Das Garen auf offenem Feuer oder der Glut erscheint auf den ersten Blick recht einfach. Zuerst beherrschen selbsternannte Experten das Feuer, und später widmen sie sich dem Fleisch. Was das Grillgut und alternative Techniken betrifft, wird einerseits wenig Aufwand betrieben. Andererseits entdecken immer mehr Köche dieser Welt den Reiz des Grillens und des Garens auf offenem Feuer. Fleisch spielt dabei schon lange nicht mehr die Hauptrolle. Fisch, Gemüse und sogar Desserts sind ebenbürtige Bestandteile auf dem Grill geworden. In der Pilzzeit zeigt Woodcuisine, wie sich sogar Pilze hervorragend auf dem Grill zubereiten lassen.
Woodcuisine – Back to the roots
Es ist Herbst, sogar ein ziemlich trockener. An diesem warmen Sonntag trafen wir uns mit zwölf Personen im Schlossgut Finofurt. Dabei handelt es sich um verfallene Gebäude am Rande der Schorfheide, die nun von Mischa Olma, dem Gründer der Holzmöbelmanufaktur woodboom, mit dem Konzept namens Woodcuisine durch Aktivitäten wie Kochkurse, Workshops und gemeinsame Abendessen wiederbelebt wurden.
Was erwartet dich bei diesem Ausflug?
Woodcuisine ist nichts anderes als eine Abenteuerküche im Wald. Denn bei diesem Konzept wird die Natur zur Speisekarte. Mischa hatte mich freundlicherweise eingeladen, an einem der Tagesausflüge teilzunehmen. Ich entschied mich dafür, Pilze zu sammeln und sie später zu verarbeiten.
Gemeinsames Pilzesammeln
Wir trafen uns also, um gemeinsam Pilze zu suchen. Uns vor Vergiftungen zu schützen und die richtigen Sorten zu sammeln, war die Aufgabe von Naturexperte Martin Rötzel. Er versuchte uns bei jeder Gelegenheit davon zu überzeugen, die Schönheit der Natur zu schätzen.
Inklusive Stärkung vorab – natürlich aus der Natur
Bevor es für uns losging, durften wir bereits den ersten Snack und Wein genießen. Dabei handelte es sich um einen über dem Feuer gebackenen Weizenfladen mit Kürbiscreme, fermentierten Karotten, Spitzwegerich und Nesseln – alles aus der unmittelbaren Umgebung gesammelt. Während dieser ersten Kostprobe der Natur lernten wir uns einander ein wenig kennen und bemerkten, dass sich viele Gastronomen in dieser Runde befanden.
Pilze – leider Fehlanzeige
Hochmotiviert zogen wir direkt danach in den angrenzenden Wald, um die notwendigen Pilze für den Abend zu sammeln. Martin teilte uns gleich mit, dass es aufgrund der warmen Temperaturen und des trockenen Bodens sein kann, dass wir nicht allzu viele Pilze entlang unseres Weges finden würden. Für diesen Fall hatten sie jedoch bereits ausreichend Pilze gesammelt.
Das Wandern durch einen dichten Wald ist für mich als Stadtmenschen nicht gerade häufig ein Genuss. Leider stellte ich fest, dass an vielen Stellen ziemlich viel Müll und Schutt lag, vermutlich schon seit vielen Jahren.
Fußballgroße Boviste
Leider bewahrheitete sich die Vorwarnung. Leider fanden wir nicht viele Pilze entlang unseres Weges. Doch Martin gab nicht auf und motivierte uns, weiter Ausschau zu halten. Am Ende landeten zwei recht große Boviste, Rotfußröhrlinge und ein Parasol in unserem Korb.
Nach knapp drei Stunden suchten wir den Weg zurück zum Schlossgut auf und trafen uns sofort am imposanten Feuerring. Dieses massive Ungetüm stammt aus der Schweiz und wiegt mehr als 200 kg. In der zentralen Vertiefung wird die Kohle oder das offene Feuer erhitzt, während man am Rand wie auf einer Plancha das Gargut zubereiten kann. Je nachdem, wie viel und wo die heiße Glut platziert wird, kann mit der Temperatur gespielt werden.
