Italien ist für mich vor allen Dingen eines – das Ziel meiner ersten großen Reise, als ich noch ein junger Spund im Alter von 12 Jahren war. Daher ist und bleibt Italien immer etwas ganz Besonderes. Die diesjährigen Trips nach Italien fühlen sich deswegen schon eigenartig an, sind sie neben den neu erlebten Erfahrungen auch dazu da, meine Kindheitserinnerungen aufzufrischen. Es ging auf eine Reise ganz in den Süden Italien und das nicht nur in kulinarischer Mission!
Italien – Ein Land der vielen Facetten
Italien ist nicht gleich Italien. Und vor allen Dingen ist Italien nicht das, was man hier in Deutschland davon hält. Bei meiner ersten Reise nach Italien im Alter von zwölf Jahren begab ich mich mit meiner Familie in einem Wohnmobil auf den Weg in den Süden. Damals nahmen wir die Passage über den Brenner um später zu Orten wie Verona, Venedig, Bologna, Florenz und schließlich auch Rom zu gelangen. Meine Erinnerungen an damals sind vor allen Dingen Eis à la „Fragola“, „Vaniglia“ und natürlich „Cioccolato“, in Unmengen versteht sich.
Auch die Portion „Spaghetti Al Pomodoro“ in den typischen Touristenfallen sind mir in Erinnerung geblieben, weil sich meine Eltern so furchtbar über den Preis von 75 DM für vier Portionen aufgeregt haben. Und für damalige Verhältnisse war das schon echt eine Menge Holz. Die Pasta auf dem Campingplatz, welche dort in einem Fest geteilt wurde, war dort nicht nur günstiger sondern vor allen Dingen auch viel besser.
Ansonsten hatte ich damals eine eher klassische Italientour erlebt, welche sich vor allen Dingen auf der Straße abgespielt hatte. So sind Urlaube mit einem Wohnwagen nun einmal. Von daher war es längst überfällig, die damaligen Eindrücke aufzufrischen und einen Urlaub der etwas authentischeren Art zu erleben. Wie passend, dass meine bessere Hälfte gebürtig aus Italien kommt, und wir eine Einladung zu ihrer Familie, genauer gesagt Neapel, erhalten haben. Authentischer geht es kaum noch. So ging die Reise Ende Juni los.
Bei Italienern zu Hause
In den knapp zwei Wochen, die wir in Italien waren, wollten wir uns neben dem Zuhause der Eltern von Valentina auch den südlichen Teil Italiens annehmen. So entschieden wir uns insgesamt für fünf verschiedene Locations an denen wir unseren Sommerurlaub verbrachten. Neben der ersten privaten Unterkunft sollten es in der Summe noch weitere vier Apartments, welche wir allesamt bei Booking.com gebucht hatten, sein.
Prinzipiell bin ich seit meinem letzten Jahr ein großer Fan von derartigen Portalen, da ich viel lieber dort übernachte, wo auch die Locals wohnen. So bekommt man einen direkteren Draht zum einheimischen Volk und den Orten, die sie aufsuchen. Für mich gestaltet sich ein derartiger Urlaub viel individueller. Nach Portugal im letzten Jahr folgt nun also Italien als selbst- organisierte Art des Reisens.
Valentinas Vater Carmine holte uns nach der Ankunft am Flughafen von Neapel dort ab und fuhr uns in die Nähe von Sant’Agata de‘ Goti, einem unheimlich idyllischen Ort, den wir später noch per pedes besuchen sollten. Man empfing uns aus Herzlichste und die kommenden zwei Tage waren geprägt von einem Italien, wie man es von den Klischees her kennt.
Es wird, wenn man denn erst einmal zu Tisch gefunden hat, prinzipiell sehr viel Zeit an diesem verbracht. Und natürlich ist das gemeinsame Miteinander schon von der Lautstärke etwas anderes als man es von Familienunterhaltungen hierzulande gewohnt ist.
Alles ist etwa 10 dB lauter und die Sprache auch ungewohnt schneller. Von Erholung kann man bei dieser Geräuschkulisse freilich nicht sprechen, es ist aber sehr unterhaltsam, wie Italiener mit Gesten und Mimik sich verständigen um das vielleicht untergegangene Wort noch zu verstärken/vermitteln. Ich habe im Netz ein Video gefunden, welches die Gesten ein wenig erklärt.
Es ist vielleicht ein Anfang, hier auch nur ein Minimum an Verständnis zu erzeugen. Dennoch bin ich mit diesem Wissen weit davon entfernt, mich mit Italienern auf Augenhöhe zu verständigen. Der Ratgeber hilft dennoch ein wenig. 🙂
Die Gesten der Italiener
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Passionated Hausmannskost at its best
So waren die ersten zwei Tage neben dem Austausch natürlich ebenfalls mit der Hausmannskost von Valentinas Mama Mariarosaria gefüllt. Sie tischte typisch italienische Gerichte wie die Gnocchi mit Provola, einem sehr mild geräuchertem Mozzarella, auf. Oder der Klassiker namens „Parmigiana di melanzane“, was in etwa ein geschichteter Auberginenauflauf mit Tomaten und Parmesan ist.
