Wer heute den Überblick über all die vielen Informationen behalten will, braucht in den Zeiten des Internets einen guten Filter oder viel Zeit. Das bereits ausgesuchte Maß an Informationen ist dennoch oft unüberschaubar. Gerade bei komplexen Zusammenhängen bleibt da das Verständnis auf der Strecke. Seit geraumer Zeit schaffen da Infografiken Abhilfe. Denn zeitgemäße Kochliteratur kommt ohne eine gut aufgemachte Infografik nicht aus. Das neue Buch – Food & Drinks Infographics – aus dem TASCHEN Verlag bildet in einem sehr umfassenden Band die originellsten Grafiken mit allerlei Infos zum Thema Essen, Trinken und Kochen ab. Ich habe mir das Buch für Euch genauer angeschaut.
Die Infografik – älter als man glaubt
Seit der Zeit des Turiner Papyrus überträgt der Mensch Daten in Bilder, um komplexe Informationen besser zu verstehen. Durch diese visuellen Darstellungen können Zusammenhänge aufs Wesentliche verdichtet werden. Aktienmärkte werden so zum Beispiel in einfachen Diagrammen visualisiert. Die Aktivität des Herzens wird in einem EKG dargestellt. Ebenso kann man Rezepte ganz einfach ohne Worte in Form von Mengenverhältnissen runter brechen und darstellen, wie etwa in Farbblöcken. Der klassische Mürbeteig kann so über drei Teile Mehl, zwei Teile Butter und einen Teil Zucker abgebildet werden. Man braucht so noch nicht einmal viel rechnen oder lesen können, um die Zubereitung nachzuvollziehen.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Dennoch kann man sagen, dass die zu verstehenden Zusammenhänge mit der Zeit komplexer werden und es immer herausfordernder wird, diese der Welt und deren Bewohnernverständlich zu machen.
Das lässt sich auch auf das Thema Lebensmittel übertragen.
Das Buch setzt bei diesem Punkt an und präsentiert eine riesige Menge an Lebensmitteln, Informationen, Rezepten und Zubereitungsarten. Bilder sagen mehr als tausend Worte. Vor zwei Jahrzehnten war es kaum denkbar, dass viele der hier gesammelten Informationen an einen Ort wiedergegeben werden können. Doch das zunehmende Interesse an einer bewussten Ernährung und der dadurch entstehende Bedarf an solch aufgearbeiteten Informationen schuf eine Nische für Bücher wie dieses. Unzählige Einträge findet man auf Pinterest und Co., die Flut reißt nicht ab.
Food & Drinks Infographics • Infografiken zu allen erdenklichen kulinarischen Themen
Das Buch Food & Drinks Infographics im übergroßen Format nutzt auf insgesamt über 464 Seiten diese großzügige Fläche, um den praktischen Nutzen auszuspielen. Gerade auch weil einige Grafiken fast schon mit Lupe betrachtet werden müssen, da selbst diese Skalierung nicht ausreicht, um alles direkt lesbar zu erfassen. Das sieht man gleich zu Beginn als der Versuch unternommen wird, die besternten Köche, welche allesamt ihren Weg bei Alain Ducasse gekreuzt haben, nach Ländern zu ordnen. Eine schier unlösbare Aufgabe, sind es doch alleine aus Frankreich bereits viele Dutzende. Der Stammbaum ist direkt die erste Infografik, welche man zugleich mit einem Lächeln quittiert.
Wem der Nutzen von Infografiken nach dem Vorwort nun klar geworden ist und somit ergebnisoffen durch die verschiedenen großformatigen Seiten blättert, wird oft ins Staunen geraten.
How we Eat • Eating • Sugars, Chocolate & Cakes • Prepping & Partying • Drinking
In diese Kapitel ist das Buch aufgebaut. Alle Grafiken sind in den Sprachen englisch, deutsch und französisch erklärt. Jedoch kann man wohl aus Platzgründen berechtigterweise nicht erwarten, dass ebenfalls die Legenden und Hinweise der jeweiligen Grafik, übersetzt werden.
Somit sind auf jeden Fall einige Englischkenntnisse erforderlich.
Doch dreht es sich hier keinesfalls nur ums Kochen. Gerade das Kapitel „Eating“ ist dermaßen weit gefächert und breit aufgestellt, dass man hier nur schwer vom „Essen“ reden kann. Sicherlich gibt es hier Anleitungen, wie zum Beispiel ein spanischer Schinken am Besten geschnitten wird oder wie die Temperatur beim Garen eines Steaks zu der jeweiligen Garstufe ideal ist.
Doch auch Themen wie die Nahrung im Dschungel, Müsli- Kombinationen in der Optik eines Foodpairings oder was man tun kann, wenn das Essen überwürzt ist, finden hier Platz. Es ist ein Buch, welches man quasi jedem freundlich auf den Schoß legen kann. Die nächste Stunde wird für die Leseratte wie im Fluge vergehen.
Fazit
Dieses Buch ist ein wahrer Schatz für Köche, Hobbyköche, Wissenshungrigen, Besserwisser, Designer, Grafiker, Geschichtshungrigen und, und, und.
Das Buch ist groß, es ist schwer, es bietet Platz für unzählige Informationen, welche man vermutlich aus Unkenntnis niemals nachgeschlagen hätte. Sie heitern auf und lassen den Leser darüber staunen, wie komplex und doch wieder einfach die Welt der Kulinarik ist. Einzig und alleine der Index ist die Achillesferse in diesem Buch.
Hat man etwas gefunden und möchte es wieder nachschlagen, so bringt einem der Index nichts. Die Inhalte werden nach den Autoren, welche den meisten wohl unbekannt sein dürften, sortiert. Somit navigiert man vermutlich früher oder später per Blättern durch das Buch, um unter den fast 500 Seiten, das Gesuchte zu finden. Ein ordentliches Register hätte dem Buch sehr gut gestanden.
So bleibt es natürlich nicht weniger attraktiv, vor allen Dingen für Statistik- und Datenfans, wie ich es bin. Kaufen!