Technik, Mode, Einrichtungen, Autos und natürlich auch Beauty – alle diese Lifestyle- Produkte unterliegen Trends. Das Essen wird in Sachen Trend immer stärker gewichtet. Wir geben mehr und mehr Geld für den Konsum von Lebensmitteln aus. Ob es auf meinem Markt, im Restaurant oder beim Fast Food Stand ist. Insofern entwickelt sich das Angebot stets auch nach ganz gewissen Strömen, die wir attraktiv aufgehübscht von der Industrie und den Anbietern aufbereitet bekommen. Stellt sich für den kulinarischen Trendjetter bezüglich der Trends 2016 nur noch folgende Frage: Was geht, was bleibt und was kommt?
Der feinschmeckerische Blick in die Glaskugel für das nächste Jahr steht an. Es geht also um die trendmäßigen Hotspots 2016. Bevor wir aber den Blick nach vorne wagen, sollten wir einmal auch den Ausflug in die jüngste Vergangenheit wagen.
2015 war das Jahr von…
Nordische Küche
Die Nachbeben dieses Hypes sind so langsam verklungen, hier und da findet man immer noch Überbleibsel dieser stark regional verwurzelten Küche, welche sich stark vereinfacht präsentiert. Derzeit ist es aber keinesfalls ein Trendthema mehr, auch wenn Bücher wie „The Nordic Cookbook“ nach wie vor erscheinen.
Paleo Küche
Das Essen der Jäger und Sammler konnte sich für meine Begriffe nie so richtig durchsetzen. Hier vermeidet man den Einsatz von Getreide- und Milchprodukten und setzt eher auf Beeren, rohes Fleisch und Nüssen, hauptsache es ist nicht industriell verarbeitet worden und frei von Zusätzen. Vermutlich ist die Art der Zubereitung dann doch zu radikal.
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Food Trucks
Die Zeiten der Food Trucks ist dieses Jahr unüberschaubar angebrochen. Keine Großstadt, kein Festival, keine Großveranstaltung kommt mehr ohne sie aus. Man setzt nicht mehr auf Bankettverpflegung sondern bucht sich einen einzigartigen Foodtruck fürs Event. Wer keinen Plan von den Trucks in der Umgebung hat, sucht sich am bequemsten seinen nächsten über die Foodtruck App oder online auf den Seiten von „Foodtrucks Deutschland“. Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Hype gut finde, aber ganz sicher zieht die Karawane auch 2016 noch weiter.
Gutes Fleisch
Das für mich stärkste Thema in diesem Jahr ist „Fleisch“ gewesen. Angefangen von der kompletten Verarbeitung des Tieres à la „Nose to tail“. Das konnte man in vielerlei Hinsicht erkennen. Zum einen wird die Gastronomie gerade nahezu überflutet mit Konzepten, welche im Kern auf die kreative Verarbeitung von Fleisch abzielen. Ein sehr bekanntes Beispiel ist das neue Restaurant „Herz und Niere“ vom ehemaligen Küchenchef des „3 minutes sur Mer“ namens Christoph Hauser. Hier wird nicht nur ausschließlich auf Fleischprodukte gesetzt aber er bietet sehr offensiv auch die weniger prominenten Stücke und Innereien an. Desweiteren wurde beim CookTank #9 der Sternefresser eine Aufarbeitung zu diesem Thema im Hotel Traube- Tonbach abgehalten. Mit von der Partie waren neben dem Hausherrn Harald Wohlfahrt auch Tristan Brandt (Opus V) Benjamin März (Rose), Syrco Bakker (Pure C) oder Harald Irka aus den „Saziani Stub`n“.
Gut ausgestattete Kochbücher finden sich ebenso. So kann ich zu diesem Thema „Fleisch“ von Ludwig Maurer aus dem Hause Matthaes oder „Steaks“ vom Tre Torri Verlag empfehlen.
