Letzten Sonntag veröffentlichten wir den letzten Gang des Gänsemenüs. Dieser hatte eine Besonderheit. Er wurde als Gewinnspiel ausgeschrieben und hatte einen sehr ansehnlichen Preis. Es gab das zweite Kochbuch von Daniel Humm als Trophäe zu gewinnen. Bisher gab es die Importversion in naturgemäßer englischer Fassung zu lesen. Jedoch hat sich der AT Verlag die nötigen Lizensen für die deutsche Version gesichert, so dass diese Ende letzten Jahres herausgegeben werden konnte. Stellt sich nun die Frage, wie sich diese Version im Vergleich zum Original macht.
“I love NY – Mein New York Kochbuch”
Daniel Humm & Will Guidara
Fotografie: Francesco Tonelli
AT Verlag, 2013
496 S., gebunden, 49,90 EUR
ISBN: 978-3-03800-769-2
Auf den ersten Blick gibt es zuerst nicht wirklich viele auszumachende Unterschiede, ist doch das Look & Feel nahezu 1:1 übernommen worden. Es wird dem Leser zuerst die Philosophie, welche hinter diesem Werk steht, näher gebracht. Galt es doch die verloren geglaubte kulinarische Kultur rund um New York wieder zu entdecken.
Es wurden viele Farmen in den ländlichen Regionen besucht, der direkte Kontakt mit den Bauern gepflegt. Eine wunderbare Fotografie stellt diese agrartechnischen Exkursionen sehr ansehnlich dar. So wird eine sehr schöne Atmosphäre geschaffen, die dem Leser viele verschiedene Farmer und deren Ländereien näher bringt. Natürlich dürfen auch die Produkte nicht zu kurz kommen. Auf mehr als 50 Lebensmittel wird hier Stellung bezogen. Das geht vom einfachen Apfel über Birnen, Blumenkohl, Enten, Gurken Knoblauch, Pastinaken bis hin zum Spargel, Venusmuscheln oder auch dem Ziegenkäse. Dabei wird neben der Herstellung auch so einiges brauchbare Wissen vermittelt.
Dieses Buch beschränkt sich aber nicht nur auf die Herkunft und den Anbau der unterschiedlichen Lebensmittel. Es hat als Kochbuch natürlich den Hauptauftrag spannende Rezepte zu bieten. Und hier versteckt sich der Wolf im Schafspelz. Für viele sind doch die meisten Kochbücher der Sterneköche- Fraktion ein Graus. Die Bilder sehen zwar alle immer toll aus, sind zudem noch auf unbezahlbarem Porzellan angerichtet und teilweise benötigt man einige noch nie gekannte Küchengeräte wie z.B. den Pacojet. Da wurde dann schnell nach nachkochbaren Gerichten verlangt und man erreichte dies durch im Schwierigkeitsgrad eher moderate aber von der Zusammenstellung nicht immer sehr originellen Speisen. Es entsteht so ein Einheitsbrei, dem der nötige Quell an Innovation zu fehlen schien. Hier sind die Zusammenstellung alles andere. Und das hat seine Ursache.
Wer Daniel Humms erstes Kochbuch „Eleven Madison Park“ kennt, wird in diesem Buch viele Komponenten der Haute Cuisine wieder erkennen. Er hat das nämlich geschafft, woran viele hochdekorierte Köche scheiterten. Er entwickelte eine Rezeptesammlung, die einem die Sterneküche an den heimischen Herd bringt. Sehr tolle ansehnliche Gerichte werden auf nachvollziehbare Weise höchst kreativ aber doch auf erreichbarem Niveau dargestellt. Viele Zubereitungen sind wirklich in 5 bis 6 Schritten erledigt und wirken ganz und gar nicht unerreichbar. Sie sind aber in ihrer kompletten Zusammenstellung schon optisch ein Genuss. Selbst habe ich viele der Rezepte bereits aus der importieren Version nachgekocht und kann die Funktionalität der Anleitungen und Mengenangaben nur bestätigen.
Auch die enorme Anzahl an nachgekochten Rezepten auf diversen Foodblogs spricht da für sich. Der große Vorteil bei der deutschen Edition liegt natürlich in der metrischen Angabe der Zuaten. Wer hier des Öfteren Rezensionen liest, wird sicher wissen, dass ich mich daran störe, diese sehr ungenau abzumessenden Cups und Teaspoons zum Abmessen anzuwenden geschweige denn zu akzeptieren. Hier hat man dem Leser natürlich diese Aufgabe leichter gemacht und alles ist sauber und korrekt in ml und g angegeben. Ich neige sogar dazu auch Flüssigkeiten lieber in g abzumessen, als auf Litermaße zurück zu greifen. Das ist aber mit Sicherheit ein ganz persönliches Faible.
Ich kann Euch aber dieses Buch getrost ans Herz legen. Ihr werdet Eure wahre Freude daran haben. Zu erwähnen bleibt noch, dass die Fotografie von Francesco Tonelli stammt und auch ein Klick auf seine Homepage Euch viele unterhaltsame Momente bescheren werden, solltet Ihr auf ansprechende Belichtungen Wert legen. Das Buch kann man also absoluten Mehrwert in so fast jedem Buchregal attestieren. Auch in der „Top 50 Liste der besten Kochüber“ hat es seinen festen Platz gefunden.
Copyright sämtlicher Bilder: Francesco Tonelli
Ein Teil der besprochenen Produkte wurde der Redaktion von den Unternehmen zu Testzwecken zur Vergügung gestellt.