen. Das fängt direkt bei der Inneneinrichtung an. Hier wurde jegliches Möbiliar selbst zusammengebaut. Das geht sogar bis zu den Tischen. Ganz besonders stolz ist Tobias auf die Bänke auf der Terrasse. Diese Holzbänke wurden aus Indonesien importiert. Sie stellte man nach dem Tsunami aus den kaputtgegangenen Fischerboten her.
Bänke aus indonesischen Fischerbooten
Zudem zieren die selbstgemalten Bilder von Tobias sämtliche Wände. Sie fielen mir bereits bei der Ankunft im Barbereich auf. Hinter einer längeren Tafel, welche für eine Gruppe von 20 Leuten gedeckt war, hing ein wunderbar großformatiges Bild von ihm an der Wand.
Der „Do it yourself“-Charakter wird ebenso in der Küche fortgeführt. Es wird alles in Handarbeit produziert. Das zehnköpfige Küchenteam bereitet das selbsternannte „International Comfort Food“ mit höchster Hingabe zu. Es besticht durch authentische Gerichte aus aller Welt, die sich keinen Regeln hingeben. Für diesen weltweiten Spirit hat man sich ein höchst multikulturelles Personal eingestellt. Alleine in der Küche ackern Mitarbeiter aus sieben Nationen. Daher ist die Küchensprache in diesen Räumen freilich englisch.
Die kulinarische Handschrift wurde jahrelang in erster Instanz von Caroline geprägt. Sie hat sich nun etwas zurückgezogen, um die Küche an Kanci aus Israel zu übergeben. Sie lässt es sich dennoch nicht nehmen, hin und wieder in der Küche mitzuwirken.
Mit 7 unterschiedlichen Nationen in der Küche
Wer hier speisen möchte, kann das mittags wie abends tun. Das Restaurant öffnet von Montag bis Freitag von 12 bis 22:30 Uhr und bietet eine Mittags- als auch eine Abendkarte an. Der Service ist hier wunderbar herzlich. Die Räume zeigen sich in unterschiedlichen Stimmungen.
Die Bar lädt mit dem Backsteingemäuere und der anschließenden Lounge mit ihren schweren Sesseln und dem großen Ledersofa zum Verweilen ein. Mit den sehr kecken Drinks inklusive hausgemachten Eis am Stil ist das Vergnügen garantiert.
International Comfort Food
Die Speisekarte bot zu meinem Besuch viele Spezialitäten an, die ich allesamt sicher gern probiert hätte. Aber auch meine Kapazitäten sind leider nur begrenzt. Ich entschied mich am Ende für das Ceviche vom Lachs (8 €), dem Southern Fried Chicken mit Coleslaw und Chilimayo (6,5 €) und den Devils Horseback mit in Speck gewickeltem Hühnchen mit Süßkartoffel und Walnuss. Die Ceviche bestand aus frisch marinierten Lachswürfeln mit Roter Zwiebel und Paprika. Das ausgebackene Chicken hatte mit der sensationellen Chilimayo einen perfekten Begleiter. Und der Coleslaw ist ebenfalls so wie er sein soll.
Alle Vorspeisen folgen dem Trend in gemütlicher Atmosphäre mit dem Tischnachbarn geteilt zu werden. Optisch und geschmacklich waren die Gerichte ein Genuss und kamen auch in einer sehr annehmbaren Zeit an den Tisch. Wenn man bedenkt, dass das Restaurant sehr gut besucht ist, kann man das schon beachtlich finden.
Sehr attraktive Preise für 100 % „handmade“
Für den Hauptgang ging es munter weiter mit der Tauscherei. Das „International Comfort Food“ zeigte sich hier in Form einer Auswahl an verschiedenen Kleinigkeiten. Mit dem „The Complete Meat“- Arrangement ist man sehr gut bedient, wenn man Lust auf eine gut sortierte Platte mit vielen verschiedenen Köstlichkeiten des Hauses hat. Sie beinhaltete ein Chipotle Hühnchen, Romanisches Kebab, Pulled Pork, geröstetes Gemüse, Chimichurri und Salat. Der Preis von 14,5 € ist eher niedrig gemessen, verglichen mit den gebotenen Speisen.
Für die letzten wenigen lauen Abende ist draußen auf der Terrasse ganz sicher der ideale Ort um hier zu verweilen, ansonsten finde ich gerade die sehr liebevoll ausgestattete Inneneinrichtung sehr charmant, so dass man gerne auch wenn es etwas kälter ist, drinnen gut dem international Genuss frönen kann. Euer Besuch ist somit eine Pflichtveranstaltung.
MUSE
Immanuelkirchstrasse 31
10405 Berlin
Öffnungszeiten: Mo-Fr 12-23h, Sa 10:30-23h, So 10:30-16h
Telefon: +49 30 40056289
Mail: info@museberlin.com
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