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Wer bei der Verarbeitung von Fleisch einmal dabei sein möchte, hat die Möglichkeit in der Berliner „Markthalle 9“ bei „Kumpel & Keule“ vorbeizuschauen. Hier darf bei nahezu jedem Schritt der Verarbeitung zugeschaut werden. Man steht nämlich vor einer gläsernen Verwertungskette, welche dem Kunden die komplette Verwertungskette einsehen lässt. Auch der direkte Kontakt mit dem Metzger ist nicht nur erlaubt, sondern gleichfalls erwünscht. Dieses Vorzeigeprojekt gibt es erst seit Dezember und ist dort ein reger Anlaufpunkt für alle Wissbegierigen.
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Fermentation
Dieser Trend ist fast schon wieder am Abklingen. Es erfordert eine Auseinandersetzung in biochemischer Hinsicht. Eine Auseinandersetzung mit der Fermentation ist automatisch auch eine Beschäftigung mit den Traditionen verschiedenster Kulturkreise. Eine grundlegende Eigenschaft von Fermentiertem ist die Haltbarmachung. Genauso wie „Rohkost“ flammte dieser Trend einmal kurz auf und wird sich sicherlich nicht langfristig als attraktives Thema unter den Foodbegeisterten etablieren können, auch wenn Werke wie „Fermentation“ da Lust auf mehr machen.
Kraut und Rüben
Trendtechnisch hat sich auf jeden Fall 2015 das sogenannte Kraut durchgesetzt. Allen voran wohl auch der USA- Import mit der Bezeichnung „Curly Kale“. Dieser Grünkohl, der ganzjährig zu haben ist, wird gerne auch roh und leicht mariniert verzehrt. Ganz im Sinne des Kohls und der hiesigen Krautsorten stand ebenso das diesjährige Stadtmenü der Berlin Food Week. Hier zeigten 50 Berliner Restaurants in einer dafür eigens kreierten Gangfolge, was aus den Köpfen so zu holen ist.
Craftbeer
Das Handwerk spielt immer mehr eine wesentliche Rolle in der Wahrnehmung der Konsumenten. Man möchte sich mehr mit dem Endprodukt und der Entstehung auseinandersetzen. So kann die Tradition gelebt und recht hautnah erlebt werden und viele Gastronomen bieten sogenanntes Craftbeer an. Ebenfalls gibt es mehr und mehr Kochbücher zu diesem Trend. Allen voran muss hier das sehr gut aufgemachte Werk von Stevan Paul, Torsten Goffin und Daniela Haug Erwähnung finden. Ihr „Craftbeer Kochbuch“ ist zuletzt im Brandstätter Verlag erschienen und zeigt so ziemlich alle Facetten, welche dieses Thema haben kann.
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Vegetarische und vegane Küche
Natürlich darf auch dieser Trend im aktuellen Jahr nicht fehlen. Er ist unvermindert stark und wird sogar noch weiter vorangetrieben. Der Verzicht auf Fleisch ist längst nicht mehr nur ein Ausnahmefall und wird immer öfter auch aus gesundheitlichen Beweggründen zelebriert. Fleischlose Tage gibt es in großen Betrieben bei der Mitarbeiterversorgung als auch in den Familien zu Hause. Aus einer Bewegung wurde eine gänzlich neue Art der Ernährung geschaffen, welche den Fleischkonsum immer mehr als Ausnahmeerscheinung deklariert.
In der Restaurantszene gibt es eine stark wachsende Anzahl an Lokalen, die fast schon ebenso viele vegetarische Gerichte auf der Karte haben, wie es im Vergleich dazu Speisen mit Fisch oder Fleisch gibt. Ganz zu schweigen von den Betrieben, welche auch rein vegetarische Menüs offerieren. Der Büchermarkt wird und ist bereits überschwemmt von Titeln mit diesem Thema. Die Lage ist unübersichtlich.
