Wer Berlin kulinarisch entdecken will, muss sich auf eine stets erneuernde gastronomische Landschaft einstellen. Hier gibt es natürlich viele altbekannte Lokale und Restaurants, doch umso mehr gibt es neuartige Food-Konzepte, welche man zum Beispiel in Form des „Data Kitchen“ kennen lernen kann. Hier spielt die digitale Ebene eine ganz wesentliche Rolle.
Ein zum Teil digitales Konzept
Wenn sich eines in Berlin etabliert hat, dann ist es der Businesslunch. Viele Unternehmen hinterlassen den eigenen Mitarbeiterstamm gänzlich unterversorgt, wenn es um die Mittagsverpflegung geht. So kann sich derjenige glücklich schätzen, der ein gutes Lunch- Angebot in seiner Nähe winder findet. Der Konkurrenzdruck und der daraus resultierende Preiskampf führte dazu, dass sich Angebote von 10 bis 18 Euro etabliert haben. Dabei haben mich speziell die günstigeren Lunches nie so richtig überzeugen können. Greift man etwas tiefer in die Tasche, wird man vermutlich solch ein Konzept eher seltener die Woche aufsuchen, und so höchstens einmal ein Highlight schaffen.
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Neuartiges Bestellsystem
Das neu eröffnete Restaurant „Data Kitchen“ habe ich heute mit zwei Kollegen aus meinem Küchenmeisterlehrgang besucht. Es wartet mit einem sehr unkonventionellen Bestellsstem auf. Dieses Konzept stammt von einer ganz besonderen Berliner Persönlichkeit. Der Unternehmer „Cookie“ Heinz Gindullis verspricht in diesen Räumlichkeiten frische Speisen ohne Anstehen.
Hier ordert man nicht im Restaurant selbst seine Gerichte, sondern nutzt dafür die eigens dafür veröffentlichte App, welche sämtliche Speisen und Getränke zur Auswahl bereit hält. Noch vor dem Eintreffen vor Ort kann während der Öffnungszeiten über das Smartphone die Bestellung und der voraussichtliche Zeitpunkt des Lunchs bestimmt werden. Nach der Auswahl wird schließlich noch die Zahlungsmethode und das gewünschte Trinkgeld bestimmt. Man ist angehalten auch wirklich zu dem ausgemachten Termin zu erscheinen, da das Essen absolut pünktlich an den Start gebracht wird.
„Es war von Anfang an klar, dass wir ein innovatives, gastronomisches Konzept als Teil des neuen Data Space zusammen machen wollten“ Cookie
Eine Food-Wall mit Geschmack
Dort angekommen offenbart sich direkt hinter dem Eingang des Restaurants die sogenannte Food-Wall. Hier wird dann später das Essen abgeholt. Eine Push-Nachricht auf dem Handy gibt den Status bekannt. So wird darüber informiert, ob das Essen gerade zubereitet wird oder es bereits bei den Boxen abgeholt werden kann.
„Du kannst Dein Essen jetzt abholen.“
Mit dieser Meldung und dem Handy in der Hand geht es nun zu der „Food-Wall“, dessen zugewiesene Box mit dem eigenen Namen beschriftet ist. Nur der Gast, welcher das Gericht bestellt hat, kann die ihm zugeteilte Box über die App öffnen. Das geht unkompliziert und schnell. Warmes Essen wird dabei mit einer Glosche versehen und so gut warm gehalten. Holt man es nicht innerhalb von fünf Minuten ab, so wird der Küchenchef in der Küche alarmiert. Dieser entnimmt es dann wieder.
Hat man es dann verspätet ins „Data Kitchen“ geschafft, entscheidet man in der Küche, ob das Gericht so noch raus geht oder man hier neu produziert. Das ist lobenswert und ganz im Sinne des Kunden.
„Die Verbindung aus Technik und hochwertigem Essen, das ist neu. Data Kitchen schenkt den Gästen Zeit für sich“ Cookie
Leichte und saisonale Küche
Als Köche haben wir immer die Angewohnheit bei unbekannten Restaurants uns möglichst durch die komplette Karte zu essen, um einen breitgefächerten Eindruck zu bekommen. Das taten wir auch hier. Wir orderten einen „Strammen Max“ mit Zwiebelchutney, Spreewaldgurke, geräuchertem Schwarzwaldschinken, Spiegelei und Schnittlauchblüte oder etwa auch den Salat von Bulgur und eingewecktem Gemüse mit weißer Beete, Karotten, grünen Tomaten und Karottengel. Das Brot war ordentlich geröstet und hatte eine angenehme Rauchnote die mit den klassischen Komponenten Bekannterweise wunderbar harmoniert.
