Italien ist derzeit in aller Munde. Zuletzt mit „Il Po“ besprach ich einen sehr anschaulichen Titel über die südländische Art der Ernährung. Diese Art der Küche zeichnet sich vor allen Dingen durch das Auskommen von wenigen aber dafür qualitativ hochwertigen Zutaten aus. In dem neuen Band „Italien vegetarisch“, welcher neben „Deutschland vegetarisch“ und „Österreich vegetarisch“ der dritte im Bunde dieser Reihe ist, wird sogar auf Fisch und Fleisch verzichtet.
“Italien vegetarisch”
Claudio Del Principe
Herausgeberin: Katharina Seiser
Brandstätter Verlag
2014, Wien
272S., gebunden, 34,90 €
ISBN: 978-38503-3806-6
Aber zuerst einmal ein paar Worte zum Autor. Claudio selbst führt einen sehr bekannten Blog namens „Anonyme Köche“. Ein Foodblog der besonderen Art. Seine Stärken sind neben dem Kochen auch das Wort. Das Temperament kann man in jedem Beitrag zwischen den Zeilen spüren. Er ist mit Leib und Seele dabei. Authentisch bis in die letzte Pore, das trifft man nicht jeden Tag. Selbst war er auch eine Zeitlang vegetarisch unterwegs, das ist heute aber nicht mehr so.
In der Reihe „… in 4 Gängen“ suchte ich einst für meinen Blog verschiedene Mitstreiter, die ihre Sicht der Dinge zu einem bestimmten Thema beisteuern wollten. Auch Claudio wurde gefragt, und ich war sehr erstaunt über dieses Bekenntnis. Er verstand es wunderbar mit den verschiedenen Bestandteilen zu arbeiten, so dass ich mir bei der Ankündigung dieses Titels absolut keine Sorgen machte, dass das auch ein klasse Buch wird.
Für mich ist es das erste Werk aus der Reihe von Herausgeberin Katharina Seiser, welche gerade in diesem Jahr wieder sehr umtriebig ist. Zusammen mit Claudio schuf sie ein Band, der nach dem Vorwort der beiden in die vier Jahreszeiten eingeteilt ist. Genauso wie man es auch erwartet, präsentiert sich hier die italienische Küche. Schlank und einfach aber nicht kalorienarm. Komplexe Gerichte wird man hier nicht finden. Hochtechnisierte Pinzettenkochkunst schon mal gar nicht. Einzig und allein die Nudel wird hier gekonnt aufgedreht.
Gänge wie die Reiskroketten hätte ich nicht unter dem Deckmantel der italienischen Küche vermutet, aber die Kurzinfo, die bei jedem Teller vorangeht, erklärt mir, dass diese sizilianische „Crocchette di riso“ ursprünglich ein Resteessen war und nun zu eine Art „Soulfood“ der Italiener geworden sind.
Auch darf der Büffelmozzarella nicht fehlen, in der ersten Jahreszeit wird er zusammen mit Mangold kredenzt. Viele der Speisen sind natürlich geschwängert mit Olivenöl, Knoblauch und Meersalz, typisch „italiano“ eben.
Das Konzept der Rezeptdarstellung ist ansprechend gegliedert und orientiert sich dabei an den Vorgängern. Sucht man den Hinweis, für welche Menge an Personen das Ganze eigentlich immer durch rezeptiert ist, wird man ganz hinten fündig. Sowas gehört für meine Begriffe nach vorne. Das sind aber Luxusprobleme bei einem Buch, welches eigentlich fast makellos erscheint. Witzig und erwähnenswert sind auf jeden Fall die 3 Lesebändchen in den Farben der italienischen Nationalflagge.
Für die Fotografie zeichnet sich der Buchautor selbst verantwortlich, beweist er doch auf seinem Blog, dass er die Knipse bestens beherrscht. Doch freut man sich auf die Bildsprache von http://anonymekoeche.net wird man leider enttäuscht werden. Er entschied sich für eine weniger mutige aber dafür solide Darstellung der Speisen. Obwohl ich mir sicher bin, dass etwas mehr seiner eigenen Persönlichkeit, die er Tag für Tag auf dem Blog zeigt, ein großer Zugewinn für das Buch gewesen wäre.
So übt er sich in charmanter und unaufgeregter Fotografie, welche gänzlich ohne Experimente und Schi Schi auskommt. Viele Brotkörbe, Bestecke und Tischdecken sind neben den Protagonisten der südlichen Kochkunst zu sehen. Hier überrascht nicht viel. Aber das muss es ja auch nicht.
Jedes Quartal birgt eine durchmischte Sammlung an vernünftiger italienischer Hausmannskost. Das Gemüse ist hier natürlich der Schwerpunkt und wird dem Leser ansprechend in einer bunt durchmischten Auswahl von 150 traditionellen Rezepten angeboten. Grund genug bei so vielen Möglichkeiten einmal das tierische Arsenal wegzulassen, auch für mich. Vielen Dank für dieses Buch, Katharina und Claudio!
Kochbuch des Jahres 2014
Claudio del Principe „Italien vegetarisch“
Meine Wahl !
Herzliche Grüsse
Yvonne