Allergien & Unverträglichkeiten
Nicht nur in den Märkten gibt es immer mehr Artikel, welche Allergien oder Unverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz oder Glutenallergie berücksichtigen. Auch die Gastroszene stellt sich darauf vermehrt ein und der ein oder andere Gründer hat sich speziell auf diesen Kunden fixiert. So öffnen Cafés für Allergiker, die zum Beispiel Süßigkeiten und Snacks ganz ohne die problematischen Lebensmittel im Angebot haben.
Aber was sind denn nun die Trends für 2016?
Vegetarische und vegane Küche
Neben der vegetarischen Küche wird sich nun noch mehr der Wunsch nach halal, koscheren oder veganen Lebensmitteln durchsetzen. Der aufgeklärte Konsument zählt mehr auf Frische und Natürlichkeit. Abseits des Inhalts geht es aber immer mehr auch um gutes Produktdesign. Die Verpackung soll daneben einen gewissen Lifestyle symbolisieren. Man trägt den Wandel gerne nach außen.
Dabei spielt immer weniger die Zeit eine Rolle, zu der man das Essen zu sich nimmt. Konventionelle Mahlzeiten werden abgelöst. Der urbane Genießer will sein Essen immer und vor allen Dingen überall bekommen können. So wird gerade die einzigartige Location an einem eher unüblichen Ort (Industriegebiete oder leerstehende Fabriken, ein Menü direkt beim Winzer im Weinanbaugebiet o.ä.) der Gewinnbringer sein.
Fast Food
Ob Fast Food mit seinem aktuellen Niveau schon seinen Zenit erreicht hat, ist schwer abzuschätzen. Man verfolgt nun jedenfalls vielmehr eine Art Qualitäts(r)evolution, welche noch hochwertigere Produkte einsetzt und zwangsläufig zu steigenden Preisen führt. Fast Food wird somit zu Fast Good.
Pop-up- Restaurants
Auch hier haben wir einen Trend aus dem Jahr 2015, der seine Daseinsberechtigung 2016 finden wird. Hier versucht sich wirklich jeder daran. Ob als junger Startup- Unternehmer oder Sternekoch. Man findet Pop-ups in fast jeder Sparte. Der Vorteil liegt auf der Hand. Wo feste Restaurants sich jedes Jahr aufs Neue erfinden müssen, kann man bei Pop-ups frische Konzepte ausprobieren und fast schon als Marktanalyse nutzen. Aber auch der Amateur kann sich heute dem Pop-um- Konzept bedienen. Das nennt sich dann Supperclub. Bei beiden Modellen sind die Pluspunkte klar erkennbar. Oft werden solche Projekte in Objekten durchgeführt, welche leer stehen oder schlecht vermietet werden können. Auch ist man nicht langfristig an die Fläche gebunden und so mehr Risiko im Konzept wagen. Eines der bekanntesten kommerziellen Pop-up- Restaurants ist „Pret A Diner“ von „Kofler & Kompany“. Dieses Event wandert von Stadt zu Stadt und ist dabei auch international unterwegs. Ziele sind zum Beispiel neben Berlin, Zürich, Basel, Frankfurt, London, München oder auch Monaco.
Saisonal und Regional
Auch wenn ich dieses Thema einfach nicht begreifen will, es ist nach wie vor oben auf der Agenda. Prinzipiell sollte sich jeder irgendwie an das Prinzip halten, seine unmittelbare Region in einem gewissen Umfang auch bei der Speisenbereitung zu integrieren. Dass man damit offensiv werben muss, weil es ja auch schon seit Jahren die Masse betreibt, erschließt sich mir nicht. Dass bei den meisten, so auch bei mir, spätestens bei den Gewürzen Schluss ist, ist da nur Nebensache. Aber wer heute angesagt sein möchte, kocht am besten saisonale Speisen aus der Region. Ganz neu dabei ist wieder die Verbundenheit zu der eigenen Tradition, welche auch auf dem Teller gelebt werden will. Klassische Gerichte sind da ganz stark wieder im Kommen.
