Letzte Woche gab es keine TV- Kritik der ausgestrahlten Folge von „Game of Chefs, das wird bei der am gestrigen Tage gezeigten Folge nicht so sein. Das hat einen Grund, gab es doch dieses Mal wieder das ein oder andere Unverständnis meinerseits bei dem wichtigen und nicht gerade unerheblichen Part der Bewertung. Regeln sind Für meine Begriffe offensichtlich nur zum Schein Teil dieses Sendeformats. Das merkt man wohl am besten in der zweiten Hälfte der Show.
Diese Ausgabe stand im Zeichen der Pasta, sie sollte von den drei Teams in einer jeweils eigenen Variante hergestellt werden. Gefragt war die „italienische“, „deutsche“ und „asiatische“ Nudel. Und dieses Mal zeigt sich auf erstaunlich realistische Weise, wie Erfolg auch in der professionellen Gastronomie nicht selten stattfindet. Da werden Ideen geklaut und statt auf bodenständige Produkte zu setzen wird mit Trüffel geklotzt und am Ende auch gewonnen.
Direkt nach der Entscheidungsfindung, was denn nun in den Teams gekocht wird und wer die ganze Zeit während der Zubereitung die Führung übernimmt, ging es dann los mit dem Einkauf der benötigten Produkte. Bei Christian Lohses Team fiel da das Augenmerk auf den Albatrüffel. Wer diesen „Tuber magnatum“ kennt und jemals seine intensiven Duftströme nur gerochen hat, weiß, dass das in jedem Fall eine sichere Bank ist. Man braucht hier nicht wirklich großartig aufzukochen, man muss sich sogar eher noch zurückhalten, um ja nicht den besonderen Eigengeschmack des Edelpilzes zu gefährden. Nicht umsonst kostet derzeit ein Kilogramm dieses gefragten Gewächses mehrere tausend Euro.
Desweiteren gab es bei ihnen einen kleinen Salat, obendrein die geforderte Bandnudel und gebackenes Eigelb. Dieses Ei wäre an sich nicht so besonders erwähnenswert , hätte Christian Lohse diese Idee des roh panierten Eigelbs, welches nach der Panierung in der Fritteuse ausgebacken wird, nicht unmittelbar vorher beim Team von Christian Jürgens aufgegriffen und sozusagen 1:1 kopiert. Solche Methoden waren und sind in der heutigen Gastronomie nicht selten sehr verpönt, gerade wenn man es allzu offensichtlich macht. Für Christian Lohse war es weniger schlimm, man befände sich doch in einem Wettbewerb, da sei alles erlaubt. Wie Recht er doch irgendwie hat, jedenfalls, wenn es darum geht, dass Regeln in dieser Sendung nicht so viel wert sind, das wird man später noch merken.
Christian Jürgens auf der anderen Seite führte sein Team heute stark autoritär, wurde aber dabei selten unfair, man erkannte aber bei ihm von Anfang an die innere Anspannung. Ihn wuselte zuletzt die stark vernachlässigte Ordnung am Arbeitsplatz, kommt doch eine Spitzenküche, welche ja auch er praktiziert, ohne sie nicht aus. Dem ging er verstärkt nach, mit Erfolg. In seinem Team befinden sich eine Menge Talente, aber keinen mit dem gewissen Führungsinstinkt, so dass letztendlich alles an Jürgens Ordnungsgeist hängen bleibt. Das gewählte Gericht einer Specknudel kam dann am Ende dennoch auf den Teller oder besser gesagt in die Schüssel.
Beim sogenannten Team „ROT“ von Holger Bodendorf fiel anfänglich bei einigen Kandidaten der Argwohn über die erneute Führungsrolle von Georgius Krokos auf. Gegensätzliche Lippenbekenntnisse konnten da auch nicht über dieses Missvergnügen hinweg täuschen.
Deren asiatischer Nudelgang bekam die zweitmeisten Stimmen und sorgte dennoch nicht für die automatische Qualifikation für den Einzug in die nächste Runde.
