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Es folgt nun der zweite Teil anlässlich des 4-Hands-Dinners von Paco Pérez und Johannes King getreu dem Motto: Ein Tag am Meer. Ich spielte heute den Ghost der beiden Protagonisten. So ging es für mich ebenso bis an Herd, um ganz nah bei den wirkenden Mitarbeitern zu sein.
Diese vollzogen in einer absoluten Perfektion alle Aufgaben, die nötig waren, um den Abend zu einem vollkommenen Ereignis werden zu lassen. Der nächste Gang von Johannes King offenbarte das ganz wunderbar.
Der „Sylter Royal“ ist das perfekte Beispiel für „Ein Tag am Meer“
Für einen Fotografierenden wie mich ist dieses Gericht das Grausen schlechthin. Denn die „Sylter Royal“ mit Blumenkohl und Braunalgen war ein Gericht ganz Ton in Ton. Hier hatte man wenig Farbkontraste und als Betrachter keinen so richtigen Ankerpunkt, den man braucht, um ein stimmiges Bild zu zeugen. Aber genau das ist es, wie Sylt sich einem auch zeigt.
Johannes K. gibt hier zur unerhört fabelhaften Auster ein Blumenkohleis, Blumenkohlpüree und einen kräftigen Sud und Crunch aus Braunalgen. Harmonisch fügt sich dem Bild noch ein Bronzefenchel und herausgekommen ist mit den Muschelaufbauten und dem angekarrten Meersalz, der als Sockel für die riesige Austernmuschel dient, eine faszinierende Strandlandschaft aus dem rauen Norden.
- Die wunderbare Deko allein ist schon ein Hingucker wert.
- Monty & Jan-Philipp
- Für das Topping am Schluss wird hier noch Bronzefenchel und Austerndill eingesetzt.
- Andreas dressiert das Blumenkohlpüree.
- Schritt für Schritt werden die beeindruckend großen Austernschalen gefüllt.
- Das Blumenkohleis wird erst kurz vor dem Schicken abgenockt.
- Jeder bekommt immer nur eine Aufgabe zugewiesen.
Geschmacklich ist dies aber ein sehr spannender als auch abwechslungsreicher Marsch durch das Wattenmeer, dem ich gerne öfter beiwohnen möchte.
- „Sylter Royal“ mit Blumenkohl & Braunalgen
- „Sylter Royal“ mit Blumenkohl & Braunalgen
Paco hingegen steuert mit seinem nächsten Teller einen baskischen Klassiker an. Er widmet sich dem „Kokotxa“. Es ist ein typisches Gericht, welches aus der Unterseite des Seehechtkinns hergestellt wird. Es wird in der Regel mit gehacktem Knoblauch, Petersilie und Olivenöl gereicht.
- Andreas Rehberger ist ebenfalls einer der drei Kpchenchefs im Cinco.
- Es ist angerichtet.
- Am Pass muss alles fließen. Jeder muss somit unbedingt wissen, wie man sich bewegen sollte.
Er serviert es zudem mit Knochenmark und Kaviar und arrangiert diesen Klassiker sehr modern und künstlerisch zugleich. Optisch könnten die Gänge der beiden unterschiedlicher kaum sein.
Während der Anrichtephasen sind einige Teammitglieder immer auch schon zwei oder drei Gänge voraus, so dass alles immer fließend von statten geht. Nur so kann man sich einen zeitlichen Puffer aufbauen, um bei unvorhersehbaren Ereignissen, angemessen improvisieren zu können.
- Mit Hering hat man sich eine Spitzen- Porzellan- Manufaktur ausgesucht. Jedes Gericht wirkt gleich doppelt so ansprechend.
- Die Teller konnten gleich an mehreren „Pässen“ angerichtet werden.
Johannes reduziert seine Gänge auch gerne auf das Wesentliche, um den Eigengeschmack des Kernproduktes nicht anfassen zu müssen, sondern um diesen lediglich herauszuarbeiten. So geschieht das bei dem „Kaisergranat“ mit Erbse und Röstzwiebel. Sehr bodenständige Produkte verhelfen dem Kaisergranat zu noch mehr Substanz. Sein Krustentierfond wurde zudem mit einem Röstzwiebelfond zur Velouté verarbeitet, die die Brücke zwischen dem Zwiebelgewächs und dem Krustentier schafft.
