In Tagen des Mitarbeitermangels sind die Neueröffnungen hierzulande eher rar gesät. Nicht so in Berlin. Hier haben in den letzten Wochen so einige neue Konzepte eröffnet. Der Markt wird gerade gut durchgemischt. Einige gehen und viele neue Restaurants kommen. Am Potsdamer Platz öffnet nun das Frederick’s Restaurant & Bar, welches von der Rhubarb Hospitality Collection (RHC) entwickelt wurde. Ich war vor Ort und habe mir das Konzept angeschaut.
Das Frederick’s Restaurant & Bar – die neue Anlaufstelle für Lunch und Abendessen
Das Frederick’s Restaurant & Bar am Potsdamer Platz schickt sich an, die neue Anlaufstelle für den Lunch und das Abendessen mit leckeren Drinks zu sein. Als Ort hat man sich mit den Räumlichkeiten des historischen Kaisersaals einen der angesagtesten Hotspots der 20er Jahre ausgesucht und ihn einer kräftigen Modernisierung unterzogen.
Verantwortlich für diesen dringend benötigten, frischen Wind am Potsdamer Platz zeichnet sich die Rhubarb Hospitality Collection. In ihrem Portfolio tummeln sich bereits sechs Restaurants in Großbritannien und zwei in den Vereinigten Staaten. Alle Restaurants haben eines gemeinsam – sie haben jedes für sich ein recht individuelles, modernes Design, welches einen hohen Wiedererkennungswert mit sich bringt.
An jeder Ecke ein Hingucker
Elegance meets Classic – Das Frederick’s ist rein visuell kein ruhiges Restaurant. Bereits im Eintrittsbereich dominieren knallige Farben. Pompös thront ums Eck auf dem Weg zur Bar ein rosa-pinkes Blumengesteck. Unterwegs gewährt die Küche über ein riesiges Fenster Einblick in den Küchenbereich, wo dutzende Hände die Arbeit verrichten, die notwendig ist, um den riesigen Speisesaal samt Barbereich mit Event-Räumen zu bespielen. Das Interieur im Hauptsaal besticht durch übergroße Spiegel, welche den ohnehin schon eindrucksvollen Raum noch größer wirken lassen.
Das eklektische Innendesign besticht durch farbenfrohe Elemente. Das Mobiliar ist ein Mix von Leder- als auch Samtsitzgelegenheiten in Couch- oder Stuhlform. Um das Interieur in all seiner Farbenpracht zu bewundern, muss man wohl am Tage zugegen sein. Als wir am Abend einkehrten, hatten wir das Gefühl, dass das Licht eine ganze Stufe zu dunkel eingestellt ist.
Deli, Restaurant & Barkonzept in einem
Das Frederick’s möchte gerade an diesem von Touristen aufgesuchten Ort über den ganzen Tag hinweg eine Anlaufstelle sein. Somit gibt es hier unterschiedliche Gastronomiekonzept, die für die jeweilige Tageszeit das passende Konzept anbieten.
Im „The Deli“ steht vom morgens bis abends ein Angebot von frisch zubereiteten Snacks für den Verzehr vor Ort oder zum Mitnehmen zur Verfügung. Neben Kaffee wird sich der Gast Salate, Sandwiches und Snacks von lokalen Anbietern einverleiben können.
Restaurant & Bar im Frederick’s
Der Schwerpunkt liegt jedoch auf dem Restaurant, welches so richtig erst abends die einzigartige Stimmung des Speisesaals als auch der voluminösen Bar ausspielen kann. Vom Design erinnert sie an eine Lokalität aus den Zwanzigern.
Cocktails inspired by ART
Nicht nur das Innenleben sondern ebenso das kulinarische Konzept ist sehr unique. Die Cocktailzusammenstellung wurde von der im Haus ausgehängten Kunst inspiriert. Somit sucht sich der Gast gemäß der Abbildungen in der Barkarte sein bevorzugtes Bild aus, um herauszufinden, welcher Cocktail am besten zu ihm/ihr passt. Es steht dem natürlich Gast frei, nahezu jeden beliebigen Klassik-Cocktail bei der Bar zu bestellen, was wir auch taten.