Und so mussten sich die Teams um H. Bodendorf und C. Jürgens im Einzelwettkampf Der Jury stellen, welche ja im Teil zwei aus jenen drei Sterneköchen besteht. Diese Herren können in diesem Stadium des Wettkampfes ihren Job als Bewerter absolut nicht mehr unbefangen ausüben. Das merkt man wieder wunderbar in dem Augenblick, als sich die Drei bei der Blindverkostung allzu viel Gedanken um die Personalie hinter dem Gericht machen Wer dann noch glaubt, in diesem Kontext spiele die Messervergabe für das Weiterkommen dann keine Rolle mehr, muss schon sehr blauäugig sein. So bleibt wieder einmal festzuhalten, dass es hier am Ende um 100.000 Euro geht, dennoch unfair gespielt wird. Der TV- Schnitt lässt fast keinen anderen Entschluss zu, da sich die Juroren noch nicht mal Notizen zu den jeweiligen sensorischen Eindrücken machen. Da werden knapp zehn Teller wohl vom Bauchgefühl her beurteilt, was sich für meine Begriffe hier sehr sträflich darstellt, eine neutrale Beurteilung hat jeder Mitbewerber verdient. Ich bezweifle, dass man so viele Vergleiche zu verschiedenen Gesichtspunkten wie Schwierigkeitsgrad, Komplexität der Speise, Geschmack, Aussehen und Gesamteindruck im Kopf angemessen ziehen kann.
Desweiteren hörte bei einigen der Teamgedanke auch in der Finalrunde nicht auf. Lucas Kaminski machte gleich Nudelteig für sein Team „grau“ komplett mit und gab zudem so eine Art Kochkurs für Janine Baumgarten, die derart viele Fragen zu ihrem eigens kreierten Gericht hatte, dass man das Gefühl nicht los wurde, sie wirke unter den ganzen anderen Teilnehmern irgendwie deplatziert. Wie man so nun den Koch mit den besten handwerklichen Fähigkeiten ermitteln möchte, ist nicht zu erklären. Was aber nicht verboten ist, ist folglich automatisch erst einmal erlaubt.
Umso kurioser ist es, dass dann der waschechte Italiener Andrea Girau bei so einem Thema wie Pasta, welches ja kaum ein anderer als er aus dem Effeff beherrschen müsste, rausfliegt.
So lange die Produzenten von „Game of Chefs“ sich darauf besinnen, nicht nach verständlichen Begründungen urteilen zu lassen, so lange kann man dieses TV- Format, auch wenn es eigentlich aufgrund der Präsenz von „echten“ Köchen eine Chance verdient hätte, getrost unter Ulk verbuchen.
Lieber Steffen, ich schaue mir diese TV-Formate nie an. Ich bin ein begeisterter Hobbykoch, und mir geht es mehr um das Produkt und die eine oder andere ideale Idee am Herd. Aber was ich nicht verstanden hab, du sagst, dass Lohse Live Pasta mit Albatrüffel gekocht haben soll? Wenn dem so ist, wie kann das sein. Die Saison der Albatrüffel ist längst vorbei. Waren es etwa tiefgefrorene? Wie gesagt, als Trüffelhändler interessiert es mich zu wissen, was für Trüffel Lohse benutzt hat.
Ciao, Massimo
Hallo Massimo,
die Sendung ist nie live. Die ganze Staffel ist seit langem aufgezeichnet. Er hat weißen Trüffel verhobelt. Das ganze ist eine fake Veranstaltung.
Grüße Marcus
Hi Steffen,
guter Artikel, ich habe diese Sendung noch nie gesehen…
die PMs seitens des Senders reichen mir völlig. 🙂 Letztlich versucht jeder krampfhaft PR
aus der Sache zu ziehen denke ich…
Gruß Dirk
Die Trüffelorgie von Christian Jürgens beim Burger-Thema in der Vorwoche, die zum Sieg führte, hättest Du aber ruhig erwähnen können…