Selbstgemachte Tortellini
Zuerst zeigte man uns die bereits zuvor gesammelten Pilze, darunter auch viele Pfifferlinge. Wir reinigten sie und grillten sie später zusammen mit Pfirsichhälften, die wir ebenfalls gesammelt hatten.
Anschließend begannen wir damit, Tortellini zuzubereiten. Wir kümmerten uns zuerst um den Teig unter Anleitung und später um die Wildkräuterfüllung, die mit einer Frischkäsecreme zubereitet wurde.
Grillen auf Kunst
Als wir später an der sehr anschaulich hergerichteten Holztafel Platz nahmen, stand die Technik des beeindruckenden Feuerrings im Mittelpunkt des Grillens. Dieser Feuerring begeisterte wohl alle Teilnehmer schnell. Seine Stärke liegt in der einfachen Handhabung dieses Originals aus der Schweiz. Dieses kreisförmige Element bildet die Bühne, auf der wir prachtvolle Pilze wie zwei große Boviste, Pfifferlinge oder Rotfußröhrlinge zubereiteten. So wurde, ähnlich wie bei den ursprünglichen Gedanken des Austauschs vor Jahrhunderten, ein Mittelpunkt geschaffen, an dem jeder sich versammelte, um bei Gesprächen und dem Essen über der lodernden Glut die Ereignisse des Tages zu teilen.
So sind die Gerichte immer auch einer maximalen Reduktion unterworfen. Es gibt genau das, was die Natur bereitzustellen im Stande ist.
Das Grillen auf offenem Feuer ist immer wieder faszinierend, denn es birgt eine geradezu archaische Urkraft. Mit Woodcuisine kannst du ausbrechen, draußen sein, das Feuer und die Glut spüren.
Ein Menü direkt aus der Natur
Zuerst servierten sie uns diese Tortellini mit einem intensiven Pilzdashi, das mit Moos, Flechten und Douglasienholz zubereitet wurde. Dieser Gang wärmte uns wunderbar auf, denn der Herbst zeigte sich mit den fallenden Temperaturen von seiner kühlen Seite. Der auffällige Feuerring war daher eine immer gern besuchte Stelle, um dem Kochen des Woodcuisine Teams zuzusehen und sich aufzuwärmen.
Darauf folgte knusprig geröstetes Brot vom Grill, dessen Knusprigkeit tief in den Wald hineinschallte. Auf dem knusprigen Brot fanden wir den klassischen Geschmack von Birne, Käse und Nüssen in Form von säuerlichen Waldbirnen, Blauschimmelkäse und roter Bete mit herben Radicchio-Blättern.
Im Hauptgang genossen wir gemeinsam eine gebratene Wildschweinwurst mit verschiedenen Pilzen und einer Beurre Blanc, die Mischa direkt am Tisch über die Wurst goss, zusammen mit einem großartigen Asche-Senf.
Das süße Finale bestand aus einer Crème Brûlée, die mit getrockneten Steinpilzen verfeinert wurde, und deren Zuckerkruste mit glühenden Holzkohlestücken karamellisiert wurde. Natürlich kann ich wenig dazu sagen, wie sich diese Art der Karamellisierung auf die Gesundheit und das Krebsrisiko auswirkt, aber wir wagten es trotzdem.
Fazit zu Woodcuisine
Wir gingen mit den Leuten von Woodcuisine Pilze sammeln, durchforsteten den Wald und konnten später das Feuer und die Glut spüren, den Rauch schmecken und mit nur wenigen teilweise selbst gesammelten Zutaten gemeinsam essen. Dabei erlebten wir ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und lernten viel über den Umgang mit der Natur und das Kochen in der Natur. Von Anfang bis Ende war dies ein schönes Erlebnis, und ich habe den Tag sehr genossen.
Du willst auch einen Tagesausflug mit woodcuisine unternehmen?
Mittagessen im Wald mit geführter Pilztour, Pasta-Workshop sowie gemeinsamer Zubereitung eines 4-Gang-Dinners: 159 € – Nächster Termin ist der 28 Oktober
Tickets unter: www.woodboom.de, Tel.: 0173 5446691