Berlin ist kulinarisch immer eine Reise wert. Selbst in Zeiten der Coronakrise hat es immer noch Neueröffnungen gegeben. Kurz vor Corona hatte das sogenannte UUU – Chinese Dining von Yuhang Wu und Jonas Borchers eröffnet, bevor es durch die strengen Auflagen direkt wieder in den Lockdown geschickt worden ist. Doch beide haben sich nicht unterkriegen lassen. Mit ihrem zutiefst authentischen Konzept des chinesischen Dinners haben sie sich in die Herzen der Lokalisten gekocht. Ich habe sie vor kurzem besucht und teile gerne meine Erfahrungen mit euch.
UUU – Chinese Dining
Vergiss das, was du über chinesische Küche weißt. Es ist vermutlich nicht akkurat. Jedenfalls ging es mir so, als ich das UUU – Chinese Dining nach meinem 8-Gang Menü verlassen hatte. Der unscheinbar in Wedding gelegene Dining-Room mit Popup Flair gibt sich außen als auch nach innen gerichtet sehr bescheiden. Keine auffälligen Schriftzüge geben einen Hinweis darüber, welches spannende Konzept sich hier verbirgt. Innen offenbart sich unmittelbar nach dem Eingang ein fast kreisrunder Tisch mit vielleicht 10 Sitzplätzen. Eine kleine und intime Runde wird durch den Gastgeber Jonas und der Köchin Yuhang hier mit chinesischer Koch- & Trinkkultur beglückt.
Schlichte Eleganz statt viel Schi Schi
Im UUU – Chinese Dining erfährst du authentische, chinesische Küche und die ist reduziert und ohne Schi Schi. Die Gerichte des Menüs stammen allesamt aus unterschiedlichen Regionen und werden nach eigener Angabe auf nahezu ursprüngliche Art und Weise am Tisch eingesetzt.
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Das Menü wird mit verschiedenen Teesorten und eigens hergestellten Kombucha begleitet. Diese werden vor jedem Gang aus der Küche von Jonas vorbereitet und mit einer Erklärung eingeschenkt. In der Küche ist derweil Yuhang eifrig dabei, Tangbao mit flüssiger Füllung und feinen Ingwerstreifen als Amuse-Bouche anzurichten.
Gut ausgewählte Zutaten
Alle anschließenden Gänge werden liebevoll in sehr stimmigem Porzellan angerichtet. Die Portionen sind dabei gut ausgewogen. Die Jakobsmuschel zu Beginn überzeugt mit ausbalancierter Aromatik und einem Süßkartoffelstampf, dessen Geschmack ich zuerst nicht mit der Süßkartoffel in Verbindung gebracht hätte. Die Schale wurde komplett leer geputzt, was ein sehr gutes erstes Zeichen ist.
Begleitet wurde die Jakobsmuschel mit einem Kombucha, der uns von Jonas sehr ausführlich nähergebracht wurde.
Selbst hergestellter Tofu
Es folgt ein sogenannter Shipin-Tofu, der aus Sojabohnen aus dem Allgäu hergestellt wird. Den Tofu setzt Jonas zweimal die Woche selbst an und wird nicht einfache eingekauft.
Damit dieser innen so zart und luftig wird, muss er vorab in eine Lake eingelegt werden. Danach wird er knusprig gebacken und erhält dadurch eine recht zähe Kruste, während er innen noch recht weich und saftig ist. Dazu wurde wilder, grüner Sichuanpfeffer, eine Samthaube und Pilze angerichtet.
Knusprige Marans-Hühnerbrust
Es folgt Guobaorou, eine knuspriges, süß-saure Hähnchenbrust, welche in gepufften Buchweizen gehüllt ist. Die Marans-Hähnchenbrust von Lars Odefey, einer Landwirtschaft in der Lüneburger Heide, erhält die Süße durch Honig und die Säure durch einen Kombuchaessig. Diese Marinade sorgt zudem für den Halt der chrunchigen Hülle von Buchweizen, dessen Knuspereffekt im Mund bei uns schlagartig eine Dopaminausschüttung verursachte.