Menü adé • À la Carte olé
Die Stunden der großen Menüs sind gezählt, wir schlagen wieder andere Töne an. Wer sich noch traut, dem Gast ein Konzept wie der freien Speisenauswahl vorzuenthalten, läuft auf dünnem Eis. Wir reden hier aber nicht von den Ausnahmerestaurants mit den 2 oder 3 Sternen, wobei ich denke, auch die werden es immer schwerer haben, diese großen Menüs loszuwerden. Die Zeit der freien Speisenwahl ohne festes Programm, dirigiert vom Küchenchef, wird kommen. Da bin ich mir ganz sicher. Ebenfalls gebe ich den Kartengestaltungen, welche sich rigoros einer Auskunft verwehren, was der Gast denn beim Gericht zu erwarten hat, keine lange Zeit mehr. Wenn Bezeichnungen wie „Lamm, Karotte, Kartoffel, Speck“ die Kartenlandschaft zu arg dominieren, kann der Kunde kaum noch mit Gewissheit sagen, was er eigentlich will. Selbst habe ich es ebenso auf den eigenen Karten dargestellt, heute distanziere ich mich aber davon. Schlimm wird es, wenn die Titel dann aufgrund der Typographie ausschauen, als wären es Mathematikgleichungen. Aber auch hier sollten wir bereits Bergfest gefeiert haben und uns wieder zurück zu verständlichen Speisekarten orientieren.
Das Ende der Materialschlachten
Was im Kino bei „Star Wars“ sehr gut funktioniert wird bei aufwendig gestalteten Gerichten immer anstrengender. Wer die Materialschlachten auf dem Teller ausübt und die Karotte dann irgendwann auf die fünfte Art und Weise nebeneinander darstellt, wird mit zunehmender Wahrscheinlichkeit einen Teller kreieren, der am Gast vorbeigeht. Weniger wird mit der Zeit wirklich einfach mehr sein. Simple, nachvollziehbare Gänge werden wieder gefragt sein. Wer die Küche zu sehr der anwendbaren Techniken wegen betreibt, kocht nur für sich selbst.
Bringdienste
Ein Thema wird sich uns 2016 sehr stark aufdrängen. Es geht um die Lieferdienste, welche fertige Gerichte oder Lebensmittel nach Hause liefern. Seitdem Amazon und einige Supermärkte die Logistik immer weiter optimiert haben, ist ein richtiger Konkurrenzkampf um das jederzeit bestellbare Gericht für zu Hause entstanden. Vor allen Dingen sind die Gourmetboxen bzw. Themenkisten mit Delikatessen zumeist aus ansässigen Betrieben und Manufakturen ausgesuchter Anbieter stark im Kurs. Aber auch für die schnelle Lunchpause kommen diverse Dienstleister angereist um den schmackhaften Mitternachtssnack zu liefern. Ein stark wachsender Markt wird sich hier etablieren. Hier haben wir das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht.
So bin ich gespannt, was die Zukunft wirklich bringen wird und welche Sau demnächst durchs Dorf getrieben wird. Langweilig wird es sicherlich nicht, dafür sei gesorgt.
PS: Gemäß dem Motto „Todgesagte leben länger“ hat sich auch dieses Jahr der Macaron einer überschwänglichen Beliebtheit nicht lossagen können. Ich frage mich, wann wir dieses Gebäck eigentlich überhaben, aber ich selbst erwische mich immer wieder beim Verzehr des eigentlich köstlichen Frankreich-Imports. Aber spätestens 2017 war es dann wohl gewesen, … mit den Macarons… oder?