Dass ein Tiramisu nicht fehlen durfte, füge ich nur der Vollständigkeit halber an. Entgegen der Tiramisu-Versionen aus Deutschland sind diese hier um ein Vielfaches leichter und längst nicht so alkoholisch. Das müssen wir einfach hier besser hinbekommen.
Natürlich haben wir nicht nur gegessen, doch ist es schon eine kleine Herausforderung, vom Tisch wegzukommen. Zu lebhaft sind die Gespräche, zu gut sind die Speisen. Manchmal verlässt ein Familienmitglied auch gerne einmal in einem temperamentvollen Solo den Tisch. Das liegt vermutlich daran, dass es sich nicht so lautstark durchsetzen konnte, denn hier zählt einzig und alleine, wer lauter argumentieren kann und nicht, wer auf seine Redezeit wartet. 🙂
Prinzipiell gilt das Prinzip: Wer wartet, der wartet lang!
Sant’Agata de‘ Goti
Doch irgendwann haben wir uns aufgerappelt, denn man wollte mir auf jeden Fall den Ort zeigen. Inmitten von Sant’Agata de‘ Goti kann man eine sehr schöne Brücke namens „Ponte Sul Martorano“ bestaunen. Sie offenbart einen sehr beeindruckenden Blick über die Kleinstadt mit ihren knapp 12.000 Einwohnern.
Die Straßen sind natürlich auch von den Touristen durchströmt, die dieses schöne Städtchen erkunden wollen, doch in diesen Tagen, wo die Ferienzeit in Deutschland gerade erst begonnen hat und in Italien noch nicht mal angebrochen ist, sind die Gassen noch angenehm leer. Man kann mit Gewissheit sagen, dass dieses Fleckchen zu den wohl schönsten Orten Italiens gehört. Das höre ich von vielen Seiten.
Das sind die vielen kleinen Restaurants im Stadtkern, die vielen engen Passagen, die kleine Shops bei denen man das regionale Olivenöl kaufen kann. Man kann hier entspannt eine Entschleunigung vom Alltag einleiten.
So konnten wir ein wenig relaxt nach Neapel weiterziehen, wo wir ebenfalls einige Nächte eingeplant hatten.
Neapel
Doch Italien ist nicht nur der Inbegriff vieler kleiner idyllischer Städte. Italien bedeutet eben auch Temperament, Lebensfreude und Tempo. Und manchmal eben auch Anarchie. Ich habe bereits so einige Erfahrungen in Sachen Verkehr in meinem Leben durch. Paris ist von vornherein ein Ort, bei dem man davon ausgehen muss, dass irgendwann mit dem Auto Scooter gefahren wird. Auch meine Zeit in Peru war rein verkehrstechnisch mit viel Hupen und offensichtlich ungeregeltem Verkehr verbunden.
Was ich aber in Neapel mitgemacht habe, übertraf alles. Um in der Stadt von a nach b zu kommen, entschieden wir uns für eine Fahrt mit dem Taxi. Als ich vorne im Taxi einsteigen wollte, fragte mich Valentina leicht besorgt, ob ich mir da wirklich sicher sei. Erhaben über die Situation entgegnete ich ihr, sie brauche sich keine Sorgen zu machen. „So schlimm wird’s schon nicht werden“. Hätte ich mal auf sie gehört.
Denn die Straßen im Kern von Neapel sind geprägt vom Chaos. Einem Chaos voll von unzähligen Kleinwagen, alle mit Dellen und Beulen. Hupen gehört hier nicht nur zum guten Ton sondern kann drei verschiedene Inhalte situationsbedingt vermitteln.
1. „Hey, wie geht’s?“
2. „Mach schon. Schneller!“
3. „Vaffanculo!“
Der Verkehr ist einfach nur erdrückend. Die Straßen sind eng und die hohen Häuser schaffen eine beklemmende Atmosphäre. Von allen Seiten kommen Motorroller regelrecht angeschossen. Wo zwei Spuren nicht reichen, wird halt eine dritte aufgemacht. Neapel in der Rush Hour gleicht quasi einem Höllenritt bei dem ich sicherlich zu Beginn fast schon panisch reagiert habe.
Hat man jedoch erst einmal mit seinem Leben abgeschlossen, fährt es sich recht tiefenentspannt und man kann das Treiben beinahe mit Humo genießen. Wie durch eine unsichtbare Hand regelt sich hier alles wie von selbst. An Kreuzungen, wo Polizisten das übernehmen, dauert alles viel länger. Es ist einfach kaum zu umschreiben. Bist Du in Neapel zu Besuch, rate ich Dir, fahre nicht mit dem Auto und wenn doch, bringe Dir Klamotten zum Wechseln mit, Du wirst sie nach dem schweißtreibenden Verkehr brauchen. Dein Mietweagen versicherst Du zwingend mit einer Vollkasko!