Der Erbsensockel bestand obendrein aus einem Konfit der Schotenfrucht, damit diese noch mehr geschmacklich dem starken Sud entgegensetzen konnte. Jeder Löffel dieses Tellers war ein Gaumenschmaus, der irrwitziger Weise nun den direkten Vergleich mit der Languste von Paco antreten musste.
- …stammt von seinem Heimatort.
- … die beste Languste…
- Paco ist sich sicher…
Dieser behauptete felsenfest, die besten kämen aus seinem Heimatort und nirgendwo sonst. Das ist für einen Meerestierliebhaber wie Johannes King es einer ist natürlich eine Kampfansage aber heute herrscht hier absolute Friedenspflicht. So frönt man den Geschmäckern des nächsten Pérez- Gerichts, welcher den Titel „Caldereta von der Languste“ mit Mandeln trägt.
- Die Langustenkarkassen werden aufwändig gefüllt.
- Hier fehlt nur noch der schaum, so dass kurze Zeit später der Hauptgang von Paco Pérez die Küche verlassen kann.
- „Plating“
Eine Caldereta ist im eigentlichen Sinne ein typisch philippinisches Gericht aus einem Kessel („Caldera“ist span. für Kessel) und wird als Eintopf serviert. Es besteh aus Kartoffeln, Gewürzen, Paprika und Pepperoni und etwa auch Ziege. Hier erfahren wir eine Version mit eben dieser legendären Languste, welche auf gleich zwei Tellern ausgestellt ist. In der Langustenschale wird ein frisch marinierter Salat gereicht und der Hauptteller beinhaltet seine Art der Caldereta mit Languste und Kartoffel und Mandel.
- „Caldereta von der Languste“ mit Mandeln
- „Caldereta von der Languste“ mit Mandeln
- „Caldereta von der Languste“ mit Mandeln
Gemäß dem Motto „Qualität ist das A und O“ geht es nun bei J. King weiter. Sein nächster Fisch wird der Steinköhler sein und diesen serviert er mit Kalmar und Dreizack. Letzteres war auch mir vorher recht unbekannt, so musste ich mich erst einmal belesen.
Der Dreizack ist eine recht zarte grasartige Pflanzenart und kann bis zu 60 cm groß werden. Dieses Gras wächst im Wattenmeer auf zeitweise vom Meerwasser überspülten, schweren Schlickböden. In Norddeutschland ist es gar ein althergebrachtes Frühlingsgemüse.
- An Gerätschaften gab es hier wirklich fast alles, was man sich nur wünschen konnte.
- Zusammen wird nach und nach der Steinköhler auf der Plancha angebraten.
Geschmacklich passte es als Sud hervorragend zum perfekt gebratenen Steinköhler und den auf der Plancha gegarten Kalmar, ein Genuss.
Paco trumpft hingegen mit einer „Seezunge mediterraneo“ auf. Hier bediente er sich ebenfalls nur den Spitzenprodukten, allen voran mit diesem delikaten Plattfisch.
Man merkte den Teams an, dass so langsam die heiße Phase erreicht ist. Es stehen ja nun noch die zwei finalen Hauptgänge an bevor es dann zu den abschließenden Desserts geht. Ein letztes Aufbäumen nach diesem Fischmarathon war nun von jedem abverlangt worden. Hier gab nun wirklich jeder alles.
Johannes King und Jan-Philipp Berner haben sich für den letzten Fischgang beim Spargel bedient. Diese sehr großen Stangen wurden dafür konfiert und mit Kräutercreme und frischen Kräutern gefüllt, in ihrer Kombination wecken sie so die Assoziation zu einer klassischen Sauce Béarnaise.
- Die gerösteten Krabben als knuspriges Element auf dem Rotbarsch.