Hi Steffen, ein interessanter Rückblick zu 2015! Ein paar Dinge möchte ich jedoch korrigieren. Zum ersten: Paleo hat nichts mit rohem Fleisch zu tun und der „Trend“ kommt erst noch nach Deutschland. Paleo ist nämlich allergenarm, saisonal, regional, setzt auf gutes Fleisch (nur artgerechte Haltung) usw. und spiegelt damit genau die Trends wieder, die du für 2016 siehst 🙂
Und noch eins: Fermentation kommt auch noch. Gerade bei Getränken. Kombucha und Kefir z.B.! Schau mal auf http://www.fairment.de da ist Deutschlands erster roher Kombucha.
LG weiter so,
Leon
Das mit Paleo habe ich mir per Definition noch einmal genau angesehen und entsprechend abgeändert. Dennoch behaupte ich, dass diese Bewegung in der Masse einfach nicht angekommen ist und für meine Begriffe das auch mittelfristig nicht wird.
Super Seite
Vielen Dank Nouri.
Falsch! >
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Wir geben mehr und mehr Geld für den Konsum von Lebensmitteln aus.
“
Wir geben im Schnitt immer wie weniger für unsere Ernährung aus.. Der Zenit ist jetzt erreicht.. Es wird mittlerweile wieder besser eingekauft!
Ich sehne den Tag herbei, an dem Menschen mit Kau- und Schluckstörungen auf Speisekarte geeignete Gerichte vorfinden, ohne, dass man lange erklären und um bestellen muss. Es gibt eine große Anzahl von Betroffenen, die mangels Angebote auf auswärts essen verzichten. Das wäre aus meiner Sichtweise ein wirklicher Trend.
Sichlerich wichtig, jede gastronomische Einheit sollte wohl sich auf so etwas mit ein wenig Vorbereitungszeit einrichten können. Die massive Nachfrage sehe ich da eher weniger. Gibt es denn viele Menschen mit solchen Beschwerden?
Lieber Steffen, ja, das ist das Erstaunliche, dass kaum jemand wahrnimmt, dass ca.20% der Bevölkerung von diesen Problemen zumindest über einen längeren Zeitraum davon betroffen sind. Diese doch sehr große Gruppe wird von der Gastronomie nicht wahrgenommen, weil diese Menschen nicht auswärts essen gehen, da es eben nichts bis wenig auf Speisekarten gibt. Es ist nicht angenehm bei der Bestellung darauf hinzuweisen, dass man nicht beissen oder schlucken kann, da bleiben viele lieber zuhause. Ich finde es auch nicht sonderlich charmant, dass ich meine Restaurantbesuche immer vorab absprechen muss. In der gehobenen Gastronomie ist es nicht wirklich ein großes Problem Änderungswünsche anzubringen, wenn man dies rechtzeitig tut. also meist schon bei der Tischreservierung. Spontane Restaurantbesuche sind oft ein Spiessrutenlauf. Betroffene sind Menschen nach Schlaganfällen, mit Parkinson,Alzheimer, Kopftumoren usw. und der allergrößte Anteil sind jene, die sich Implantate setzen lassen oder die einfach auf Grund ihres Alters betroffen sind. Wir werden immer älter und das Problem wird immer präsenter. Schade, dass dies in der Gastronomie noch nicht so richtig erkannt wird. Mit 75 oder 80 möchte man vielleicht noch gerne gut essen gehen, aber vieles kann man schlicht nicht mehr beißen. Lg Claudia
Es ist absolut kein verwegener Wunsch, im hohen Alter noch den Genuss im Restaurant erleben zu wollen. Sicherlich ist es da derzeit fast überall notwendig, vorab einen Hinweis bei der Reservierung zu geben. Wobei ich in meiner Laufbahn hin und wieder den Wunsch nach püriertem Essen mitgeteilt bekommen habe. So wurde das Essen püriert. Das ist ja heute mit den ganzen Geräten kein Problem mehr, auch wenn mir das „Zerstören“ der behutsamen Arbeit immer recht unangenehm war, was aber nicht zuletzt auch damit zu tun hat, dass man sich nur schwer in so etwas hineinversetzen kann. Bei genauerer Betrachtung sollte es aber eigentlich kein Problem mehr darstellen.