Die Speisekarte des Frederick’s
So eklektisch das Interieur sich gibt, so vielseitig ist ebenfalls die Speisekarte aufgebaut. Das Angebot besteht aus traditionellen, deutschen Gerichten, welche im neuen Gewandt und mit einer gewissen Neuordnung eine zeitgemäße Interpretation darstellen sollen. So gibt es unter den zehn Vorspeisen beispielsweise Lachskonfit mit Anna Kartoffel und Dillöl oder Beef Tacos, welche in Form von Gulasch gefüllten Eierkuchen, Rosinenpüree und Baby Kohl präsentiert werden. Wir entschieden uns für drei Vorspeisen zum Teilen und die Sauerteigbrot- & Butterauswahl.
CHESTNUTS • Apfel, Rucola, Ziegenkäse, Focaccia
Ein für den Frühling recht ungewöhnliches Produkt fanden wir in dieser Vorspeise. Der lauwarme Kompott von Kastanie wurde mit einer samtigen Ziegenkäsecreme, Rucola und einem knusprigen Focaccia angerichtet. Vor allen Dingen haben uns die fruchtigen Kastanien sehr gefallen.
HAMACHI CRUDO • Ponzu Dressing, Jalapeno, Asche
Ein von der deutschen Kulinarik recht abgekapselter Gang war das Hamachi Crudo. Hamachi Crudo ist im eigentlichen Sinne eine rohe Fischzubereitung. Dabei ist Hamachi (oder auch Bernsteinmakrele bzw. Gelbschwanzfisch genannt) ein sehr hochwertiger Fisch. Sein Aroma ist leicht buttrig, dicht und ölig mit einer leichten Süße. Das Wort Crudo kommt aus dem Italienischen und heißt nichts Anderes als roh. Somit schließt sich der Kreis. Es handelt sich um rohen mit Asche bestäubten Hamachi, welcher auf einer cremigen Jalapeno Creme gefächert wurde. Der milde Fisch wurde lauwarm serviert und war einer der uns favorisierten Vorspeisen.
TUNA TARTARE • Avocado, Gazpacho Gelee, Dill
Wenn es auf der Karte Thunfisch- oder Rindertatar zu ordern gibt, kann der Gastgeber sich bei uns sicher sein, dass dies auch geordert wird. Der recht unkomplizierte Vorspeisenteller mutete mit seiner Präsentation eher wie ein Ceviche an. Der Thunfisch war in recht große Würfel geschnitten und leicht säuerlich mariniert. Zwischen den Würfeln wurden halbfeste Würfel von einem recht würzigen Gazpacho Gelee, Avocado und Rote Zwiebelstreifen platziert. Der angenehm frische Gang ist ein schöner Einstieg für auf das, was hinterher noch kommen mag.
Kreative Hauptgänge – Die Qual der Wahl im Frederick’s
Gerade bei neuen Konzepten, bei denen ich neugierig auf einfach alles bin, fällt die Wahl natürlich umso schwerer. So offeriert die Speisekarte einen Adlerfisch in Cordon Bleu-Manier, ein Hühnerfrikassee, eine geröstete Eisbeinterrine mit Szegediner Gulasch, ein Chateaubriand vom Husumer Rind mit BBQ Dip oder etwa eine Seezunge mit Pomelo Kimchi, Seespargel und Petersilie. Wir haben uns für den Teltower Hirsch mit Knollensellerie, Beeren und Jus sowie den Blumenkohl mit Bockshornklee, Granatapfel, Kapern und Leinsamenstreusel entschieden. Bei den angebotenen Sidedishes griffen wir bei den Kartoffel Spaghetti und dem gebratenen Bimi Brokkoli mit Orange und schwarzem Knoblauch zu.
Während des Dinners hatten wir Gelegenheit mit einem der Verantwortlichen der Gruppe über das Konzept zu sprechen. Er bot mir nach dem Gespräch den wohl besten Pisco Sour Berlins an, jedenfalls kommunizierte das der Barkeeper. Er schmeckte ziemlich gut, ob das nun der beste Pisco Sour der Stadt ist, möchte ich mangels aktueller Vergleiche nicht beurteilen.
