Endlich – der Gendarmenmarkt kann nun auch modern. Es gibt ab sofort ein zeitgemäßes Restaurant, um an diesem kulturellen Platz zu speisen. Denn bisher galt dieser Platz eher als Touristenfalle schlechthin. Florian Glauert, in Berlin bekannt wie nur wenige Küchenchefs, versteht es, im HERITAGE eine spannende, überregionale Küche auf den Teller zu bringen. Im HERITAGE erlebst Du den bekannten Clash zwischen Klassik und Moderne inmitten eines wunderbar eingerichteten Restaurants, das zudem mit ausgezeichneten Gastgebern aufwarten kann.
Klassik meets Moderne – Das HERITAGE
Ist man in Berlin Tourist und möchte die richtig guten Restaurants besuchen, gilt hier üblicherweise die Devise „Just follow the locals“. Die Bewohner der Hauptstadt wissen, wo die Geheimtipps sind und sind üblicherweise ein Garant für gute Culinary Hotspots.
Im HERITAGE liegt das etwas anders. Denn dieses frisch eröffnete Restaurant liegt mit Nähe zum Gendarmenmarkt direkt im Herzen eines sehr belebten touristischen Anlaufpunkts.
Modern-schickes Interior in preußischblau
Das HERITAGE ist bereits das dritte Restaurant, dessen Ableger sich bereits in Hamburg und Basel finden lassen. Betrittst Du dieses geräumige Restaurant, wirst Du vermutlich direkt in den Armen des herzlich agierenden Hosts (den man ohne weiteres auch Superhost nennen kann) Kader Traoré. In seinem senffarbenen Samt-Sacko ist er inmitten dieses Meers aus blauem Mobiliar sehr leicht zu erkennen. Seine Gastlichkeit hat uns sehr gefreut und enormen Spaß bereitet, so das wir für ihn die englische Begrifflichkeit „Flamboyant“ bemühen mussten, da es im Deutschen einfach kein passendes Wort zu geben scheint. Er versteht es, mit seinem unaufdringlichen Charme sehr schnell die Gäste, sehr Willkommen zu heißen.
Fotokunst der Superlative
Sofort fallen uns beim Eintreten die großen Fotokunstwerke von Andras Dobi an den Wänden auf. In der Bar befindet sich beispielsweise ein Bild von Wonderwoman, Superman und Captain America. Aber auch sonst wurde innenarchitektonisch für viel Akzente gesorgt. Die eleganten Samtstühle und -bänke sind in einem satten preußischblau gehalten, während die Tische eher aus dunklem Holz geschnitzt sind. Im Zentrum gibt es zudem noch eine lange Bank, welche neben den ruhigeren Séparées eher einen kommunikativen und offenen Charakter haben.
Internationale Fusion
Unser Servicemitarbeiter hieß für diesen Abend Matteo und dieser stand seinem Manager in Sachen Freundlichkeit und Sachverstand in nichts nach. Wir bekamen vom Barchef Marco die Drinks auf der Barkarte erklärt. Wir starteten mit einem sehr stimmigen Cocktail, dessen Farbe gut dem Interior passt.
Nach dem Aperitif ging es dann auch endlich mit den Speisen los. Ein großes Highlight bekamen wir direkt zu Beginn eingesetzt.
Rainbow Salad – Büffelmozzaella | bunte Tomaten | Tondo di chioggia | Rucola | Passionsfrucht | Spirulina
Normalerweise lässt ein Italiener nichts auf seinen Mozzarella oder Burrata kommen. Dieser wird in den seltensten Fällen verändert oder überhaupt angefasst. Meine italienische Begleitung war zuerst von der Optik und später vom unglaublichen Geschmack des Passionsfruchtdressings, welches mittig auf dem Teller angerichtet wurde, angetan. Um dieses herum wurden bunte Tomaten, Ringelbeete, Rucola, Spirulinacreme und eben der Mozzarella angerichtet. Gerne hätte dieser Teller fast schon abgeleckt zurückgeschickt werden können. Wir konnten uns gerade noch so zurückhalten.
Heritage Tuna – Tatar vom Thunfisch | Avocado | Ponzu Sauce | Radieschen | knusprige Hühnerhaut
Die zweite Vorspeise hatte es natürlich schwer, dagegen anzukommen. Ein in feine Würfel geschnittenes Tatar von Thunfisch wurde zusammen mit Brösel von Hühnerhaut neben einem Türmchen von Avocado und Radieschen angerichtet. Die dressierte Ponzusauce sorgte für die nötige Würze. Ein rundes, harmonisches Gericht.
