In dieser Zeit ist die DEHOGA offensichtlich auf PR- Tour. Beinahe jede Woche gibt sie Vollgas bei polarisierenden Themen. Heute ist der Beruf des Kochs auf der Agenda, welcher laut Ulrike von Albedyll, Landesgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes e.V. (Dehoga) in Hamburg, durch Fernsehköche falsch von den Protagonisten wie Tim Mälzer dargestellt werden und Erwartungen erwecken, die nie erfüllt werden können. Ist das wirklich so? Haben die Fernsehköche einen derart hohen Einfluss?
Die DEHOGA mit der verklärten Sicht auf die Dinge
Die Aufgabe der DEHOGA ist im Kern die Repräsentation der Hotellerie und Gastronomie als Branchenverband. Das tut sie gegenüber der Politik, den Medien und schließlich auch der Öffentlichkeit. Gerade die jungen Gastronomen stehen diesem Verband mehr und mehr kritisch gegenüber. Die Vermutung liegt nahe, dass eher die Großen der Branche Gehör finden und die Interessen der kleineren Szenerestaurants nicht vertreten werden.
Veraltete Strukturen und der fehlende Draht zur Jugend verstärken diese Wahrnehmung. Genauer gesagt kenne ich persönlich keinen einzigen privaten Restaurantbetreiber in Berlin, der sich in irgendeiner Weise mit diesem Verband identifiziert geschweige denn eingetreten ist. Wenn man überlegt, dass es in Berlin allein mehr als 7.000 gastronomische Einheiten gibt, die vertreten werden könnten, ist das schon eine beachtlich.
Bad News are bad News.
Und gerade dieser Verband macht sich mit den Schlagzeilen der letzten Monate keine neuen Freunde. Man erinnere nur an die Schlammschlacht um das Präsidium der DEHOGA in Rheinland-Pfalz bei der Gereon Haumann sich drei Jahre vor Ende seiner Amtszeit frühzeitig für eine weitere Amtszeit von 2021 bis 2029 (!) wählen lässt. Ein Gericht soll schließlich klären, inwiefern dieses Prozedere rechtens ist. Es geht hier laut SWR um einen Posten mit einer Vergütung von mehr als 250.000 € pro Jahr.
Es folgten Proteste und Rücktritte von Kreisverbandsvorsitzenden. Auch schloss man bei der DEHOGA einen der 20 Kläger aus dem Verband aus. Man warf dem Gastronomen Matthias Ganter aus Traben-Trarbach verbandsschädigendes Verhalten vor. Speziell mit dem hohen Gehalt sind die Kritiker und Kläger enorm unzufrieden, wurden doch die Vorgänger von G. Haumann mit einem deutlich geringeren Gehalt ausgestattet. Moniert wird die fehlende Vorbildfunktion und der nachhaltig geschädigte Ruf der DEHOGA.
DEHOGA – ein veralteter Verband? In Sachen Ausbildung ist Luft nach oben.
Glaubt man dem Stern- Bericht, welcher auf die Aussage eingeht, inwiefern Fernsehköche wie Tim Mälzer Schuld an der abfallenden Nachfrage bei der Ausbildung zum Koch sind, dann kommen die befragten Köche allesamt zum einstimmigen Urteil, dass genau Gegenteiliges der Fall ist. Hier wird der DEHOGA unter anderem vorgeworfen, dass die Rahmenbedingungen der Lehrinhalte nicht an die heutigen Zeiten angepasst werden. Hier sei man bereits in den 80er Jahren stehen geblieben. Und tatsächlich wurden diese Rahmenbedingungen zuletzt Ende des letzten Jahrtausends angepasst. Seit 1997 wurde diese nicht mehr angefasst.
Das ist in meinen Augen gelinde gesagt ein Versagen auf ganzer Linie. Wenn man nun, wie oben erwähnt, mit diesen Vorwürfen an die TV- Landschaft nach vorne prescht, dann hat man wohl ganz sicher keine Pfeile mehr im Köcher. Für mich ist das wieder nur eine Bestätigung, dass den Herrschaften der DEHOGA nichts mehr einfällt. Klar, die DEHOGA hat nun nach fast 20 Jahren eine Neuordnung der Ausbildungsberufe beim Bundeswirtschaftsministerium beantragt. Klar ist aber auch, bis das Ding durch ist, dauert es noch zwei weitere Jahre. Wer in dynamischen Zeiten, wie wir sie heute haben, derart statisch reagiert und handelt, sorgt dafür, dass eine ganze Branche den Anschluss verliert und nicht mehr in der Lage ist, mit gut ausgebildeten Fachkräften die Nachfrage auf dem Markt zu bedienen. Denn zur Qualitätssicherung gehören Standards. Sind diese veraltet, dann verkommt das System.
Die DEHOGA und die liebe Arbeitszeit
Wenn ich dann in weiteren Pressemitteilungen davon höre, dass die DEHOGA des Weiteren fordert, dass das Arbeitszeitgesetz wieder gelockert wird und die starre tägliche Höchstarbeitszeit von regelmäßig acht Stunden (im Ausnahmefall maximal zehn Stunden) nicht mehr zeitgemäß ist, fange ich an zu glauben, dass die Realität scheinbar komplett am Verband vorbeigeht. Ganz klar ist, dass die 8 Stunden pro Tag nicht mehr zeitgemäß sind, da gebe ich denen sogar recht, jedoch im umgekehrten Sinne. Die Arbeitstage sollten kürzer werden und das tun sie teilweise auch. Der DEHOGA- Verband hingegen fordert eine Wochenarbeitszeit bei der die Stunden flexibel auf die gesamte Woche verteilt werden.
Man stelle sich vor, der Arbeitgeber soll dann am Montag und Dienstag 6 Stunden arbeiten und zum Wochenende hin werden die Tage immer länger und länger. Wenn dann nach solchen langen 10 h- Tagen das Frei kommt, benötigt man erst mal den ersten Tag, um sich davon wieder zu erholen. Gerade die Arbeitstage in der Gastronomie schlauchen so schon genug. Diese Verlagerung des Geschäftsrisikos im Sinne des Arbeitnehmers ist für mich wieder nur eine neue Qualität der Ausbeutung und wird den Beruf in Imagefragen nicht helfen geschweige denn mehr Arbeitskräfte anziehen. Hier schaufelt man weiter sein eigenes Grab.
Die DEHOGA sollte sich mehr um die verkommende Werteschätzung der Arbeit kümmern
Hilfreich wäre es hingegen eher, sich für höhere Preise bei den angebotenen Dienstleistungen stark zu machen, anstelle die Situation für die Arbeitskräfte zu verschlechtern. Guter Service muss auch etwas kosten dürfen und dafür sollte die DEHOGA öffentlich Politik machen, anstatt so Schauplätze wie vom letzten Wochenende oder in Rheinland-Pfalz aufzumachen. Das hilft wirklich keinem weiter.