In der heutigen Buchbesprechung muss ich aufpassen, nicht allzu subjektiv zu werden. Das Buch namens „Bowl Stories“ aus dem Verlag teNeues stammt nämlich von einem langjährigen Weggefährten und Patissiers meines Vertrauens Benjamin.
Hier kommt alles in die Schüssel – Bowl Stories
Benjamin kenne ich schon seit mehr als 14 Jahren. Kennen gelernt haben wir uns zunächst als blutige Jungköche im Restaurant „first floor“ in Berliner Bezirk Charlottenburg. Dort kochten wir zusammen im damals besten Restaurant der Stadt, welches mit einem Stern im Guide Michelin und 18 Punkten im Gault & Millau- Führer. Während ich am heißen Herd stand, kochte er in der „Keksschlosserei“ Pudding und Co., was ja in dieser Patisserie natürlich nur sinnbildlich für höchste Dessertkreationen stehen kann.
Wie es in der Gastronomie damals und auch heute üblich ist, wechselte der Arbeitsplatz stetig und so gab es gar eine erneute Zusammenarbeit zu einem späteren Zeitpunkt im „shiro i shiro“. Man hatte bis dahin sich jeweils weiterentwickelt und so konnte man auch Bens Bestreben gut erkennen, sich ebenso in der pikanten Küche weiterzubilden. Er übernahm ebenso die meisten Aufgaben des Gardemangers (Vorspeisen) und formte sich dort zugleich seinen eigenen Stil.
Unaufdringlich & Modern
Einige Jahre und auch Arbeitgeber später halte ich nun sein erstes Buch in den Händen. Es trägt den Namen Bowl Stories und birgt seine individuelle Auffassung des Kochens reduziert auf Gerichte, die nur in Schüsseln angerichtet und daher nicht selten aufs Nötigste heruntergebrochen werden müssen. Hier bleibt nicht viel Platz für Schi Schi. Das Gebotene muss einfach funktionieren und das sorgt selbst bei abgedrehten Kombinationen für einen bodenständigen Charakter.
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Seine zeitgemäße Küche lässt sich nicht auf Begriffe wie regional oder gar vegetarisch reduzieren. Ben kocht immer ohne Barrieren, ist aber bestrebt, stets saisonal zu arbeiten. Was aber nicht heißt, dass er sich Artikel, die optimal zu dem jeweiligen Gericht passen, nicht auch importiert.
Asiatisch und reduziert
In seinem Buch wird begonnen mit den herzhaften Schüsseln. Gerichte wie „Surfing Königsberger Klopse“ oder „ASIA Carbonara“ bergen neue Interpretationen bekannter Klassiker. Aber Ben packt natürlich mehr als eine x-te Neuauflage verschiedener Kultspeisen ins Buch. Er ist vor allen Dingen im salzigen Teil sehr den asiatischen Produkten zugewandt. Er packt zum Beispiel den grünen Spargel in einen Tempura und serviert dazu eine Shisomayonnaise.
Weitere Hinweise für seine Passion nach Fernost sind die „Tofucrispys & Passionsfrucht-Lauch-Dip“, der „Kabeljau-Phô“ oder das „Kokoshühnchen mit Schwarzwurzel, Limonenseitlinge und Vogelmiere“.
Eine besondere Empfehlung meinerseits sind seine Kaltschalen. Die Gurkenkaltschale mit Aloe Vera und Kataifi sind gerade im Sommer nicht nur ein Hingucker sondern eben auch süchtig machend.
Bubble-Tea ohne Tee ist nicht tot
Extra groß ist natürlich der Dessertteil. Wer kennt ihn nicht, den Bubble-Tea? Ben entwickelte ihn weiter, lässt den Tee dabei weg und kreiert einen Beeren- Tapioka mit Vanillesauce. Das ähnelt sehr der Roten Grütze mit eben dieser klassischen Sauce, ist doch aber einen Tick komplexer und spannender, das die weichen und glasigen Tapiokaperlen auf der Zunge tanzen.
Wer es gerne etwas ruhiger und traditioneller mag, bereitet sich seinen Eierlikör mit Schokoaden- Marshmallows zu und gesellt sich damit an den Kamin. Gewiss sind die Rezepte allesamt nicht immer leicht zuzubereiten. Gerade die Marshmallows bedürfen da besonderer Sorgfalt. Die Ergebnisse sind aber umso überzeugender.
Gekochte Sahne mit Heu
So wie das „Heu- Pannacotta & Aprikosen“. Das Heuaroma extrahiert er durch das Rösten des Heus im Ofen, wonach der Geschmack des Heus in der Sahnemischung ausgelaugt wird. Schade, dass für dieses Jahr die Zeit dafür vorüber ist. Aber die nächsten Aprikosen kommen bestimmt.
Die Rezepte und Kombinationen sind ganz sicher nicht die Neuerfindung des Rads, das sollen sie auch nicht sein. Im Mittelpunkt stehen die individuellen Kombinationen, welche den Stil und die Kochphilosophie von Ben als eine Kpche mit einem Augenzwinkern und vor allen Dingen mit der Gelinggarantie auszeichnen. Seine Hilfe habe ich schon zuhauf in Anspruch genommen. Stets wurde ich dabei nie enttäuscht.
Fazit
Beim Preis von 19,90 € kann man hier sicher sein, nicht nur keine Fehlinvestition getätigt, sondern vielmehr eine Sammlung sehr kreativer Speisen, die für jede Saison im Jahr mehr als ein Dutzend Vorschläge bereithält, erworben zu haben.