Lobster and eggs – Hummer-Miso Omelette | Sesam-Spinatsalat | geschäumte Hummer Jus
In Zeiten, in denen ich nicht mehr aktiv in der Küche stehen kann, vermisse ich den regelmäßigen Umgang mit Hummer. Dieses Krustentier ziehe ich jedem Rinderfilet vor. Der leicht süßliche und mineralische Geschmack ist unvergleichlich. Und wie es sich für Spitzenprodukte gehört, kommen sie am besten unverfälscht auf den Teller. So auch hier.
Florian Glauert setzt dieses Luxusprodukt gekonnt mit einer Misonote in Szene. Der Boden der Schale ist mit einem Hummer-Miso-Omlett bedeckt. Darauf wurden Segmente vom Hummer mit einem wunderbar intensiven Hummerschaum abgedeckt.
Spinatsalat mit schwarzem Sesam runden das Geschmacksbild ab – ein Gedicht.
Cannelloni „Heritage“ – Spinat | Schalotten | Rotwein | Parmesan | Trüffelsauce
Ein zweites Beispiel für Luxusprodukte, welche nicht viel Schischi benötigen, um außerordentlich zu sein, ist der Cannelloni „HERITAGE“. Er ist mit Blattspinat gefüllt. Zwei satte Cannelloni sind von einer leicht süßlichen Sauce von schwarzem Trüffel umgeben und großzügig mit Scheiben von diesem bedeckt. Mehr Genuss geht einfach nicht. Nach diesem Gang brauchen wir erst einmal eine kurze Pause, um uns wieder zu sammeln.
Salle a Manger – Pulpo | Jakobsmuschel | Schweinebauch | geröstete Zwiebel | Salat | Brot
Dieser Hauptgang mit dem Namen „Speisesaal“ kommt in Surf & Turf Manier an den Tisch. Zusammen mit einem gemischten Salat und Tomaten-Olivenbrot wird auf einem Teller eine Zusammenstellung von knusprigem Schweinebauch, gebratener Jakobsmuschel, Pulpo und gerösteter Zwiebel im Sud kombiniert. Dieser vollmundige Gang liegt uns aufgrund seiner Intensität noch lange im Gaumen.
What a pick me up – Pochiertes Rinderfilet | Miso-Jus | Pak Choi | Edamame | Kantonesischer Sesam
Wenn Du in Deinem Leben noch kein pochiertes Rinderfilet genossen hast, dann solltest Du das im HERITAGE nachholen. Ich würde sagen, Pochieren ist die Steigerung von Sous Vide, denn bei diesem Garvorgang wird das Fleisch im Eigensud schonend und langsam gar gezogen. Dadurch gewinnt es an Eigengeschmack und ist dabei großartig in der Konsistenz. Im Vergleich zum klassischen Sous Vide Verfahren ist das Fleisch weniger mürbe und dafür kompakter. Zusammen mit einem Ragout von Pak Choi und Edamame, Reiscreme und einer Nocke kantonesischen Sesam setzt dieser Teller sehr schöne Akzente.
Meatballs – Surf and Turf: Hummersauce | Basilikum-Crumble
Als Sidedish haben wir es uns nicht nehmen lassen, die Surf & Turf Meatballs mit Hummersauce und Basilikum-Crunch zu ordern. Sie machten neben den HERITAGE Fritten mit Parmesan und Parmesan eine herrliche Figur, wenn gleich die Augen final größer als unser Magen waren.
Café Gourmet – Espresso oder Espresso Macchiato mit drei kleinen Petit Fours
Aufgrund der Menge an Speisen, die bisher unseren Tisch ereilten, passte bei uns leider kein Dessert mehr hinein, so dass ich den Espresso Macchiato mit den drei kleinen Petit Fours samt abschließenden Talk mit dem Restaruantmanager Traoré orderte.
Fazit über das HERITAGE Berlin
Das HERITAGE ist zweifelsohne eine Adresse, welche heute und offensichtlich auch in Zukunft für kompromisslose Qualität steht. Der kulinarische Kopf Florian Glauert ist erfahren genug, um die Gastronomie treffsicher und mit dem gewissen Etwas vom Rest der Berliner Szene abzugrenzen. Dabei spielt sicherlich der Einsatz von Premium-Produkten wie Trüffel, Hummer und Rinderfilet eine tragende Rolle. Genussmenschen, welche eine gewisse Raffinesse und für spezielle Anlässe und obendrein eine originelle Location suchen, sind hier genau richtig.
Charlottenstraße 52, 10117 Berlin
HERITAGE BERLIN
Culinary Hotspots
Weitere Culinary Hotspots findest Du auf dem Instagram Kanal der Berliner Speisemeisterei.
Im Rahmen der Vorstellung wurde ich auf das Essen und die Getränke im Restaurant eingeladen. Auf redaktionelle Inhalte wurde bei diesem Bericht kein Einfluss genommen.