Neben dem Essen ist eine meiner Leidenschaften, denen ich besonders gerne nachgehe, der Film. Der Film ist ein unheimlich tolles Medium, Begebenheiten und die damit verbundenen Emotionen darzustellen, gerade auch beim Essen. Zudem ist der Film in vielerlei Hinsicht die Initialzündung für die eine oder andere Aktion in meinem Leben gewesen. In dem hier vorgestellten Buch ist auch ein filmisches Werk vorgestellt, welches dafür sorgte, dass ich mich dazu entschloss, ein digitales und vor allen kulinarisches Tagebuch zu führen. Die Rede ist vom Streifen namens „Julie & Julia“, indem es um eine leidenschaftliche Hobbyköchin geht, welche versucht in einem Jahr alle Gerichte aus einem Kochbuch einer Koryphäe nachzukochen, und die Erlebnisse dabei in ihrem Foodblog der Öffentlichkeit schildert.
“Filmrezepte”
Thomas Struck & Karin Laudenbach
Fotografie: Joerg Lehmann
Callwey Verlag, München, 2014
192 S., gebunden, 39,95 EUR
ISBN: 978-37667-20-757
Die bewegten Bilder können wunderbar die Brücke zu den verschiedensten Themen schlagen und diese nach Hause oder noch viel besser ins Kino zum Publikum transportieren. So gibt es auch seit geraumer Zeit zu den Filmfestspielen der „Berlinale“ das „Kulinarische Kino“, welches sich stets aufs Neue mit den ausgestrahlten Werken des deutschen Festivals auseinandersetzt und mehrere hochdekorierte Köche in Berlin so Einiges an spannenden Gerichten kreieren. Einige dieser Speisen werden in diesem Buch auch ihren Platz finden.
Doch zunächst holt dieses Werk ein wenig aus und begibt sich auf eine Zeitreise, die bis in die Anfänge des Films zurück reicht. Glaubt man dem Buch, so spielte die Gastronomie schon bei der ersten Filmvorführung 1895 eine große Rolle, als die Brüder Lumière einen kurzen Film über „Die Mahlzeit der Babys“ vorführten. So entdeckte man, dass die Kamera die Sicht auf die essbaren Dinge der Welt revolutionieren konnte. Es erzählen seitdem die unterschiedlichsten Meisterwerke angefangen von „Babettes Fest“ (Melodram | 1987), „Das große Fressen“ (Komödie | 1973) oder auch Klassiker wie „Brust oder Keule“ (Komödie | 1976) die schönsten Geschichten überhaupt.
Die Schaffer dieses Buchs haben es sich nun zur Aufgabe gemacht, die vielen Gerichte der Kochfilme hochwertig aufzuarbeiten und zu rezeptieren. Man hat sich für diesen Zweck mit Größen wie Léa Linster, Christian Lohse, Sonja Frühsammer oder auch Bobby Bräuer zusammen getan und ihnen die Herausforderung gestellt, diese Gänge dem Leser möglichst attraktiv zugänglich zu machen. Ohne allzu große Lobeshymnen zu halten, kann man aber dennoch sagen, dass ihnen das durchaus gelungen ist.
Der Buchdeckel klärt von vornherein schon den Anspruch, indem er 14 Guide Michelin Sterne im Inhalt ankündigt. Der Reihe nach werden dann 25 von der Kulinarik geprägte Filme vorgestellt. Der Leser erfährt zuerst etwas über den eigentlichen Film und dessen Handlung. Oft werden in den nächsten Seiten zwei manchmal auch drei Gerichte aus dem Film präsentiert und stehen zudem noch rezeptiert zur Verfügung. Die Zubereitungen sind alle ganz klar an die heimisch kochende Fraktion gerichtet. Von der Regionalität kann man keinen duchgehenden Stil ausmachen, setzt man sich doch hier mit den verschiedensten Kochkulturen auseinander. Das führt den Käufer dieses Buchs von der klassischen „Nouvelle Cuisine“ über die italienisch/ sizilianische Hausmannskost bis hin zu den asiatischen „Dim Sum“- Speisen.
So sieht die von Christian Lohse in Szene gesetzte „Geangelte Atlantik- Seezunge mit Pfifferlingen“ großartig aus und macht Appetit auf mehr. Aber auch die bodenständige Küche macht hier eine sehr gute Figur. So zeigt das sizilianische Ofengemüse „Caponata“ eindrucksvolls, wie das unprätentiös aussehen kann und weckt automatisch den Anschein, dass auch dieses Gericht ohne viel Tamtam zu Hause nachkochbar ist. Die Rezepte sind vom Design natürlich her etwas cineastisch aufgemacht und trotzdem gut lesbar. Die Fotos sind allesamt unaufgeregt und ansprechend. Auch wird so einiges an Fotomaterial aus dem entsprechendem Film selbst dargeboten.
Rezepte gibt es unter anderen zu den folgenden Kinofilmen:
„Das große Fressen“ | Christian Lohse
„Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ | Bobby Bräuer
„Brust oder Keule“ | Marco Müller
„Julie & Julia“ | Cornelia Poletto
„L`amour des moules“ | Johannes King
„How to cook your life“ | Edward Espe Brown
„Slow Food Story“ | Michael Hoffmann
„Toast“ | Michael Kempf
Man trifft hier also auf die verschiedensten kulinarischen Kulturen. Dieses Buch wartet mit einer sehr ansprechenden und auch kurzweiligen Aufarbeitung der essbaren Kinogeschichte auf und gibt zudem auch dann und wann den Anstoß, wieder einen Klassiker des „Kulinarischen Kinos“ anzuschauen.
Hinweis der Redaktion
Ein Teil der besprochenen Produkte wurden von Unternehmen zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.
Soll es ein Gag sein oder ist es einfach Unwissen? Mit konstanter Boshaftigkeit wird Cuisine (franz. für Küche) Quisine geschrieben oder gibt es auf der Tastatur einfach nur ein Q und kein C?
Im eingangs beschriebenen Film kocht sich die Protagonistin nicht durch irgendein Kochbuche irgendeiner Koryphäe sondern durch das Werk von Julia Child!!!!!!!
Liebe Frau Dr. Bosch,
kein Gag, falsch gelernt. Alle Quisines wurden umgehend zu Cuisines transformiert. Vielen Dank für den Hinweis. Natürlich ist Julia nicht irgendeine Köchin sondern die Köchin überhaupt. So wollte ich das mit dem Ausdruck nicht dargestellt wissen. Ich bin gespannt auf die deutsche Übersetzung, die demnächst veröffentlicht wird.