TELTOWER HIRSCH • Knollensellerie, Beeren, Jus
Viel Mühe gibt sich das Personal hier bei der Präsentation. Der Hirschrücken kam auf einer kleinen Empore, während das schneeweiße Knollenselleriepüree in einer hübschen, knallroten Cocotte präsentiert wurde. Das Fleisch war auf den Punkt gegart, die Jus voluminös und kräftig im Geschmack. Das Selleriepüree wunderbar cremig und schmackhaft, während die Kartoffel, in der eher selten gesehenen Form von Spaghetti, sehr gut damit harmonierten.
Blumenkohl (vegan) • Bockshornklee, Granatapfel, Kapern, Leinsamenstreusel
Ich finde es wundervoll, wie kreativ und vor allen Dingen selbstverständlich heutzutage vegane Speisen den Weg auf die Menüs finden. Alleine auf selbigem tummeln sich insgesamt fünf vegetarische und ganze sieben vegane Gerichte, die sich in den Vorspeisen und den Sidedishes wiederfinden. Bei den Hauptgängen ist dies das einzige vegane Gericht. Die Integration in die Speisekarte fügt sich ohne viel Tamtam ein, so dass man nicht das Gefühl hat, man würde hier auf besondere Art und Weise darauf aufmerksam gemacht werden. Hier gehört die pflanzenbasierte Küche auf hohem Niveau einfach mit dazu. Das finde ich nicht nur fortschrittlich sondern ebenfalls richtungsweisend.
Zu dem Blumenkohl können wir nur sagen, dass er in Form einer Creme und in gebackener Version sehr gut bei uns angekommen ist. Für die geschmackliche Tiefe und den nötigen Biss sorgen die salzigen Kapern, die süßen Granatapfelkerne und die knusprigen Leinsamenstreusel. So darf es gerne vegan weitergehen.
MAIS • Joghurt & Maiskuchen, Popcorn, Maiseis
Wenn Mais auf der Speisekarte im Dessertbereich zu finden ist, dann sind die Köche gerne dabei, sämtliche Konjugationen aufzufahren. Hier ist es ein Joghurt- Maiskuchen mit karamellisierten Popcorn und einem Maiseis. Alles in allem war das Dessert ein wenig zu süß im Geschmack.
CHOCOLATE TARTE „SCHWARZWÄLDER STYLE“ • Kaffee Eiscreme, Lakritz, Maldon-Salz
Die Schokoladen Tarte, die im Schwarzwälder Stil angepriesen wurde, entpuppte sich für meine Begriffe als eine weit entfernte Variante des ursprünglichen Klassikers. Aromen wie Kirsche oder Sahne, bzw. Kirschlikör waren kaum bis überhaupt nicht auszumachen. Dafür war der Schokoladengeschmack als auch das Kaffeeeis einfach zu dominant im Geschmack. Das ist ein gut gemachtes Dessert, wenngleich die Erwartung auf eine Schwarzwälder Kirsch Interpretation nicht ganz erfüllt wurde.
Fazit des Frederick’s
Ganz sicher verhilft das Frederick’s dem Potsdamer Platz zu einer gehörigen Aufwertung. Zu wenig ist in der letzten Zeit dort passiert. Es ist davon auszugehen, dass das Frederick’s ein gut besuchtes Restaurant sein wird. Mit der sehr ansprechenden Bar liefert es auch noch zu später Stund Grund genug, dort einzukehren.
Der Start in diesem neu gestalteten Restaurant ist meiner Meinung nach gerade für diese schwierigen Zeiten sehr erfolgreich von statten gegangen. Das Angebot ist vielschichtig, modern und wegweisend. Die Preise zeigen auf, dass die Gastronomie verstanden hat, das zu verlangen, was notwendig ist, um faire Löhne und die heute aufgerufenen Preise für hochwertige Lebensmittel zu bezahlen. Ich werde beim nächsten Besuch viel mehr Augenmerk auf die Bar beziehen und mehr von den angebotenen Drinks testen.
FREDERICK’S
Restaurant & Bar
Im Rahmen der Vorstellung wurde ich auf das Essen und die Getränke im Restaurant eingeladen. Auf redaktionelle Inhalte wurde bei diesem Bericht kein Einfluss genommen.