Es gibt so einige internationale Köche, die werden medial inszeniert wie Superstars und genießen gerade auf den sozialen Plattformen einen stark gepushten Ruf. André Chiang ist einer von diesen Starköchen, welcher selbst es absolut versteht, diese stetige Präsenz aufzubauen. Ein weltweit vermarktetes Produkt wie ein Kochbuch darf da natürlich nicht fehlen. Nebenbei begibt er sich obendrein auf eine Art Tournee, die er selbst World Tour nennt.
Diese Tour ist als eine Art Anlehnung an sein jüngst veröffentlichtes Buch „Octaphilosphy“ zu verstehen. Somit heißt diese Reise, welche durch Asien (Singapore, Taiwan, die Philippinen, und Hong Kong) die Vereinigten Staaten von Amerika und Europa führt eben auch „Octaphilosophy World Tour 2016“. Für die Riege der deutschen Herdkünstler wäre so etwas wohl eher ungewöhnlich. Man stelle sich einmal einen unserer 3- Sterneköche als Gourmet-Export durch die Welt vor. Da versteckt sich unsere Köchezunft wohl zu sehr hinter der bis zum letzten Grad ausgefeilten Technik.
Aber zurück zu André Chiang und seinem Buch, das heute hier das Thema sein soll. Er selbst schafft in seinem eigenen Lokal namens „Restaurant André“ und war die letzten 365 Tage eifrig damit beschäftigt, seinen Küchenalltag zu dokumentieren. Auf diesem Wege hatte er eine umfassende Abhandlung mit über 150 Rezepten geschaffen. Die Basis seiner Kochkunst besteht auf seiner multisensorischen „Octaphilosophie“, sie birgt die asiatische Präzision unter Verwendung von saisonalen Produkten Südfrankreichs.
Octaphilosphy – Die acht Philosophien
So bringt er den Leser durch ein ganzes Jahr des Restaurant André, welches 2010 eröffnet wurde. Einige Besonderheiten werden gleich zu Beginn erklärt. So gibt es bei ihm per Definition keine Vorspeisen oder Hauptgänge. Jeder Gang fügt sich in das oben benannte Konzept ein, welches den Rahmen für alles bereithält.
Um dieses gastronomische Konstrukt zu verstehen, muss man André Chiangs Werdegang kennen. Er selbst ist in Taiwan geboren und in Japan aufgewachsen. Er zog alsbald bei seinen Eltern aus und erlernte das Kochen in französischen Top-Restaurants und das bereits im Alter von 15 Jahren. Das beeinflusste ihn sehr stark, da Großmeister wie Pierre Gagnaire, Joel Robuchon oder Pascal Bardot ihn lehrten. Doch gestaltete sich seine Rückkehr anders als erwartet.
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Es zog ihn zwar nach Asien zurück jedoch nicht nach Japan. Es ging nach Singapur. Dort eröffnete er seinen eigenen kulinarischen Tempel mit dieser unnachahmlichen Innengestaltung. In diesem gibt es knapp 30 Plätze und Ziel ist es, dass sich jeder Gast zu Hause fühlt. Hier geht es in der Tat sehr persönlich zu, das merkt man schon bei der Reservierungsannahme, welche maximal von 2 bestimmten Menschen geführt wird. Das ist entweder die Hausherrin und Gastgeberin oder André Chiang himself.
André Chiang verspricht im Service jeden geöffneten Tag am Herd zu stehen, für ihn gehört es sich einfach so. Ebenso ragt die Weinbegleitung hervor, die immer stets mit französischen Tropfen geschmückt ist.
Nicht weniger exquisit ist auch das Kochbuch. Dieses Werk ist ganz und gar nicht für den ambitionierten Hobbykoch gedacht. Hier ist für ein vollkommenes Rezeptverständnis ein Profi gefragt.
- „Octaphilosophy“ von André Chiang
„ … The idea of a dish at Restaurant André is always based in the desire to trigger a certain emotion and construct a new realty. This is a complex goal and each step in achieving it is vital. It`s impossible to start the mise en placebefore all aspects oft he idea are complete. …“
Seine Kompositionen wirken bei der ersten Betrachtung aufs Wesentliche reduziert und zeigen sich enorm filigran und künstlerisch angehaucht. Im Aufbau untergliedert sich der Inhalt nach den acht Philosophien, dessen jeweilig zugeordneten Gänge nach einer erklärenden Einleitung zuerst präsentiert und danach rezeptiert werden. Dabei hält sich das Design absolut geschmackvoll im Hintergrund und ist dabei eher minimalistisch und so wunderbar unaufdringlich. Die Zubereitungsanleitungen sind in Absätzen gegliedert, welche wiederum nicht zwingend ein erneutes Wiederfinden der letzten Lesestelle erleichtern.
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Als Platzhirsch in Singapur steht er natürlich jederzeit vor der Herausforderung, diese Position mit neuen und einzigartigen Gerichten zu rechtfertigen. Das geht ihm scheinbar spielerisch von der Hand. Jede hier gezeigte Speise gleicht einem Kunstwerk mit einer konsequent durchdachten Idee.
Beispielhaft stehen dafür „Muscheln, Lauch, Noirmoutier Kartoffel“ oder etwa „Botan Ebi „Chaud-froid“, welches aus einer Botan Ebi- Garnele, die in einem Schweinehaut- Tapioka frittiert wurde, besteht.
Dieses Buch bekommt von mir eine sehr starke Kaufempfehlung, da es mich von Anfang an überzeugt hat. Der Trend der importierten Spitzentitel hält an. Das wird sich in nächster Zeit allem Anschein nach auch nicht ändern. Aber mit diesem Buch aus dem Hause Phaidon schlage ich mir gerne die Zeit tot.