Wenn es um Fusion Küche geht, dreht es sich bei mir nicht ausnahmslos um die Kreuzung zweier Stile sondern manchmal auch um das Zurückholen alter Klassiker in die Gegenwart. Als ich kürzlich im The German Cookbook von Phaidon über eine klassische Käse und Lauchsuppe gestolpert bin, konnte ich nicht anders, als mich dieser bekannten Partysuppe annehmen um sie in die heutige Zeit zu katapultieren. Doch vorher nehme ich mir das Kochbuch von Alfons Schuhbeck vor.
The German Cookbook
Meine Leidenschaft zu guten Kochbüchern ist mit dem Start dieses Blogs vor nun mehr als neun Jahren stark gewachsen. Hier habe ich bereits mehr als hundert der großartigsten Kochbücher überhaupt gesichtet und ausführlich bewertet. Eine Liste mit meinen Lieblingsbüchern könnt Ihr hier sehen.
Was ich aus diesem Rezensieren der Kochbücher für das eigene Restaurant ziehe, ist die stetige Inspiration für eigene Gerichte. Bücher helfen neben den Restaurantbesuchen am besten, um sich neue Ideen zu besorgen. Dabei geht es mir nicht um einen 1:1 Kopie. Es muss dabei stets die eigene DNA erkennbar sein. Immer öfter helfen mir da Bücher, welche sich mit ihren Inhalten an die Ursprünge der besprochenen Küche wenden.
Wie zum Beispiel das Kochbuch aus dem Hause Phaidon, das mit Hilfe von Alfons Schuhbeck entstanden ist. Es trägt den Namen The German Cookbook und arbeitet die traditionelle deutsche Küche auf.
500 Rezepte – eine unheimlich große Sammlung
Es umfasst im Inhalt eine stattliche Sammlung von authentischen Rezepten der traditionellen aber auch zeitgenössischen Art. Dabei inkludiert es all die unterschiedlichen Regionen mit ihren eigenen Zutaten. Erprobt und nachgekocht in einer häuslichen Küche kann man diese Rezepte zweifelsfrei allesamt zu Hause nachmachen und uneingeschränkt nutzen, ganz gleich welche Kochfähigkeit man aufweist.
Für jeden Anspruch findet man hier ein Beispiel. Dennoch muss klar sein, dass ein wenig Handgeschick vonnöten ist und es bei den meisten Kochbüchern dieser Klasse besser ist, wenn man ein wenig Erfahrung mitbringt.
Schöne Fotografie – bodenständig und ohne Schnickschnack
Nicht jedes Gericht wird mit einem Bild dargestellt, aber das wäre auch anhand der Rezepte ein zu dickes Buch geworden. Denn sage und schreibe 500 Rezepte kann der Leser hier sein eigen nennen.
Für die Zukunft empfehle ich dennoch, die Bilder zu beschriften, sie sind leider nicht immer zuzuordnen, gerade dann nicht, wenn man so gar keine Vorstellung vom Gericht hat. In Sachen Qualität sind die Bilder sehr gut und natürlich geworden. Sie stellen das Gericht nachvollziehbar dar und geben sich sehr bodenständig.
Untergliedert werden die Speisen in verschiedene Kategorien wie Snacks, Desserts, Fleisch-, Fisch-, Kartoffel- oder Nudelgerichte. Die Funktion der Rezepte ist fabelhaft. Sie beinhaltet Gar-, Ruhe- und Zubereitungszeiten, die Mengenangaben und natürlich die Zubereitung als solches. Als Einheiten wird jedes Produkt im metrischen als auch imperialen System angegeben. Weiter hinten im Buch finden sich Kochnotizen und ein Glossar. Wirklich interessant dabei sind für mich die Notizen, dennoch finde ich, dass man sie lieber hätte vor den Rezepten platzieren sollen. Zu viele Hinweise auf die Rezepte und deren Eigenarten finden sich hier. Auch kann man sich sicher sein, dass man die meisten Zutaten in den eigenen Märkten finden kann, ausgenommen von den Innereien oder speziellen Fleischzuschnitten, die einen gut sortierten Metzger benötigen.
