So einige Länder auf dieser Welt machen es Deutschland recht deutlich vor, wie man den Umgang mit den dort angesagten Chefs möglichst mit großer Reichweite vorantreibt, um so eine neue Anschauung der Werte zu vermitteln. Allen voran Dänemark mit seiner hießigen Foodkultur in Kopenhagen, die sich vor allen Dingen über René Redzepi definiert. Oder eben auch Australien, wo Chefs wie Peter Gilmore oder Ben Shewry es verstehen, ihre Philosophy in die weite Welt zu kommunizieren. Kann es so etwas auch in Berlin geben? Diese Frage stellen sich derzeit Spitzenköche, Gastronomen, Journalisten und Blogger in der ersten Edition des Terroir Berlin.
Ist Berlin das neue Kopenhagen?
Arlene Stein vermittelt bereits seit zehn Jahren mit dem Food-Sypmposium „Terroir“ in Toronto internationale Größen der Gastronomie. Ziel ist es, einen kulinarischen Austausch der besonderen Art zu ermöglichen. An insgesamt vier Tagen die Teilnehmer Tastings, Workshops, Meetings und ein abschließendes Dinner mit ziemlich angesagten Köcheln wie Eben Holmboe Bang, Mark Best, Jeremy Charles oder auch Amanda Cohen zu erwarten. Ebenso wird der Gewinner des „S. Pellegrino Young Chef Awards 2016“ des deutschen Vorentscheids, Matthias Walter, mit dabei sein.
Der Finalist des S. Pellegrino Young Chef Awards im Gespräch
Der Höhepunkt dieses Berliner Forums in der „Factory Berlin“ sind die Diskussionen und Vorträge von ausgewählten Vertretern der Food-Branche wie auch Matthias Walter, welcher ganz persönliche Eindrücke seines Wettkampfes den anwesenden Zuschauern mitteilte. Neben seinem Weg zu der finalen Runde gab er viele Anekdoten der wissbegierigen Menge preis. Ganz besonders hob er dabei die Rolle seines Mentors Karlheinz-Hauser hervor.
Innovation in einer geteilten Stadt
Aber dieses Symposium hatte noch viele weitere prominente Gäste zu bieten. Per Meurling, einer der Foodies in Berlin überhaupt, leitete als Gastgeber sehr charmant die erste Gesprächsrunde mit Cynthia Barcomi und Duc Ngo ein. Beide prägen die Stadt mit ihren lukullischen Konzepten enorm. Sie kamen in ihrem Gespräch überein, dass für einen erfolgreichen Wandel der Stadt Berlin hin zu einer Foodmetropole vor allen Dingen die Qualität und Authentizität wichtig ist.
From Eisbein to Avocado Toast – Die Zukunft der Berliner Gastronomie
Einen gastronomischen Überblick, wie es eigentlich gerade um die Vielfalt in der Spreemetropole bestellt ist, lieferte Stefanie Rothenhöfer vom Food Entrepreneurs Club. Berlin verfügt mit seinen Restaurants, welche in der Summe auf 26 Sterne im Guide Michelin kommen, drei Food- Märkten und vielen weiteren Lokalen, Diners und Cafés bei allen Einkommensschichten über enormes Potential, um auch international eine immer größer werdende Rolle einnehmen zu können. Dabei wird der Individualität und die transportierte Philosophie hinter dem Produkt eine immer größer werdende Rolle zugeschrieben. Nach wie vor gilt das Motto „arm aber sexy“, welches wie kaum in einer zweiten Stadt in Deutschland eine bezahlbare Foodkultur darstellt. Bisher Nebensächliches wie zum Design und Interieur wächst dabei rasant in der Bedeutung.
Food Cities: Wie man den kulinarischen Tourismus fördert
Eine sehr angeregte Diskussion erlebte man beim Talk mit der Moderatorin Luisa Weiss mit ihren Gästen Lorraine Haist, Jay Cheshes und Christian Tänzler, die alle für sich ihre eigene Ansicht der Berliner Foodszene teilten und mögliche Ansätze, wie aus dem jetzigen stark wachsenden Berliner Foodhype nicht ein zweites Kopenhagen sondern ein einzigartiges Berlin werden kann. Der Austausch über die ansässigen Gastronomen mit den lokalen Produkterzeugern war ebenfalls Thema wie der Umgang und die Arbeit mit den Journalisten und Influencern, die einen wesentlichen und kaum unterschätzbaren Teil der Öffentlichkeitsarbeit leisten.
Terroir Berlin : Von den Besten lernen
Viele Wege führen nicht nur nach Rom sondern auch zum Erfolg. Fünf internationale Charaktere unterschiedlichster Art zeigten mit ihren Vorträgen auf, dass es keinen Königsweg für den Erfolg gibt. Mark Best, Amanda Cohen, Magnus Ek, Jeremy Charles und Matt Orlando gaben hier nacheinander ihre Erinnerungen zum Besten. Zum Beispiel war Amandas Erfolg in der Öffentlichkeit stets glanzvoll und einzigartig. Doch um dieses Ziel einer erfolgreichen Köchin in New York zu erreichen, musste sie vorher aus vielen ihrer gemachten Fehler lernen und daraus ihre Schlüsse ziehen, um letztendlich ihren Triumph feiern zu können. Diese Seite wird aber nur selten bis nie gezeigt. Vom Publikum wurde sie dafür frenetisch gefeiert.
Eine abschließende Tischdiskussion unter den Teilnehmern
Mit einer eher ungewöhnlichen und nicht weniger spannenden Aufgabe wurden das Publikum zu einem aktiven Teil der Veranstaltung. An 12 Tischen wurden Einzeldiskussionen mit dem Ziel, jeweils einen eigenen Aspekt im Rahmen des Symposiums zu ermitteln, eröffnet. Hier konnte jeder sich den anwesenden Foodiasten öffnen und seine Sicht auf die Dinge teilen. Der anschließenden Auswertung auf der Bühne folgte eine angeregte Fragerunde so dass sich wahrlich jeder angesprochen fühlen durfte.
Für alle Teilnehmer war abschließend klar, dass sich Berlin rasant und großartig entwickelt und nach wie vor weiter daran arbeiten muss, den Austausch unter allen Akteueren voranzutreiben. „Terroir Berlin“ ist in jedem Fall eine lukullische Auseinandersetzung, bei der es in der Konsequenz nur Gewinner geben kann, da die hier gewonnenen Erkenntnisse, wenn sie denn in der Region umgesetzt werden, die Hauptstadtfoodszene gerade auch auf internationaler Ebene vorantreiben wird.