- Der berühmte gefüllte Spargel.
- Das passiert immer mal wieder und sogar den Küchenchefs. Ein klassischer Rempler am engen Pass führt zu einem nicht zu verachtenden Saucenfleck auf der Kochjacke. Johannes King nahm es erstaunlich gelassen. #inderRuheliegtdieKraft
- Monty, einer der drei Küchenchefs vom Cinco, wirkt sehr gelassen.
Der Rotbarsch wird zudem noch mit knusprig ausgebackenen Minikrabben getoppt. Für mich ist dies ein sehr schönes Finale, welches nun umso neugieriger auf den abschließenden Gang von Paco Pérez macht.
- „Rotbarsch“ mit gerösteten Krabben & gefüllter Spargel
- Einfach nur großartig.
Dieser hatte sich für eine Seegurke mit geschmorter Kalbssehne und Champignons entschieden. Mit der Kalbssehne beweist er selbst wieder mal den Mut, eher unbekannte Fleischteile auf den Teller zu bringen.
- Die Ruhe vor dem Sturm.
- P. Pérez ist mmer voll konzentriert.
Geschmacklich gab es auch hier nichts zu kritisieren. Ich war gleichfalls restlos begeistert, wie aus so wenigen Produkten solch komplexe Geschmäcker bedient werden können.
Nun war es endlich an der Zeit, auch die für die süßen Geschmäcker verantwortlichen Geschmacksknospen zu fordern. Die Desserts wurden angerichtet. Auch hier verstand es Johannes King wieder einmal gekonnt Akzente zu setzen.
- Das Granité wurde noch einmal von Andreas und Johannes vorbereitet…
- … damit es beim Stürzen vorm Gast locker herausfällt.
- Das Dessert war schon sehr gut vorbereitet worden. Nur noch wenige abschließende Handgriffe waren von Nöten.
Einer Quarkcreme wurde ein Estragongelee aufgesetzt und zudem mit einer weißen Luftschokolade getoppt. Für den vitalisierenden Effekt gab es noch ein Estragongranité, bei dem die Herren es sich nicht nehmen ließen, dieses am Tisch dem Gast auf den Teller zu geben. Diese Komposition war naturgemäß viel zu schnell aufgegessen, doch tröstend gab es ja noch die Nachspeise aus dem Cinco.
- Das dessert von Johannes King strahlt in einem …
- … satten Grün …
- … und überzeugt auf ganzer Linie.
Hier verknüpfte man ebenfalls Schokolade in Form von drei Bitterschokoladekugeln, Zitronencreme, weißem Schokosponge, einem Sahneeis, Sodaschaum und Air. Formidable!
- Die Air sorgt für eine voluminöse Beilage.
- Andreas bestückt die Tableaus.
- Der letzte Teller…
- … verlässt die Küche.
Dieses Event wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Beide Teams harmonierten und das obwohl nicht immer klar war, welche Sprache denn nun hier gesprochen wird. Die hervorragend ausgestattete Küche des Cinco und das einzigartig designte Restaurant haben sehr schön in dieses Zusammenspiel von Paco Pérez und Johannes King gepasst.
Die zwei Herren sollten so etwas im Idealfall zu einer Serie weiterentwickeln und bitte schön auch jedes Mal in Berlin, wobei ich dafür sogar die Reise nach Spanien oder Sylt antreten würde. Ich für meinen Teil möchte noch auf ein kleines zusätzliches Sahnebonbon in naher Zukunft verweisen und empfehle eine baldige Wiederkehr. Es lohnt sich.
- Die persönliche Widmung darf auch nicht fehlen.
- „Miramar“ von Paco Pérez
- Beide Bücher sind schnell vergriffen.
- Der kulinarische Austausch.
PS: Für alle Buchliebhaber unter Euch sein noch erwähnt, dass es von den beiden Chefköchen auch Kochbücher zu erwerben gibt. „Das Kochbuch vom Land und Meer“ von Johannes King könnt Ihr wie auch das Werk von Paco Pérez namens „Miramar“ bei Amazon erwerben.