Bavarian Cream & Berlin Air
Was mich ein wenig fuchst, ist die Tatsache, dass ich bei all den lustigen englischen Titeln der Teller, nicht die Originalnamen in deutsch finden kann. Für mich ist gerade das ein wichtiger Teil der authentischen Küche, wenn ich sie denn international vorstellen will. Mag ich mich über das ein oder andere Gericht im Netz erkudnigen, fehlt mir die ursprüngliche Bezeichnung und somit der Zugang zu mehr Informationen. Auch gibt es keine kleine Erklärung zu den Gerichten wie z.B. Herkunft oder Anekdoten. Schade.
Es ist klar erkennbar, dass diese Buch von einem Bayern geschrieben wurde. Die Rezeptzusammenstellung ist hier recht tendenziös. Auch schwappt hier und da mal ein österreichischer oder gar schweizerischer Anstrich bei den Gerichten herüber. Das ist der Sache aber nicht abträglich.
Fehlerhafter Index
Inhaltlich fehlt mir hier ganz klar die Rolle der Brotkultur in Deutschland. Sie ist für meine Begriffe nicht wegzudenken und ein essentieller Bestandteil der kulinarischen Identität Deutschlands. Diesem Thema nicht ein eigenes Kapitel einzuräumen lässt mich schon ein wenig verwundern. Das Inhaltsverzeichnis verweist zudem bei diesem Thema auf Seiten, die wohl nicht geprüft worden sind.
So gibt es den Verweis auf Brötchen im vorderen Teil. Schlägt man nach, erhält man die Sicht auf ein Bild doch kein Rezept oder gar Informationen über diesen wichtigen Punkt der deutschen Ernährung. Auch wird das Rezept „Nürnberger Würstchen mit Sauerkraut in einem Brötchen“ auf Seite 36 ausgewiesen. Dort findet man dieses Rezept jedoch nicht. Man muss sich selbst auf die Suche begeben und das ein paar Seiten weiter hinten raussuchen. Das mag hier und da verkraftbar sein aber nicht bei einem Buch mit 500 Rezepten. Da sollte die Funktion des Index‘ als Navigationsmittel schon gegeben sein.
Fazit
Bei allen angesprochenen Mängeln muss man dennoch anerkennen, dass dieses Buch zu den besten Kochbüchern gehört, welche die Küche hierzulande aufgearbeitet haben. Man trifft hier auf eine große Menge an traditionellen Rezepten, die nachvollziehbar nachgekocht werden können. Die Zutaten dafür sind allesamt gut zu besorgen. Wer sich einmal der deutschen, klassischen Art zu kochen bedienen möchte, ist mit The German Cookbook sehr gut beraten.
Rezeptadaption aus dem Buch
Wie oben beschrieben habe ich mir Inspiration aus dem Buch geholt und die sogenannte „Partysuppe“, also die gemeine Käse-Lauchsuppe, neu interpretiert und dem Rezept ein wenig Pfiff verliehen. So gibt es die Lauchsuppe hier sehr bald zu sehen. Stay tuned.
Für das internationale Publikum spielt es wohl keine Rolle, aber ich wollte es mal gesagt haben…das Buch gibt es als “Deutschland, das Kochbuch“ schon länger auf Deutsch. Wobei ich es ja cool finde, dass es übersetzt wurde. So oft gibt es das ja nicht….
Vielen Dank für den Hinweis. Das stimmt allerdings. Ich setze den Link gleich mal rein.
Wann kann man den ca. mit dem neuen Rezept der Käse-Lauchsuppe rechnen?
Wird das nächste Rezept sein, was ich veröffentliche. Versprochen.
So, fertig. Hier kannst Du es einsehen. https://berlinerspeisemeisterei.de/2020/01/29/kaese-lauchsuppe/