Das Hotel Hyatt am Potsdamer Platz ist schon immer ein Hotel mit einem gewissen Sonderstatus gewesen. Man kann mehrere Male im Jahr zu verschiedenen Anlässen, wie der Berlinale zum Beispiel, direkt am Kern des Geschehens nächtigen. Inmitten dieses Hotels der Luxusklasse liegt das Restaurant VOX, welches mit der offenen Showküche jeden Abend die Gäste mit verschiedenen Köstlichkeiten begegnet. So geschieht das nun auch mit einem Küchenseminar, welches ich vor einigen Tagen besucht habe und ganz im Sinne von Soul-Food stand.
Kochkurse & Kochseminar
Kochkurse haben in Berlin fast schon ein angestaubtes Image. Zahllose Restaurantbetreiber laden sich zumeist am Wochenende die Gäste direkt in die Küche ein, um dem Genießer aufs Persönlichste zu begegnen. So kann man in diesen kleinen Runden dem Küchenchef auf die Pelle rücken und sich auch einmal Eindrücke direkt vom Herd erhaschen. Doch durch das fast schon inflationäre (Über-) Angebot in der Spreemetropole, steht man vor der Herausforderung, sich mit dem eigenen Programm schon vorab ein wenig von der Konkurrenz abzusetzen.
Das Team um Benjamin Haselbeck, welcher nun seit fast anderthalb Jahren als Küchenchef die Geschicke im Restaurant VOX leitet, bietet mit diesem neu entwickelten Küchenseminar eine günstige Alternative zu den bekannten Kochkursen an. Hier wird ein reger Austausch zelebriert, das gebotene Wissen jedoch noch ein wenig knackiger und mehr auf den Punkt präsentiert. Die Gruppe mit ca. 40 Teilnehmern wurde zunächst in drei kleinere Fraktionen aufgeteilt, so dass dadurch die insgesamt 3 aufgebauten Stationen mit überschaubaren Größen besucht werden konnten.
Soul-Food
Für diesen Tag gab es wie sonst auch ein Thema, welches hier ausgearbeitet worden ist. „Soul Food“ sollte also heute hier zelebriert und gelebt werden. „Gute- Laune- Essen“ wird einem hier nähergebracht.
Bevor es an das Kochen geht, ist man doch in aller Regel von der sehr liebevoll und mit dem Auge fürs Detail gestalteten Inneneinrichtung beeindruckt. Jedenfalls ging es mir hier so. Hier hat man auch für kleine Einzelstücke das richtige Gespür, um das Große und Ganze gut in Szene zu setzen.
Im ersten Abschnitt ging es für mich an das Focaccia backen. Dieses ligurische Fladenbrotgebäck aus Hefeteig wurde hier kurz und bündig erklärt und exemplarisch von der voll ins Geschehen mit eingebundenen Servicemitarbeiterin für das spätere Gehenlassen vor- als auch zubereitet.
Fertige Teigböden konnte man natürlich ebenso beim Backen im großen Steinofen ganz im Zentrum der Küche beobachten, wie das geschmackvolle Belegen mit der live produzierten Tomatensalsa. Eine Kostprobe folgte auf dem Fuße. Während dieser als auch allen anderen Stationen wurde ein passender Wein ausgeschenkt.
3 Stationen in der offenen Küche
Am Gasherd wurde mit der offenen Flamme gekocht. Die Riesengarnelen wurden teilweise von Gästen als auch den Köchen auseinandergepuhlt und für das Flambieren bereitgestellt. Auf eindrucksvolle Art konnte der interessierte Seminarteilnehmer miterleben, wie heiß es eigentlich werden kann, wenn man als Koch einer solchen direkten Hitze ausgesetzt ist.
Beim abschließenden dritten Lehrgang, der mit dem Herstellen des „Pulled Pork“ eines der Streetfood- Themen der letzten Jahre überhaupt aufgegriffen hat, gab es anstelle eines Weines ein recht süffiges „India Pale Ale“ einer Berliner Bierbrauerei, welches bei diesem Schweinegericht absolut passte. Von einer kleinen Fleischkunde über den Einsatz der geeigneten Gewürze bis hin zum Garen auf dem Grill bzw. im Ofen, wurde im Prinzip alles erklärt, was es eigentlich zu dem immer noch sehr beliebten bodenständigen Gericht zu wissen gibt.
Zudem servierte man es hier mit Kimchi, einem fermentierten Chinakohl, sowie eingelegten Gurkenscheiben und Röstzwiebeln. Wer von den kleinen Kostproben des Pulled Pork nicht genug bekommen konnte, hatte später das Glück, dieses Gericht als Hauptgang beim anschließenden 3- Gang- Menü zu erhalten, denn auch dieses stand ganz im Sinne des „Soul Food“.
Ein Menü mit aktiven Elementen
Wurde man nach dem praktischen Teil an der Tafel auf der Terrasse platziert, gab es einleitend die besondere Aufgabe, sich erst einmal selbst zu versorgen. Auf großen Bambuskörben wurden tischmittig die Beilagen für „Goi Cuon“, den kalten Frühlingsrollen aus Vietnam, eingesetzt. Hier konnten sich bis zu vier Teilnehmer eine „Glücksrolle“ aus Zutaten wie gedämpften Garnelen, Salatherzen, Karottenstiften, Reisnudeln, Frühlingslauch, Minze, Koriander, Rinderfiletstreifen, Gurken und dreierlei Saucen die favorisierte Rolle der Wahl zusammenstellen und alsbald genießen. Ein sehr kommunikatives als auch interaktives Erlebnis, welches wunderbar zeigt, das eben auch die einfachen aber qualitativ hochwertigen Zutaten für ein tolles Geschmackserlebnis sorgen können.
Ebenso galt es im Hauptgang den oben schon angesprochenen Pulled Pork Burger zuzubereiten. Hier konnte man sich je nach Bedarf und eigener Vorlieben, den Burger der Wahl füllen.
Das besondere Cupcake- Erlebnis
Für das Dessert musste man sich wieder in den Küchenbereich begeben um an dieser Stelle die dort vorbereiteten Cupcakes mit den angebotenen Toppings zu belegen. Neben einem Schoko- Himbeer- Cupcake, einem Banane- Toffee- Cupcake und dem Zitronen- Schoko- Cupcake gab es auch eine sehr ausgefallene Variante. Ein Röstzwiebel- Curry- Cupcake.
Diese eher unübliche Version haben sich viele mit viel Skepsis auf der Zunge zergehen lassen. Dem leicht verstörten Blicken folgte aber der so oft gewünschte WOW- Effekt.
Ich habe mir meine vier Cupcakes als Reiseproviant einpacken lassen und begab mich nach den recht angenehmen letzten dreieinhalb Stunden wieder auf den Heimweg und habe diesen Abend mit meiner Begleitung sehr genossen. Für Interessierte kann man sicherlich bei dem angemessenen Preis von 98 € inkl. aller angebotenen Getränke und Speisen sowie einem Menü mit drei Gängen nichts falsch machen. Ich bin gespannt, ob sich dieses sehr produktbezogene Küchenseminar durchsetzen wird.
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