Wachsweiches Ei in knuspriger Hülle
Weiter ging es mit frittiertem Hühnerei in Pastinakenmantel, welches mit Chicoree und Miesmuscheln in Rettichscheiben serviert wurde. Dabei war das Eigelb im Kern wunderbar flüssig und der Chicoree mit einer sehr gut abgestimmten Sauce umgeben. Dabei herrschte stets eine perfekte Mischung zwischen salzig, süßen und pfeffrigen Nuancen vor. Überhaupt fällt auf, dass die Speisen allesamt stets höchst unaufgeregt daherkommen, was nicht heißt, dass sie geschmacklich fad wären. Ganz im Gegenteil. Yuhang arbeitete die einzelnen Komponenten so heraus, dass sie jede für sich noch gut zu schmecken sind.
In reiner Edutainment-Manier erfährst du als Gast eine Menge über die Tradition und kulturelle Verankerung Chinas. Jonas ist es enorm wichtig, jeden auf ihre Reise durch die kulinarische Vielfalt Chinas mitzunehmen.
Chinesisches Soulfood
Der letzte pikante Gang war dann auch mein Favorit des Abends. Die „Dingding“- Nudeln mit roter Paprika, Sellerie und Marans-Hähnchen sind handgezogene Nudeln, die später kleingeschnitten werden. Jede dieser eingesetzten Schalen war gefüllt mit Umami pur und wurde von allen mit großer Begeisterung geleert.
Starke Desserts
Dass Yuhangs Stärke auch die Patisserie ist, versucht sie nicht allzu viel zu verbergen, arbeitete sie doch einst im Dessertrestaurant CODA in Berlin Neukölln. Das konnte sie bei gleich drei Dessertgängen zeigen.
Schon optisch überzeugte das Thai-Basilikum-Eis mit Kiwi, Kokosschaum und Sojameringue durch schlichte Eleganz. Eingehüllt in süße Baiserplatten liegt im Kern ein Thai-Basilikum-Eis mit einem Kokosschaum, welches auch noch eine kleine Menge Passionsfrucht in sich trägt. Fulminant.
Der nachfolgende Mochi überzeugte durch einen sehr weichen, elastischen Teig, der als Hülle einer Milchteecreme und einer karamellisierten Pekannuss mit Satsuma fungierte.
Abgeschlossen wurde das Menü mit einer Ingwer-Büffelmilchcreme, die vor dem Gast gestockt wurde.
Bilder des Abends
Fazit: Wer sollte das UUU – Chinese Dining besuchen
Im UUU – Chinese Dining bekommst du eine chinesische Menüfolge mit Einsichten in eine enorm authentische Küche, die vermutlich so rein gar nichts mit der chinesischen Küche zu tun hat, die du bisher kanntest. Es braucht Offenheit und vor allen Dingen den Willen, sich bei der Getränkebegleitung auf verschiedene, traditionelle Teesorten und Kombuchas einzulassen.
Jedes Gericht wird mit viel Liebe zum Detail und einer stilvollen Präsentation offeriert. Ein Besuch im UUU – Chinese Dining ist gastronomische Kultur pur. Dieses Konzept ist in Berlin, möchte ich meinen, einzigartig und hat uns gänzlich überzeugt.
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UUU
Chinese Dining
Spannend ist zudem, dass du beim Besuch automatisch mit deinen Tischnachbarn ins Gespräch kommst. Dabei kam bei uns in jedem Fall eine sehr interessante Runde zusammen. Das macht für mich ebenfalls einen großen Reiz aus. Ist das Konzept so klein, dass ich schnell und einfach Persönlichkeiten mit einem ähnlichen Faible für Kulinarik, außerhalb der eigenen Bubble begegne, dann empfinde ich das als großen Pluspunkt.