Was konkret wünscht Du Dir denn auf der Karte?
Lieber Steffen, du hast es auf den Punkt gebracht. Weder der Koch noch der Betroffene ist mit zerstörtem Essen glücklich. Es gibt doch unzählige Zubereitungsarten, bei dem der Geschmack nicht verloren geht. Ich denke gerade an Mousse, Parfait, Souffle. und Pudding. Und damit meine ich nicht die süßen Varianten. All dies sind Speisenformen die auch Normalesser zu sich nehmen. Ich bin übrigens sehr froh, dass Tatar nach vielen Jahren der Abwesenheit wieder salonfähig geworden ist. Es ist vor allem auch ein Problem immer im Vorhinein bereits bestellen zu müssen. Ich weiß doch heute noch nicht worauf ich am kommenden Samstag Lust habe. Es geht eben auch darum, dass Betroffene sich nicht ausgegrenzt fühlen wollen, das passiert aber in dem Augenblick, in dem ich meine Wünsche gesondert äußern muss.Für jeden Allergiker, und wenn die Unverträglichkeit noch so eingebildet ist, muss auf der Karte eine Kennzeichnung erfolgen. Für Veganer, die machen nicht einmal 1% aus, gibt es beinahe auf jeder Menükarte eigene Gerichte. Ich würde mir auch keine eigene Sparte oder Rubrik und nicht einmal eine Kennzeichnung wünschen. Lediglich eine kleine Auswahl an Speisen, die für Betroffene genau so wie für Normalesser geeignet sind. Ich bin hier in Salzburg viel in Sachen *barrierefrei essen* in der gehobenen Gastronomie unterwegs und stoße auf viel Gehör. Für mich sind das die richtigen Ansprechpartner, weil diese Gastronomen meist gut vernetzt sind und auch Einfluss in der Szene haben. Erreichen sollte es jedoch die gesamte Gastronomie, vor allem den Wirt ums Eck, denn dort ist es besonders schwierig. Nicht nur einmal, dass ich hungrig ein Wirtshaus wieder verlassen musste, weil es erstens nichts auf der Karte gab und zweitens der Wirt unwillig war eine Änderung vorzunehmen. Ich habe bei mir am Blog eine Rubrik *barrierefei auswärts essen* dort schreibe ich über Lokale, in denen ich glücklich bin. Beim Andi Döllerer in Golling zum Beispiel. Und ich erbitte immer ein Rezept bei meinen Besuchen. Vielleicht magst du mir auch eines schenken? Liebe Grüße aus Salzburg, Claudia
Ich bemerke von Zeit zu Zeit immer mehr, dass auch solche „Härtefälle“ (entschuldige bitte den Ausdruck“) in der Gastronomie immer mehr Berücksichtigung finden. Das findet zweifelsohne in den Ballungszentren, wo der Konkurrenzdruck viel höher ist, naturgemäß eher statt als beim Wirt um die Ecke mit der Monopolstellung. Es wird sicherlich sich in diese Richtung bewegen. Inwiefern jetzt Lokale öffnen, welche ausschließlich solches Essen anbieten, kann ich gar nicht beurteilen. Da lebt jeder in seiner eigenen Blase. Wir bekommen von solchen Kunden derzeit nicht so viel zu hören, gehen aber immer darauf kundenorientiert ein. Ich hoffe, dass sich in der Beziehung etwas bewegt, da es ein Trend wäre, welcher einem realen Interesse nachgeht und keines welches künstlich geweckt werden musste.
Deine Seite werde ich gleich mal als Foodstück prominent auf der Berliner Speisemeisterei platzieren.
Deinen Blog schaue ich mir mal an.
Hallo Steffen, ich sage danke für die wertschätzende Konversation und für die Verlinkung, herzlichen Dank, liebeste Grüße aus Salzburg, Claudia