Am Ziel angekommen kannst Du natürlich weiterhin entspannt durch die Straßen schlendern, bedenke dabei aber immer, dass überall stets und ständig diese Motorroller sehr schnell unterwegs sind. Einen Gehsteig gibt es nicht. Die 6 bis 8 Meter breiten Straßenschluchten werden sich geteilt.
Du siehst, der Verkehr in Neapel ist fast schon das Alleinstellungsmerkmal schlechthin.
Umso schöner ist es aber dafür, das Zentrum zu erkunden. Es ist eine sehr kompakte Mischung aus Schönem und Hässlichem, die fasziniert. Was Du hier erblicken kannst sind alte, bestens bekleidete Herren, auf Steinen sitzend und sich über Gott und die Welt unterhalten, während um sie herum der Verkehr tobt. Du wirst alte Frauen beim Wäsche aufhängen sehen, an Leinen, die von Hauswand zu Hauswand gespannt sind. Schmutz hier und dort, an den Wänden oder etwa auch den Statuen. Viele Stände, die ihr Obst auf der Straße ausstellen. Heruntergekommene Wohnblocks.
Neapel hat nicht wirklich viele Sehenswürdigkeiten, dennoch ist es ein Mekka für viele Touristen. Und das hat ganz bestimmt auch mit dem großartigen Essen zu tun, welches Du hier haben kannst. Was man hier am besten außer acht lassen sollte, ist der eigene BMI. Denn hier muss man sich einfach durchkosten.
Der Stolz Neapels – Die Pizza Neapolitaner
Wer in Neapel zu Gast ist, kommt hier nicht dran vorbei. Es ist ein absolutes Muss. Die Wenigsten, und das sind vor allen Dingen die Italiener selbst, wissen, dass die Deutschen die Pizza eigentlich groß gemacht haben. Warum das so ist, kann ich ja später auf dem Blog mal umschreiben. Aber dieser mit simplen Zutaten, wie Tomatensauce, Mozzarella und Basilikum, belegte Hefeteig ist nicht mit den Versionen aus der Heimat zu vergleichen. Wobei ich sagen muss, dass es gerade in Berlin mehr und mehr authentische Italiener (Standard oder das Futura) gibt, bei denen sich der Besuch lohnt.
Wir ließen uns bei einem der angesagtesten Pizzaläden der Stadt nieder. Das „Sorbillo“ ist DIE Anlaufstelle Nummer 1 und die Bewertungen bei Google oder TripAdvisor sprechen für sich. Das Lokal in der Altstadt ist die Pizzeria von Gino Sorbillo. Sie gibt es bereits seit 1935 und befindet sich in der Via die Tribunale, der mittleren Hauptachse, welche die Stadt in genau zwei Hälften teilt. Gino ist in dieser Gegend aufgewachsen und hat das Gymnasium schräg gegenüber dem Lokal besucht. Er gehört quasi zur DNA von Neapel.
Wer das Treiben vor dieser oft kopierten Pizzeria noch nicht gesehen hat, muss sich das einmal anschauen. Vor dem Lokal wird an der Kreuzung in einer Menschentraube der Einlass kontrolliert. Hier steht ein Mitarbeiter, welcher mit einer Liste die Namen der wartenden Gäste notiert und so nach und nach den Einlass gewährt. Diese Pizzeria ist einfach nur voll. Plane also ein wenig Zeit ein, wenn Du hier speisen möchtest. Die Pizzeria läuft so gut, dass das Einkommen hier Tag für Tag mit einem gepanzerten Geldtransporter abgeholt wird.
Das liegt aber nicht an beispielsweise hohen Preisen. Man wird hier wirklich mit eher moderaten Preisen konfrontiert. Unsere Pizza Neapolitana mit Burrata kostete lediglich acht Euro. Insofern kannst Du hier entspannt einkehren.
Pizza Fritta, Babá, Sfogliatelle
Aber auch sonst gilt: Das Essen ist absolut erschwinglich. In Neapel wirst Du nicht arm, weil Du zu viel gegessen hast. Es gibt neben der Pizza noch viele andere Leckereien, die Du in den Gassen überall finden kannst und in die Hand gedrückt bekommst.
In dieser hektischen Stadt ein stilles Plätzchen zu finden, ist nicht leicht, aber es ist möglich. Nicht weil man zuletzt auch einfach an den Hafen laufen und dort dem Treiben der Hotelgäste in den ganzen Luxusresorts zuschauen kann. In der Nähe ist auch das Castel dell’Ovo an der Via Nazario Sauro, welches neben dem Schlendern in dieser Küstenstraße ebenfalls ein guter Tipp ist.
Ganze zwei Tage haben wir in dieser schönen Stadt verbracht.
Und natürlich sind wir hier noch lange nicht am Ende angekommen, doch könnt Ihr Euch vorstellen, dass ein einziger Beitrag nich ausreichend ist. So folgen hier noch weitere Teile mit Eindrücken von der Amalfiküste, Matera, Polignano a mare, Alberobello, Ostuni und Otranto. Es gibt noch viel zu erzählen.