Die Steckrüben Currysuppe mit Sesamstange, Koriander und Steckrübenwürfel kam recht säuerlich und angenehm scharf daher. Die Menge war hier, wie auch bei den restlichen Speisen absolut ausreichend.
Bei den Hauptgängen entschieden wir uns für einen super fluffigen Spinatknödel auf Kürbispüree mit Balsamciozwiebeln und Kräuteröl. Ebenso rund im Geschmack servierte man uns den Königsberger Klops auf einer Karottencreme mit klassischer Kapernsauce und einem grasgrünem Grünkohl, der eben genauso verarbeitet worden ist, wie ich ihn am liebsten mag. So war dieser blanchiert und gedünstet als zu tote geschmort. Das Ergebnis war ein in sich leichter und dennoch saisonal passender Gang.
Gemüse ist seine Paradedisziplin
Alle Gemüsekomponenten sind wirklich gut gemacht. Alexander Brosin ist hier Küchenchef und hat eben diesen Umgang mit den vegetarischen Bestandteilen bei seinem früheren Meister Michael Hoffmann aus dem ehemaligen Margeaux am Brandenburger Tor lernen können. Zusammen mit dem gebürtigen Wiener Christian Hamerle sorgen die beiden für einen reibungslosen Service, der sich noch nicht so richtig in Berlin herumgesprochen hat.
Zum Nachtisch orderten wir beide Desserts. Es gab „Pastel de Nata“, einem Blätterteigtörtchen mit warmer Puddingfüllung sowie ein Bratapfel in Butterkaramell.
Bei den Süßspeisen wünschten wir uns mehr von dieser unbekümmerten Kreativität, wie es vorab gezeigt worden ist. Gerade der Backapfel konnte leider nicht überzeugen. Er war ziemlich fest und hatte zudem keine Füllung. Die Butterkaramellsauce war sehr lecker, konnte das Ruder aber auch nicht so richtig herumreißen.
Beide Desserts bestellten wir nach den Hauptgängen im Restaurant. Dieser Vorgang wird dann ebenso per App vollzogen. Sollte es denn einmal Probleme mit dem Essen geben, steht ein ansprechbarer Gastgeber immer bereit.
Wer vor dem Lunch Lust auf ein Frühstück hat, kann diesem Bedürfnis in der Data Kitchen ebenso nachkommen.
Angenehmes Preis-/Leistungs-verhältnis
Geschmacklich waren wir vom hier Gezeigten mehr als angetan und werden sicherlich mit Freunden wiederkommen und bei Touristen, die etwas Neues suchen, eine Empfehlung aussprechen. Die Preise sind für meine Begriffe absolut in Ordnung und schaffen den Reiz, des öfteren vorbeizuschauen. Gerade das Konzept der Zeitersparnis, jenes enorm viele eigene Kapazitäten freimacht, gefällt mir besonders. Hier muss man nicht bei der Einkehr auf den Kellner warten, nach der Bestellung dem Essen herbeisehnen und wiederum kann man direkt nach dem Essen aufstehen und gehen. Bezahlt ist es ja bereits. Man kann sich also voll und ganz auf seine Gesellschaft konzentrieren.
Dieses Restaurant nehme ich gerne in meine Liste der „Culinary Hotspots“ auf.
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10178 Berlin
info@datakitchen.berlin
+49 30 680 730 40
täglich geöffnet 09:00 – 17:00 Uhr
Mittagessen ab 11:30 Uhr[/dt-text-icon]
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Ich denke, dass sicherlich nicht jeder von diesem Konzept überzeugt sein muss. Doch lebt eine Stadt wie Berlin von der Vielfalt und der Tatsache, dass es für jeden Geschmack irgendwo ein Angebot gibt und dieses schon deswegen seine Berechtigung findet. Ich bin hinsichtlich von den Vorteilen der enormen Zeitersparnis überzeugt, dass diese Art der Gastronomie nicht wenige Anhänger finden wird, gerade auch weil das Produkt an sich, und das ist immer noch das, was auf dem Teller stattfindet, überzeugt.