Bayerische Küche wird im Volksmund vermutlich vorwiegend von Alfons Schuhbeck repräsentiert. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Bayern hat viel mehr zu bieten als aphrodisierende Gewürzmischungen oder Nudelwasser-Gewürzmittel. Alexander Huber weiß da mehr zu zeigen. Seine regional angehauchte Küche kommt mit internationalen Produkten in Sterne-Restaurant auf das Porzellan. Sein neues Kochbuch „Bayerische Küche vom Feinsten“ aus dem Matthaes Verlag ist eine kulinarische Momentaufnahme dessen, was er in den letzten Jahren gastronomisch auf den Weg gebracht hat. Reinschauen lohnt sich nicht nur für Bayern-Fans.
Alexander Huber steht für regionale Küche mit Spitzen-Importprodukten
Alexander Huber hat vor einigen Jahren die Führung in der Küche der Gastwirtschaft Huberwirt in Pleiskirchen übernommen. Seit über 400 Jahren befindet sich diese Gastwirtschaft in familiärer Hand und wird mit großer Leidenschaft und Herz geführt. Alexander steht für eine bayerisch inspirierte Küche, welche ebenfalls Elemente der österreichischen als auch avantgardistischen Küche in sich trägt. Aufgrund der idealen Umgebung fokussiert er sich auf regionale Lebensmittel, verschließt sich aber nicht internationalen Produkten. Für ihn ist es wichtig, dass die Grundzutat aus Bayern kommen muss.
Der Huberwirt ist eine Kombination aus Wirtshaus Tradition und Hochküche. Bayerisches Fine Dining at it’s best. Durch die gegebene Regionalität steht Alexander Huber im Kontakt mit seinen Lieferanten, Züchtern, Landwirten und Winzern. Deren Produkte fließen tagtäglich in das Angebot, dass Alexander ein modernes bayrisches Wirtshaus nennt, mit ein.
Der Übergang beider Küchen ist fließend. Nach nur einem kleinen Vorwort geht es in dem Kochbuch von Alexander Huber direkt zur Sache.
Inhalt & Aufbau
Die Rezepte im Kochbuch „Bayerische Küche vom Feinsten“ sind in unterschiedliche Kapitel gegliedert. Das sind „Kalte Küche“, „Bayerische Suppen“, „Dazwischen gibt’s…“, „Volksspezialitäten“, „Z’Mittag im Wirtshaus“, „Was Feines zum Sonntag“, „Fisch, gern von dahoam“, „Bayerische Avantgarde“, „Was Süßes“, „Gebackenes und Wirtshausgebäck“ und „Grundrezepte“. Wie schon erwähnt geht es ohne Einleitung, wie beispielsweise die Rezepte zu verstehen, sind los.
Liest man den Titel der „Bratensülze vom Spanerferkel mit Schnittlauchschmand und Radieserl“ so wird man vermutlich etwas Rustikales, Geerdetes vermuten. Doch weit gefehlt!
Die Küche von Alexander Huber versucht den Spagat von bürgerlicher Küche im Fine Dining Format. Die Präsentation der Bratensülze hat eher etwas von einem leichten, sommerlichen Gericht. Der Sülzfond ist weder geliert, jedenfalls lässt es das Bild nicht vermuten.
Die Einlage der semiflüssigen Sülze besteht aus vielfältig angerichteten Komponenten wie Scheiben von hart gekochtem Ei, Karottenscheiben, Cornichons, Kirschtomaten und Schnittlauch. Dazu kommt obendrauf Radieschen, Blätter von Kopfsalatherzen, Scheiben vom roten Rettich und schließlich lauwarmer Sülzfond.
In einer separaten Schale wird ein grasgrüner Schnittlauchschmand angeboten. Warum der Schnittlauchschmand hier homogen grün ist, obwohl laut Rezept fein geschnittener Schnittlauch verwendet wurde, erschließt sich mir nicht ganz.
Um aus dieser bisher recht bodenständigen Zusammenstellung eine Fine Dining Version zu zaubern, bedarf es beim Anrichten noch steirisches Kürbiskernöl, Schalottenvinaigrette, geröstete Kürbiskerne, Brotcroûtons, Schnittlauchspitzen, Schafgarbe und Borretschblüten.
So wird aus diesem Klassiker eine lauwarme Vorspeise, welche optisch kaum noch an das Original erinnert und geschmacklich ebenfalls eine Premiumversion zu sein scheint.
Weniger dekonstruiert und näher am Original sind die Suppen. Die Rindssuppe mit dem internetgeprägten Hashtag im Titel, heißt dann wie folgt: Rindssuppe #AH1612 mit Fettaugen, Gemüse und Grün“. Übersetzt ist es eine Rindersuppe mit Suppengemüse, Leberknödel, Povesen und Brätnockerl. Die bayerischen Versionen von Alexander Huber gefallen mir sehr, so darf das gerne weitergehen.