Essen verbindet, das war schon immer so gewesen. Wenn Diplomaten, Staatsdiener und Verhandlungspartner aufeinander stoßen, dann landen sie früher oder später immer auch am Tisch. Wie sich die Tischkultur entwickelt hat, kann man wahnsinnig gut anhand des Buchs Wohl bekam`s erkunden. Es stammt aus dem Verlag des kulturellen Gedächtnisses und zeigt in hundert Menüs, wie sich die Speisenkultur gewandelt hat und zu welchen bedeutenden Ereignissen, welche Gerichte angerichtet wurden.
Menüs über Menüs – Wohl bekahm`s als Spiegel der jeweiligen Epoche
Wer das buch Wohl bekahm`s aufschlägt, wird vermutlich überrascht sein, wie weit die einzelnen Speisenfolgen zurückreichen. Über einen Zeitraum von mehr als 800 Jahren wird hier zurückgeblickt. Man schaut auf große Feste, Einweihungen von zum Beispiel Kirchen, dem letzten Mahl der Titanic in allen drei Klassen oder nimmt die Verpflegung der Crew rund um Neil Armstrong auf dem Mond in Augenschein. Für jeden Geschmack ist hier etwas dabei.
Festmähler mit unheimlich viel Verschleiß an Gütern
Den Einstieg macht dabei ein ziemlich üppiges Gelagere, welches vor 2800 Jahren stattgefunden hat. Damals hatte König Assurnasirpal II zur Einweihung des Palastes von Nimrud ein zehntägiges Festmahl veranstaltet. 69.574 Gäste verschlungen sozusagen unter anderem 100 Mastrinder, 1000 Kälber und Schafe aus der Stallhaltung, 14.000 Schafe und 200 Rinder aus dem Besitz der Göttin Ishtar, 100 Frühjahrslämmer, 1000 Schafe, 500 Hirsche, 500 Gazellen… und, und, und. Die Liste geht endlos weiter und ist mit unseren heutigen Maßstäben vermutlich schwer vereinbar.
Die folgenden Menüs sind in ihrer Übersicht leicht zu überschauen und haben neben der Nennung der Speisen ebenso eine sehr interessant aufbereitete Erklärung parat.
So gab es das „Schwarze Gastmahl bei Lorenzo Strozzi“ zum Karneval 1519 in Rom. Dort wollte man ein sehr skurriles Dinner veranstalten, indem man den Gästen mit einem sehr bizarren Humor begegnete. Dieses Gastmahl wurde komplett im Schwarz gestaltet. Bei einer spärlichen Beleuchtung, mit extra hässlichen Gemälden und Totenschädeln zum Aperitivo begann man zur Feier des Todes, Ekel und Angst zu verbreiten.
Die Gäste bekamen ihr Essen über unverständliche Mechanismen „aus dem Nichts“ serviert. Der Saal war von einem Himmel voller Sterne umgeben, welcher sich dann plötzlich zu Drehen begann?
Manche der Speisen waren ungenießbar, teilweise sogar mit Abführ- oder Brechmittel gewürzt. Das Menü war bereits vor dem dritten Gang zu Ende. Man kann das wohl gut verstehen.
Essen auf dem Mond
Das erste Menü im Weltall hingegen war gänzlich anders aufgebaut. Hier beherrscht wohl die außergewöhnliche Atmosphäre im Weltall die Stimmung und es muss wahrlich ein großartiges Frühstück gewesen sein. Ein Essen in 315 km Höhe einzunehmen kann wahrlich nicht jeder einfach mal eben so haben. Da verkommt das Essen sicherlich zur Nebensache, wenn man den einzigartigen Blick auf die Erde haben kann.
Als Speisen gab es ein Fleischpüree und zum Schluss eine Schokoladensauce, beides aus Tuben. Mit dem Porzellan kann man im Weltall aus Kostengründen nicht aufwarten. Auch dürfte derartiges Material ein nicht allzu geringes Sicherheitsrisiko darstellen.
Aufbau und Storytelling
Rezepte gibt es in diesem Buch keine. Dieser kulinarische Band versteht sich eher als eine historische Aufarbeitung bedeutender Menüs aus der jüngeren oder älteren Vergangenheit. Was man hingegen als Leser erwarten darf, sind viele sehr unterhaltsame Hintergrundinformationen, welche sich um die jeweiligen Speisenfolgen verbergen. Das Buch ist chronologisch sortiert. Im hinteren Teil finden sich folgerichtig aktuelle Menüs wie zum Beispiel das letzt Staatsdinner von Barack Obama, die Hochzeit von Kim Kardashian und Kanye West oder das Festessen zum 101. Jubiläum der Tour de France.
Fazit
Das Buch ist kurzweilig und gespickt mit illustren Geschichten. Es ist sehr interessant, wie der Umgang in Bezug auf das Ausrichten von Menüs und langen Speisenfolgen sich im Laufe der Zeit gewandelt hat. Das Buch namens „Wohl bekam`s – In hundert Menüs durch die Weltgeschichte“ ist handlich, informativ und ideal für einen Sonntagnachmittag mit einer Tasse Kaffee oder Tee und ein wenig Ruhe, um durch die kulinarischen Momentaufnahmen unserer Zeit zu reisen.