Der CookTank ist bereits eine Institution für sich geworden. Die sternefresser, die eine stets größer werdende Gemeinschaft unter den kulinarischen Protagonisten und deren Gästen bilden, haben mit der Gründung dieses Events und dem süßen Pendant dazu, welches auf den Namen „SweetTank“ hört, bereits so einige lukullische Treffen auf höchstem Niveau zustande gebracht. Kaum zu unterschätzen ist der begleitende Verwaltungsaufwand, welcher dem anhängt.
Unter immer neuen Gesichtspunkten werden diese Veranstaltungen aufgebaut. Galt es beim letzten SweetTank in Wolfsburg „Interpretationen eines Klassikers“ neu darzustellen, immer mit der Bedingung, diese Speisen seien woanders noch nicht präsentiert worden, ist in der fünften Auflage des CookTanks die Herausforderung, dass sich die Teilnehmer Gerichte zu den Themen „Verwegen vegetarisch“, „Regionalität“ und „Ein Teller nach Claude Lévi- Strauss“ überlegen sollten.
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Auch war es nur einer ganz bestimmten Sorte von Köchen vorbehalten hier mitzuwirken, führte doch dieser Gedankenaustausch den Untertitel „Next Generation“, welcher sich also speziell auf die heranwachsende Speerspitze der deutschen Kochelite bezog. Die Zusammenstellung konnte wohl kaum besser ausfallen. Zudem war es wieder möglich, sich über einen Wildcard zu qualifizieren. Zwei der Teilnehmer hatten sich über einen vorher eingesandten Gang beworben und konnten so, auch ohne Michelin- Sterne und Gault & Millau- Punkte, ihr Können unter Beweis stellen.
Eric Werner | Résidence, Essen Dirk Hoberg | Ophelia, Konstanz Thomas Macyszyn | Navette, Rüsselsheim Hendrik Olfen, Sous Chef von Hans Horberth | La Vision, Köln Sebastian Prüßmann | Villa Hammerschmiede André Rickert | Weinsinn, Frankfurt Christoph Schmah | Graf Leopold, Daun Matthias Schmidt | Villa Merton, Frankfurt Andreas Tuffentsammer | Ole Deele, Großburgwedel Sven Wassmer via Wildcard | Focus im Parkhotel Vitznau, Schweiz Lars Middendorf via Wildcard | Seehalde, Uhldingen Prof. Dr. Thomas A. Vilgis
Was sich aber bisher noch nie geändert hat, ist die Anwesenheit von Prof. Dr. Thomas A. Vilgis, der zahlreiche Bücher zur Naturwissenschaft des Kochens und der Physik und Chemie der Lebensmittel herausgebracht hat und zudem noch am Max- Planck- Institut in Mainz eine Arbeitsgruppe leitet.
Für fachliche Kompetenz ist also in jeder Hinsicht gesorgt worden, das kann man den sternefressern nicht aberkennen.
So bleibt nur noch die große Aufgabe, den Köchen die Zunge zu lockern, um den Austausch stattfinden zu lassen, selbst weiß ich aus eigener Erfahrung, dass die Zunft hinter dem Herd nicht immer die Redseligste ist. Für Billy Wagner und Benjamin Birk, zwei Top- Sommeliers aus Spitzenläden, dürfte das wohl eine der kleineren Herausforderungen gewesen sein, galt es zudem noch die Speisen anständig mit dem einen oder anderen Tropfen zu begleiten.
In diesem Beitrag habe ich sogar von den sternefressern das Privileg bekommen, Euch ein Gericht näher vorstellen zu dürfen. Es handelt sich um den Gang von Thomas Macyszyn vom Restaurant Navette in Rüsselsheim. Er zeigte mit “Tsarskaya Auster, Romana Salat, Parmesansud und fermentierter Knoblauch” einen Teller à la Lévi-Strauss.
Bei „Tsarskaya-Auster mit Romana-Salat, Parmesansud und fermentiertem Knoblauch in Ahornsirup“ von Thomas Macyszyn handelt es sich um ein untypisches Austern-Gericht, da hier der Eigengeschmack der Muschel nicht mittels säurelastiger Begleiter gehoben wird. Vielmehr fügt sich ein herzhaftes Gesamtbild ein, das zwischen Umami-Fülle (Parmiggiano) und „Meer“ changiert. Die herben Noten des Salats und der süßliche Knoblauch brechen die Fülle des Gerichts auf und sorgen für mehr Vielschichtigkeit. Wichtigstes Merkmal des Gerichts ist der Parmensansud, dessen tiefe Umami-Noten aus dem Käse selbst, einer Brühe und deren Reduktion stammen. Die separate Darreichung im Glas erlaubt eine gute Dosierung, was dem Gericht weitere Komplexität gibt. Interessanterweise erklärt Macyszyn, dass der Sud der eigentliche Star der Komposition ist. Er passt nicht nur zu diesem Austergang hervorragend, sondern wird als immer wiederkehrendes Element in seiner Küche genutzt und wurde so auch schon mit anderen Protagonisten serviert.
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Insofern kann man vor diesem Kunstwerk und seiner Komplexität nur den Hut ziehen. Ich finde es immer wieder überaus beeindruckend, zu welchen neuen Interpretationen man mit der unkonventionellen Methodik der Zubereitung von Speisen kommen kann.
Deswegen ist der CookTank nicht nur ein Mehrwert für die Gastronomie hierzulande, sondern fast schon „State of the Art“, wenn es um den kulinarischen Austausch der kochenden Brigade geht. Sie übernehmen aber zudem auch noch mit der Bereitstellung des Wissenszugangs für ein besseres Verständnis der Teller den Aufklärungsauftrag, welcher bei der momentan hochtechnisierten Küche auf nationaler Ebene, immer brisanter wird. Vielleicht ist das ein weiterer wichtiger Auftrag, den Foodmagazine oder auch Foodblogs heute leisten können.
Quellenangaben:© aller Bilder & Videos: Klaus Einwanger | http://blog.white-plate.com/
Was meinst du als Profi, könnte man die Sellerie alternativ 8h im Backofen konfieren? Dürfte doch auch dieses Ergebnis haben, oder? So bei 80°C?
Hallo Andree,
ich würde vor dem ersten Kochen davon abraten, das Rezept zu ändern. Das ist für meine Begriffe mit einer der häufigsten Anwenderfehler. Wenn das erste Nachkochen auch das erwartete oder vielleicht sogar ein besseres Resultat erziehlt hat und Du weißt, wie das Endprodukt auszusehen hat, würde ich eventuell etwas ändern. Vorher nicht. Selbst habe ich es noch nicht ausprobiert und würde mir deswegen auch keinerlei Ratschläge anmaßen. Ich werde es aber mittelfristig testen. Ich finde es echt erstaunlich, wie der Selleriehype gerade so zündet ;-).